ALTENGLISCHE MÖBEL
Altenglische mobel. von
GEORG MALKOWSKY.*)
Dem modernen Möbel-Geschmack, der sich
seit mehr als einem Jahrzehnt dem Streben
nach einfachen, durch den Nutzzweck bestimmten
Stilformen zuzuwenden schien, steht der Sammel-
eifer gegenüber, der seine Objekte nicht nur zu
einer Kollektion anhäuft, sondern sich auch mit
ihnen in malerischer Grup-
pierung für den täglichen
Gebrauch zu umgeben trachtet.
Die Preise für antike Möbel
sind in fortwährendem Steigen
TAOEBETT AUS DER ZEIT KARLS I.
begriffen, und da der vorhandene Bestand der
Nachfrage bei weitem nicht genügt, sind den
Nachahmungen und Fälschungen Tür und Tor
geöffnet.
Die altenglischen Möbel, deren Abbildung
wir nebenstehend bringen, haben den
Vorzug, berühmten Sammlungen an-
zugehören und unzweifelhaft echt zu
sein. Sie sind leicht datierbar und er-
weisen sich als besonders geeignet, an
ihnen sowohl den Einfluß kontinen-
taler Stileinwirkungen wie national
bedingter Formabweichungen zu de-
monstrieren.
Durch gotische Pfeiler getrennt, streben seitlich
je zwei mit Maßwerk geschmückte fensterartige
Füllungen empor, die in einen Eselsrücken-
Bogen enden und deren Zwickel, von den
Krabben ausgehend, mit phantasievollem Pflanzen-
ornament ausgestattet sind. Der Charakter der
Schnitzerei weist auf frühen flämischen oder
französischen Ursprung hin, während der Sockel
der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts an-
gehören dürfte.
Ein spezifisch englisches Möbel ist die Kamin-
verkleidung, wie eine solche aus dem ersten
Drittel des XVII. Jahrhunderts, einem alten Hause
der Londoner City entstammend, von der Fish-
monger-Company dem Victoria-Albert-Museum
gestiftet wurde. Die Ornamentik,
durch Säulen und Triglyphen
gegliedert, weist Anklänge an
den Elisabethstil auf, während
die Hauptformen sich nicht
wesentlich von denen der italieni-
schen und deutschen Spätrenais-
sance unterscheiden.
Während die früheren Perioden
englischen Hausrats sich meist mit
der auf Böcken ruhenden Platte
begnügten, an deren Stelle der von schweren
Keulenfüßen getragene Ausziehtisch trat, gehört
der runde oder achteckige Tisch einer späteren
Epoche an und wurde besonders zur Zeit der
Königin Elisabeth in anmutigere Formen aus-
Eines der ältesten Hausgeräte als
Behälter für Wäsche, Kleidung, Meß-
gewänder und Wertsachen aller Art ist
die Truhe. Besonders selten sind die
gotischen Truhen des vierzehnten und
fünfzehnten Jahrhunderts. Ein reich
geschnitztes Exemplar befindet sich als
Stiftung des Besitzers von Trobridge
John Yarde in der Heiligen Kreuzkirche
in Crediton, Devonshire. Das Mittelstück
bildet ein durchbrochener Baldachin,
der eine Reliefdarstellung der Anbetung
der Weisen aus dem Morgenlande
überspannt.
*) Die Abbildungen sind einem demnächst im Ver-
lage von Weise & Co., Berlin W. 62 erscheinenden Werk-
chen über Englische Möbel aller Zeiten entnommen.
ACHTECKIGER ELISABETH-TISCH AUS DEM JAHRE 1606
58
Altenglische mobel. von
GEORG MALKOWSKY.*)
Dem modernen Möbel-Geschmack, der sich
seit mehr als einem Jahrzehnt dem Streben
nach einfachen, durch den Nutzzweck bestimmten
Stilformen zuzuwenden schien, steht der Sammel-
eifer gegenüber, der seine Objekte nicht nur zu
einer Kollektion anhäuft, sondern sich auch mit
ihnen in malerischer Grup-
pierung für den täglichen
Gebrauch zu umgeben trachtet.
Die Preise für antike Möbel
sind in fortwährendem Steigen
TAOEBETT AUS DER ZEIT KARLS I.
begriffen, und da der vorhandene Bestand der
Nachfrage bei weitem nicht genügt, sind den
Nachahmungen und Fälschungen Tür und Tor
geöffnet.
Die altenglischen Möbel, deren Abbildung
wir nebenstehend bringen, haben den
Vorzug, berühmten Sammlungen an-
zugehören und unzweifelhaft echt zu
sein. Sie sind leicht datierbar und er-
weisen sich als besonders geeignet, an
ihnen sowohl den Einfluß kontinen-
taler Stileinwirkungen wie national
bedingter Formabweichungen zu de-
monstrieren.
Durch gotische Pfeiler getrennt, streben seitlich
je zwei mit Maßwerk geschmückte fensterartige
Füllungen empor, die in einen Eselsrücken-
Bogen enden und deren Zwickel, von den
Krabben ausgehend, mit phantasievollem Pflanzen-
ornament ausgestattet sind. Der Charakter der
Schnitzerei weist auf frühen flämischen oder
französischen Ursprung hin, während der Sockel
der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts an-
gehören dürfte.
Ein spezifisch englisches Möbel ist die Kamin-
verkleidung, wie eine solche aus dem ersten
Drittel des XVII. Jahrhunderts, einem alten Hause
der Londoner City entstammend, von der Fish-
monger-Company dem Victoria-Albert-Museum
gestiftet wurde. Die Ornamentik,
durch Säulen und Triglyphen
gegliedert, weist Anklänge an
den Elisabethstil auf, während
die Hauptformen sich nicht
wesentlich von denen der italieni-
schen und deutschen Spätrenais-
sance unterscheiden.
Während die früheren Perioden
englischen Hausrats sich meist mit
der auf Böcken ruhenden Platte
begnügten, an deren Stelle der von schweren
Keulenfüßen getragene Ausziehtisch trat, gehört
der runde oder achteckige Tisch einer späteren
Epoche an und wurde besonders zur Zeit der
Königin Elisabeth in anmutigere Formen aus-
Eines der ältesten Hausgeräte als
Behälter für Wäsche, Kleidung, Meß-
gewänder und Wertsachen aller Art ist
die Truhe. Besonders selten sind die
gotischen Truhen des vierzehnten und
fünfzehnten Jahrhunderts. Ein reich
geschnitztes Exemplar befindet sich als
Stiftung des Besitzers von Trobridge
John Yarde in der Heiligen Kreuzkirche
in Crediton, Devonshire. Das Mittelstück
bildet ein durchbrochener Baldachin,
der eine Reliefdarstellung der Anbetung
der Weisen aus dem Morgenlande
überspannt.
*) Die Abbildungen sind einem demnächst im Ver-
lage von Weise & Co., Berlin W. 62 erscheinenden Werk-
chen über Englische Möbel aller Zeiten entnommen.
ACHTECKIGER ELISABETH-TISCH AUS DEM JAHRE 1606
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