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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Der Dichter und die Kunst
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bloßes Reduzieren beschränken und
aller Komposition begeben, wissen
nicht, daß die bildende Kraft künst-
lerischer Phantasie und die bildende
Kraft der schaffenden Natur eine
und dieselbe ist und daß der bil-
dende Künstler sozusagen das gei-
stige Komplement der sichtbaren
Schöpfungen in seiner Seele trägt.“

Lenau in einem Brief an
Emilie Reinbeck.

Wien, 16. Okt. 1833.

*

„Wir sprechen überhaupt zu viel.

Wir sollten weniger sprechen und
mehr zeichnen. Ich meinerseits
möchte mir das Reden ganz ab-
gewöhnen und wie die bildende
Natur in lauter ■ [Zeichnungen fort-
sprechen.“

Goethe im Gespräch zu Falk
30. Juli 1809.

*

Jeder Künstler soll es der Vogel-
mutter nachahmen, die sich um ihre Brut nicht
mehr kümmert, sobald sie flügge geworden ist.

Marie v. Ebner-Eschenbach.

*

Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit,
aber schlimm für ihn, wenn er zugleich ihr Zög-
ling oder gar noch ihr Günstling ist.

Schiller. Briefe über ästhetische Erziehung.

Die Kunst kann nicht trösten; sie verlangt
schon Getröstete.

Ernst v. Feuchtersieben. Aphorismen.
*

Kunst zu offenbaren und den Künstler zu
verbergen, ist die Aufgabe der Kunst.

Oskar Wilde. Bildnis des Dorian Gray.

STÄTTEN DER ARBEIT: STEINBRECHER. ÖLGEMÄLDE

ROBERT STERL

STÄTTEN DER ARBEIT.

Die Galerie Arnold in Dres-
den hat eine Ausstellung er-
öffnet, welche eine internationale
Bedeutung hat: sie will den Nie-
derschlag aller Ideen und Bewegun-
gen unseres technischen Zeitalters
in der Kunst dieser Zeit offenbaren.
Der Erfolg dieser Bemühung ist ein
überraschender insofern, als sich
herausstellte, daß die immer wie-
derkehrende Ansicht, unsere Kunst
stehe den großen sozialen, wirt-
schaftlich-industriellen Prinzipien der
Gegenwart fremd gegenüber und sie
habe es noch nicht vermocht, den
technischen Geist dieser Epoche
durch die Mittel des künstlerischen
Ausdrucks lebendig zu machen, doch
im Grunde unzutreffend ist. Lang-
sam aber stetig erobert sich auch
die Kunst diesen freilich schwer
fruchtbar zu machenden Boden, und

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