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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Feuerbach, Anselm: Der Kampf eines Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0164

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*) Wir bringen hier einen für Feuerbachs Werdej ah re und seine
künstlerischen Kämpfe ungemein charakteristischen Brief aus dem in
Kürze erscheinenden, für die Kunstgeschichte höchst bedeutsamen
Werk ,,Anselm. Feuerbachs Briefe an seine Mutter“. Aus dem
Besitz der Königl. Nationalgalerie herausgegeben von G. J. Kern
und H. Uhde-Bernays. (Verlag Meyer u. Jessen, Berlin.)

ROSENBUCH HEINRICH VOGELER-WORPSWEDE

KOMMENDER FRÜHLING

ER KAMPF EINES KÜNSTLERS.

' AUS DEN BRIEFEN VON ANSELM
FEUERBACH.*)

Rom, den 21. April 1858.

Meine liebe, gute Mutter!

Ich habe Dir für Deine zwei lieben Briefe zu
danken, auch hier in Rom ist es schon lange
grün und frühlingsmäßig . . . Mein Bild ist zurück
von der Ausstellung, es ist auch nichts weiter er-
folgt. Wie man faktischen Sukzeß haben kann,
ohne daß etwas weiter herauskommt, wird dem
klar, der in dem Badeort Rom lebt, — man
sprach davon und basta. Ich habe auch das
überwunden und resigniere auf alles Weitere. Es
ist hier Hasardspiel; Mittel wie Lohnbediente,
die bestochen werden, elegante Ateliers für Fremde
usw. kenne ich nicht, will sie nicht kennen, ein-
flußreiche Freunde habe ich nicht. — Mein sehn-
lichster Wunsch, Dir tausend Gulden geben zu

können, ist zu Wasser ge-
worden, und das Resultat
so vieler innerer Kämpfe und
Unruhe wird eben das sein,
daß ich ein zweites Bild
malen muß, damit mir’s dann
ebenso ergeht, wie bei die-
sem usw. Ich danke Dir,
liebe Mutter, daß Du so hohe
Ideen über meine Zukunft
hast, ich habe sie auch still
gehegt, habe sie aber nicht
mehr. — Es braucht, abge-
sehen von äußeren Mitteln,
stets bei mir wahrer Revolu-
tion inwendig, ich habe lange
Zeiten, wo mich die Fülle
der Bilder quält und ich doch
nicht die Ruhe habe, eine
Gestalt nur zu zeichnen, end-
lich kommt etwas zur Klar-
heit und ist dann, wie Dante,
das Einfachste, was man sich
denken kann, dem man die
Kämpfe nicht ansieht, und
was ein anderes heiteres
Künstlergemüt ebensogut
gleich ohne das auf die Lein-
wand bringen könnte. Daher
kommt es dann, daß Be-
schauer meine Bilder eben
nehmen wie andere auch
und ich die einzige Seele
bin, die glaubt, sich diesmal selbst überwunden zu
haben, und die dann wieder anfangen muß, von
neuem zu bilden, um vielleicht dieselben Resultate
zu erzielen. Liebe Mutter, das klingt nicht heiter,
ich kann nichts dafür, es ist ja die Wahrheit, ich

HEINRICH VOGELER-WORPSWEDE

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