Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

DOI article:
Japanische Lackarbeiten
DOI article:
Fechner, Hanns: Motiv und Genrebild, [1]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0089

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
JAPANISCHE LACKARBEITEN

felde, das von acht Glycinienblüten gerahmt
ist; in verjüngtem Maßstabe wiederholt sich
dies Motiv an den Ecken des Kästchens.

Neben diesen Arbeiten in reicher Verwendung
von Hiramokie ist die Verwendung reinen
Schwarzlacks als Grund mit klar sich abheben-
dem Schmuck in Goldlack immer noch sehr
beliebt, wie sie ein Kogo (Abb. 4) aus dem
15. Jahrhundert zeigt, auf dem die Spitze eines
buddhistischen Priesterstabes in Goldlack ab-
gebildet ist.

An das Ende der hohen Zeit der Lackkunst
führen uns zwei Arbeiten aus dem Anfang und
dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts. Die
eine ist ein Jnro (Abb. 5) — so heißen die
kleinen eleganten am Gürtel mittels eines Netzuke
getragenen Lacke, die zur Aufnahme des Stempels
oder auch von Arzneimitteln dienten. Die alten
knorrigen Kiefern, die da auf Vorder- und Rück-
seite dem Fels entwachsen, sind ein wenig er-
haben in Goldblech aufgelegt — hier und da
ist durch Gravierung die rissige Rinde ange-
deutet - und heben sich prächtig ab von dem
schwarzbräunlichen Grunde, der durch wallende
Goldnebel aufgehellt ist. Ein Suzuribako
(Schreibkasten) schließlich führt uns in die Zeit
höchster technischer Vervollkommnung: auf

der Innenseite seines Deckels (Abb. 6), der außen
auf tiefem Schwarzlack eine Landschaft mit
einem Korallenmond in Goldwolken und einen
meerumbrandeten Fels in Relieflack zeigt, steht
in einer gewissen Steigerung der Effekte, auf
Hiramegrund, über den sich wie von großenSchnee-
flocken ein Gewimmel von unregelmäßigen
dicken Goldflocken ergießt, ein alter Pflaumbaum
mit Blüten aus Korallen. Die Genroku-Periode
(1688 -1703), aus der dies Suzuribako stammt,
gilt als die letzte Glanzzeit der Lackkunst.

ABBILDUNG 3

ABBILDUNG 4

Motiv und Genrebild, von

HANS FECHNER

Glühend heiße Strahlen sandte die Mittags-
sonne herab. Pan sah sich blinzelnd um: seine
Stunde war da. Die Luft zitterte förmlich, wie
über einem stark geheizten Dampfkessel.

Ein Mann lag in dem jetzt nur kärglichen
Schatten der hohen Tannen; Rucksack, Malgerät
und Joppe neben ihm, er selbst auf dem Rücken.
So wollte er ein Stündchen ruhen und träumen,
ehe er weiter wanderte. Blau wars über ihm,
zwischen den dunkeln Tannenwipfeln, nur blau,
so recht böcklinisch blau. Die Berggipfel, die
seitlich zwischendurch hervorleuchteten, sahen
so sonnensatt aus, so voll des Guten, daß er
die Augen abwenden mußte. Zur Abwechslung
legte er sich auf den Bauch.

Machen wirs einmal wie die Italiener.

Also schlafen. — Gedacht, aber nicht getan.
Über seine Hand schlich ein leises Kitzeln; er
blinzelte danach hin. Eine Ameise. Noch eine.
Nun hatte er die Augen schon wieder weit
offen und sah sich in allernächster Nähe um.
Eine Schar, ein ganzer Zug kam von dort her.
Über die Hände sollten sie ihm nicht mehr
laufen; die hatte er ihnen weggezogen, sich halb
aufgerichtet und sich auf sie gestützt.

Und was für eine Kraft sie haben, die kleinen
Viecher. Man sollte es ihnen gar nicht Zutrauen.

Dicht vor ihm hatten ihrer zweie eine dicke
Raupe beim Wickel. Sie wand und bäumte sich;
aber vergebens. Ihre kleinen Feinde zwickten
und pufften sie hin und her, bis sie es aufgab
und sich lang ausstreckte.

69
 
Annotationen