DER MODERNE WOHNHAUSBAU
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ARCHITEKTONISCHE HANDZEICHNUNQ
A. HENSELMANN-DRESDEN
sich architektonisch empfin-
dende Kräfte der Gartengestal-
tung annahmen, hat sich auch
das Bild der Wohnstraßen sehr
erheblich verbessert. Nach eng-
lischem und amerikanischem
Muster beginnt man, die häß-
lichen eisernen Vorgartengitter
entweder ganz fortzulassen
oder doch durch freundliche
Holzspaliere zu ersetzen.
*
Seitdem der Wert ursprüng-
lichen, gemütvollen Schaffens,
welches aus naiv empfindender
Künstlerseele kommt, feststeht,
hat man sich zu einer schlich-
ten Architektursprache bekehrt,
die in erster Linie deutsch
redet. Auch das deutsche
Bauern- und Bürgerhaus, wie
es im Mittelalter und der Re-
naissance aus dem Boden
förmlich empor wuchs, als
ein Werk der Natur, gibt
heute wieder die großen
Richtlinien für die Silhouetten-
bildung an. Und in unserem
schnelllebigen, nervösen Zeit-
alter wirken diese ruhigen,
großen Massen wohltuend und
bilden den besten Ausdruck
für die Ideen und Bedürfnisse
der jetzigen Generation. Es
ist ein unschätzbarer Fort-
schritt gegen früher, daß sich
heute die Besten der Archi-
tekten mit der Ausbildung und
Gestaltung der Mietshäuser
befassen. Daher veredelt sich
der Charakter der Großstädte
sichtlich und nimmt trotz der
nivellierenden Bauordnungen
allmählich volkstümliche, gemütvolle Bauformen
an. Lokalkolorit und Bodenständigkeit ist heute
die erste und beste Losung!
IE WALLOTSCHÜLER.
Der geniale Erbauer des Reichstagshauses
Paul Wallot, der so unerwartet dahinschied,
hinterläßt ein künstlerisches Erbe wie wenige, die
seine Zeitgenossen waren. Neben Mitarbeitern
wie Rieth (den der Tod schon vorher abrief),
Rettig, Pfann, neben Schülern wie Wilhelm Kreis,
Emil Schaudt und Heinrich Straumer steht noch
eine ganze Schar jüngerer Architekten, von denen
viele in Dresden ansässig geblieben sind. Nach-
dem wir im ersten Heft dieses Jahrgangs das
Lebenswerk Wallots selbst charakterisiert haben,
veröffentlichen wir heute eine Reihe von Ent-
würfen seiner besten Dresdener Schüler, die im
Geist des verstorbenen Meisters zu schaffen be-
gannen und in ihrer eigenen Entwickelung dabei
rüstig fortschreiten. Überall tritt bei diesen
Künstlern, bei Dörfurth, Reinhardt, Kühne, Kolbe,
Bender, Höhrath der Zug zum Monumentalen
hervor. Großzügigkeit atmen auch die Architektur-
zeichnungen von Henselmann. Es sind erst
kürzlich einige bekannte auswärtige Architekten
nach Dresden berufen worden — die alte Kunst-
stadt besitzt aber auch in ihren Wallotschülern
tüchtige Kräfte, die stark nutzbar zu machen sind.
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ARCHITEKTONISCHE HANDZEICHNUNQ
A. HENSELMANN-DRESDEN
sich architektonisch empfin-
dende Kräfte der Gartengestal-
tung annahmen, hat sich auch
das Bild der Wohnstraßen sehr
erheblich verbessert. Nach eng-
lischem und amerikanischem
Muster beginnt man, die häß-
lichen eisernen Vorgartengitter
entweder ganz fortzulassen
oder doch durch freundliche
Holzspaliere zu ersetzen.
*
Seitdem der Wert ursprüng-
lichen, gemütvollen Schaffens,
welches aus naiv empfindender
Künstlerseele kommt, feststeht,
hat man sich zu einer schlich-
ten Architektursprache bekehrt,
die in erster Linie deutsch
redet. Auch das deutsche
Bauern- und Bürgerhaus, wie
es im Mittelalter und der Re-
naissance aus dem Boden
förmlich empor wuchs, als
ein Werk der Natur, gibt
heute wieder die großen
Richtlinien für die Silhouetten-
bildung an. Und in unserem
schnelllebigen, nervösen Zeit-
alter wirken diese ruhigen,
großen Massen wohltuend und
bilden den besten Ausdruck
für die Ideen und Bedürfnisse
der jetzigen Generation. Es
ist ein unschätzbarer Fort-
schritt gegen früher, daß sich
heute die Besten der Archi-
tekten mit der Ausbildung und
Gestaltung der Mietshäuser
befassen. Daher veredelt sich
der Charakter der Großstädte
sichtlich und nimmt trotz der
nivellierenden Bauordnungen
allmählich volkstümliche, gemütvolle Bauformen
an. Lokalkolorit und Bodenständigkeit ist heute
die erste und beste Losung!
IE WALLOTSCHÜLER.
Der geniale Erbauer des Reichstagshauses
Paul Wallot, der so unerwartet dahinschied,
hinterläßt ein künstlerisches Erbe wie wenige, die
seine Zeitgenossen waren. Neben Mitarbeitern
wie Rieth (den der Tod schon vorher abrief),
Rettig, Pfann, neben Schülern wie Wilhelm Kreis,
Emil Schaudt und Heinrich Straumer steht noch
eine ganze Schar jüngerer Architekten, von denen
viele in Dresden ansässig geblieben sind. Nach-
dem wir im ersten Heft dieses Jahrgangs das
Lebenswerk Wallots selbst charakterisiert haben,
veröffentlichen wir heute eine Reihe von Ent-
würfen seiner besten Dresdener Schüler, die im
Geist des verstorbenen Meisters zu schaffen be-
gannen und in ihrer eigenen Entwickelung dabei
rüstig fortschreiten. Überall tritt bei diesen
Künstlern, bei Dörfurth, Reinhardt, Kühne, Kolbe,
Bender, Höhrath der Zug zum Monumentalen
hervor. Großzügigkeit atmen auch die Architektur-
zeichnungen von Henselmann. Es sind erst
kürzlich einige bekannte auswärtige Architekten
nach Dresden berufen worden — die alte Kunst-
stadt besitzt aber auch in ihren Wallotschülern
tüchtige Kräfte, die stark nutzbar zu machen sind.
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