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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Seesselberg, Friedrich: Karl Schäfer
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Lorenz, Felix: Louis Kolitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0500

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KARL SCHÄFER

zelne starke Künst-
ler-Kraftgenies füh-
rend am Werke ge-
wesen sein müssen.

Ein solcher Füh-
rer ist eben Karl
Schäfer gewesen.

Wiederum freilich
nicht unmittelbar.

Er ist weder als
Lehrer noch als
Architekt ein be-
wußter Dolmetscher
seiner für das Mo-
numentale reifen
Zeit gewesen. Aber
der ganze herrliche
Mann selber war
sozusagen ein Stück
Monumentalität.

Wer ihn nur sah
und wer ihn ein-
mal so ein kraftvoll-
einfaches Würfel-
kapitäl als Kunst-
form auslegen hörte
und ihm folgte, wie
er es zu der zerfle-
derten Gestalt des
korinthischen Akan-
thuskapitäls in Ver-
gleich setzte, der
muß schon selbst in
diesen kleinen Din-
gen den neuen Geist
verspürt haben, der
als Monumentalsinn
in unserer bildenden
Kunst lebendig zu
werden begann.

Viele seither bedeu-
tend gewordene Bildhauer,' die ihm als Architek-
turstudierende zu Füßen gesessen, habe ich diesen
Einfluß Schäfers auf sie selbst mit Begeisterung
bezeugen hören. Die damals entstandenen ersten
wuchtigen Bismarcktürme haben wohl gleichfalls
— gleichgiltig ob bewußt oder unbewußt —
wesentlich mit auf Schäfer beruht, und nie wird
die Kunstgeschichte seinen Namen von dem monu-
mentalen Zuge unserer Architektur im ganzen
trennen.

VESTIBÜL EINES MIETHAUSES

LOUIS KOLITZ.

j Als junger Meister der Düsseldorfer
Schule war Louis Kolitz einst nach
Kassel gekommen, wo er dreiunddreißig Jahre lang
Direktor der Kunstakademie war und gleichzeitig

ALFRED WÜNSCHE-FRIEDENAU

ein Schaffen entfaltete, das neben der Mannig-
faltigkeit die enorme Starke seines Talents er-
wies. Es ist an der Zeit, diesen feinen und da-
bei so energischen Künstler, der nun in Berlin
lebt, in die Erinnerung zu rufen, denn ohne daß
er sich viel den wechselnden Strömungen der
neuzeitlichen Kunstanschaunngen zugeneigt hätte,
um junge, frische, neue, werdende Prinzipien zu
suchen, ist Kolitz bis in sein letztes Schaffen
hinein von einer ganz erstaunlichen Jugendfrische
geblieben. Dieser hessische Maler demonstriert
so recht, wie viel Gutes da herauskommt, wo
sich Können und Studium und Fleiß zusammen-
gesellen. So oft gerade Fleiß manchmal ver-
dächtig ist!

In Kolitz steckte immer etwas Dichterisches;
er hat sich immer gern den Mantel der Ro-

DIE KUNSTWELT I, 6

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