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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Amersdorffer, Alexander: Ludwig Knaus
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Hermann Feuerhahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0033

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H. FEUERHAHN

was sich schon darin kund gibt, daß Knaus
Zeit seines Lebens in allen Lagern unserer so
zersplitterten Kunstparteien Bewunderer und
Verehrer hatte. Selbst der Kunstkritiker, der
ihm am meisten unter dem Gesichtswinkel der
Modernen beurteilt und ihn einen argen
Anekdotenmaler gescholten hat, mußte zugestehen,
daß er, „indem er dem Genrebilde ungeahnte
coloristische Feinheiten gab, der deutschen Kunst
dazu verholten hat, aus der Genremalerei zur
Malerei zu kommen“ und daß Knaus „in diesem
Sinne eine kunstgeschichtliche Mission erfüllt hat.“
Das reiche oeuvre des Meisters ist wie eine Welt
für sich, eine Welt voll mannigfaltigen Geschehens
und voll inneren Erlebens. Was Knaus uns hinter-
lassen hat, ist ein köstliches Besitztum unserer
Kunst und unserer Kultur. Seine Werke sind in
ihrer Gesamtheit nach Form wie nach Inhalt ein
Dokument hoher künstlerischer Meisterschaft, und
sein Platz in der Geschichte der deutschen Kunst
steht deshalb schon heute unverrückbar fest.

STATUE V. D. FASSADE DER KOL. BIBLIOTHEK,.BERLIN!

STATUE V. D. FASSADE DER KOL. BIBLIOTHEK, BERLIN

Hermann feuerhahn.

Zu den selbständigsten Schöpfern unter den
Berliner Bildhauern darf man H. Feuerhahn
rechnen. Ein Künstler, der sein skulptureiles
Schaffen hauptsächlich in den Dienst der Archi-
tektur stellt. Aus seinen Arbeiten spricht ein
unabhängiger Geist, und sie tragen alle eine
gewisse Herbheit, die den Charakter seiner Statuen
scharf heraushebt und sie fest und stark in das
Gedächtnis des Beschauers zeichnet.

Diese strenge Art, die aller Geziertheit mit
Abscheu aus dem Wege geht, lebt auch in den
Statuen, die der Künstler für die Fassade des
Neubaues der Berliner Königlichen Bibliothek
geschaffen hat. Sie haben etwas äußerst Ein-
dringliches und wirken, trotzdem sie allegorisch
gedacht sind, mit der lebendigen Glut von Porträts.
Theologie und Jurisprudenz, die hier verkörpert
sind, stehen hier nicht als tote Symbole, sondern
wie ernste Mahnungen voll ethischer Kraft.

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