Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

DOI article:
Asche, Karl: Kopenhagener Ballettskulpturen: der Tänzerinnenbrunnen und die Flaggenstangen der Tanzkunst
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0446

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
KOPENHAGENER BALLETT-
SKULPTUREN.

Der Tänzerinnenbrunnen und die Flaggenstangen
der Tanzkunst.

Von Dr. C. Asche-Kopenhagen.

Der bekannte dänische Mäzen Dr. Carl
J a c o b s e n ist in seinen Bestrebungen, seine
Vaterstadt Kopenhagen mit Museen, Türmen
und Turmspitzen zu bereichern und die öffent-
lichen Plätze und Anlagen mit Statuen und
anderen Werken der Bildhauerkunst zu schmücken,
unermüdlich. Schier un-
erschöpflich scheint die
Fülle von Ideen, die der
bald 70 jährige Kunst-
liebhaber noch empfängt und
durch die einheimischen
Künstler in die Tat umgesetzt
sehen möchte. Seit einiger
Zeit widmet Dr. Jacobsen
auch dem Ballett des kgl.

Theaters zu Kopenhagen ein
besonderes künstlerisches In-
teresse, welches sich u. a.
darin zeigt, daß er verschie-
dene Aufträge zur Verewi-
gung der bekanntesten und
hervorragendsten hiesigen
Ballettsteme in Bronze erteilt
hat. Dr. Jacobsen will seine
Vaterstadt durch einen soge-
nannten „Ballettspring-
brunnen“ schmücken, und
er hat weiter den Plan, den
freien Platz vor der von ihm
gegründeten Glyptothek
durch zwei „Flaggen-
stangen der Tanzkunst“
verschönern zu lassen.

Der Ballettspringbrunnen,
der in der nächsten Zeit
fertiggestellt sein wird und
wahrscheinlich seine Auf-
stellung in der idyllischen
Parkanlage Rosenborg (un-
weit des zentralen „Köngens
Nytorv“ — des „Königs
Neumarkts“ —) finden wird,
ist das Werk des im Jahre
1873 geborenen dänischen
Bildhauers Rudolph Teg-
ner. Die hier dargestellten,
sich in leichtem Tanz und mit
den anmutigsten Bewegun-
gen auf dem Brunnenrand

schwingenden weiblichen Gestalten sind die jedem
Kopenhagener unter den Namen „Emilie,
El na und Grethe“ wohlbekannten Ballett-
tänzerinnen Fräulein Emilie Smith, Fräulein
Grethe Ditlevsen und Frau Elna Joergen-Jensen;
die drei Damen erfreuen sich einer ungeheuren
Beliebtheit, und der Tänzerinnenbrunnen dürfte
eines der populärsten öffentlichen Kunstwerke
Kopenhagens werden. Vom Künstler Rudolph
Tegner sei hier nur so viel gesagt, daß er als
einer der hervorragendsten der jetzt lebenden
dänischen Bildhauer gilt; allgemein bekannt ist
sein monumentales Werk „Mod Lyset“ — „Die
Sehnsucht nach dem Licht“ — mit der er im
Jahre 1910 in der Kon-
kurrenz um ein Monument
zum Andenken des Arztes
Dr. Finsen, des Erfinders
des neuen Lichtheilver-
fahrens, den Sieg davon-
trug.

Die beiden Flaggen-
stangen der Tanzkunst,
von denen unsere Abbildung
die eine, jetzt vollendete,
zeigt, sind das Werk des
Bildhauers Carl Bonnesen,
der bisher hauptsächlich
durch seine Gruppen mit
Motiven aus dem Leben
der Tataren und Hunnen
bekannt geworden ist.

Bonnesen, der jetzt in
der Mitte der vierziger Jahre
steht, hat sich des Auftrags,
das einheimische Ballett
zu verewigen, mit derselben
Liebe angenommen, mit
der er früher Hunnen-
weiber darstellte! Die
Säule, um welche die drei
Ballettdamen tanzen, trägt
stilisierte Akanthusblätter und
bildet einen vorteilhaften,
stützenden Mittelpunkt für
die Tanzgruppe. Die auf
der hier abgebildeten
Flaggenstange verewigten
Tänzerinnen sind die
Ballettdamen Frau Ellen
Tegner, Frau Price de Plane
und Frau Karen Lindahl-
Janssen.

Um die zweite Flaggen-
stange soll dasselbe „Klee-
blatt“ tanzen, das auf dem
Ballett brunnen dargestellt
ist, nämlich „Emilie, Elna

FLAGGENSTANGE DER TANZKUNST IN KOPEN-
HAGEN CARL BONNESEN-KOPENHAOEN

369
 
Annotationen