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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Philipp-Heergesell, Julius: Kombinierte Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0484

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KOL. SCHAUSPIELHAUS ZU DRESDEN-ALTSTADT Dr. ing. FRANZ OTTO SCHUBERT-DRESDEN B. D.A.

Kombinierte möbel. von

JUL. PHILIPP^HEERGESELL

Es kann wohl kaum in Frage gestellt werden,
daß bei uns in Deutschland das Verständnis für
die Kultur des Wohnens ständig im Wachsen be-
griffen ist und daß eine jahrelange fleißige und
ernste Arbeit begonnen hat, den Kunstgewerblern
den klingenden Lohn ihrer emsigen Bemühungen
zu geben. Die Idee, sich bei der Anschaffung
und dem Arrangement der Wohnungseinrichtung
vom Architekten beraten zu lassen, dringt in
immer weitere Kreise, und die kleine Geschichte,
die mir jüngst berichtet wurde, daß nämlich bei
der wichtigen Frage, ob man blaue oder rote
Bändchen durch die Küchenspitze ziehen solle,
das Dienstmädchen der gnädigen Frau den ernst-
haften Rat gab, doch den Architekten zu fragen,
hat über ihre Drolligkeit hinaus eine gewisse
symptomatische Bedeutung.

Dagegen werden freilich viele Innenarchitekten
von den großen Widerständen zu reden haben,
die das Publikum dem Ansinnen, sich vom Kunst-
gewerbler einrichten zu lassen, entgegensetzt.
Noch viel zu häufig sieht man selbst die Kunst-
empfänglichen sich mit den physiognomielosen
Erzeugnissen der Stapelfabrikation begnügen, und
selbst unter den Begüterten sind es im Grunde
doch immer erst die Wenigen, die es für nötig

halten, ihrem persönlichen Geschmack und ihrem
allgemeinen Kulturempfinden durch eine ent-
sprechende Ausgestaltung ihres Heims einen
sichtbaren Ausdruck zu geben. Nicht immer
sind es die höheren Anschaffungskosten, die
davor zurückschrecken lassen und nicht immer
ist es Nachlässigkeit und Uninteressiertheit. Viel-
mehr denkt man wohl auch ein wenig an die
Mißtände, die sich leicht ergeben können.

Einer dieser Mißtände zum Beispiel zeigt sich
in dem Augenblick, da man mit den Möbeln,
die man sich in eine Wohnung hat „hineinkom-
ponieren“ lassen, eine andere Wohnung beziehen
soll. Da will dann nichts mehr in die neuen
Räume passen, und man hat die Wahl, entweder
durch kostspielige Veränderungen und Ergänzungen
ein neues harmonisches Wohnungsbild herzustellen
(was aber bisweilen ganz unmöglich ist) oder man
muß sich entschließen, die Stücke so unterzu-
bringen, wie es der Raum und die zur Verfügung
stehenden Wandflächen eben zulassen. Je ein-
heitlicher und je künstlerisch durchdachter das
ursprüngliche Arrangement war, umso schlimmer
werden dabei die Sünden sein, die man damit
nicht nur gegen den Geist dieser speziellen Ein-
richtung, sondern auch gegen das Prinzip, aus
dem heraus sie entstanden ist, begehen muß.
Alle diejenigen, die nicht auf eigenem Grund und
Boden hausen und bei denen sich jedesmal vor

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