HERMANN PRELLS
DECKENGEMÄLDE
IM FESTSAAL DES
NEUEN DRESDNER
RATHAUSES.
von F. A. GEISSLER.
Als der Rat der Stadt Dresden mit der
künstlerischen Ausschmückung des
großen Festsaales im neuen Rathause
Hermann Prell beauftragte, traf er
damit eine Wahl, die das Gelingen des be-
deutsamen Werkes von vornherein verbürgte.
Hat sich doch dieser Künstler durch eine
lange Reihe hervorragender Arbeiten als Führer
und Meister auf dem Gebiete der monumen-
talen Malerei bewährt und dem ganzen, durch
kunstgewerbliche Einflüsse in seiner Wesenheit
bedrohten Kunstzweige zu neuem, blühendem
Leben verholten. Zeigten die Gemälde im Archi-
tektenhause zu Berlin, in Worms, Danzig, Hildes-
heim und Breslau, sowie im Palazzo Caffarelli
zu Rom Prell als Maler, der seine Kunst im
engen Anschluß an die Architektur zu neuen
Zielen zu führen wußte, so trat er mit der Aus-
gestaltung des Treppenhauses im Museum Alber-
tinum zu Dresden in der ganzen Fülle seiner
Schöpferkraft hervor, die in der Vereinigung von
Malerei und Plastik einen hervorstechenden Zug
aufweist und auf jenen Ton eines edlen, von
Freude erfüllten Pathos gestimmt ist, der gerade
für die monumentale Kunst ein ebenso dringen-
des Erfordernis zu sein scheint wie die Fähigkeit,
alle Einzelheiten der Komposition und Technik
unter dem Gesichtspunkte einer machtvollen
Gesamtwirkung zu vereinigen.
Die Aufgabe, vor die sich der Künstler hier
gestellt sah, war ebenso schwierig als reizvoll.
Es galt, einen großen Raum von 420 Quadrat-
metern Grundfläche, der bei nicht außergewöhn-
licher Höhe seine Belichtung ausschließlich von
einer Breitseite erhält und durch vier kräftige,
verhältnismäßig niedrige Türen an den Schmal-
seiten mit den Nebenräumen verbunden ist, so
künstlerisch aufzulösen, daß der bildnerische
Schmuck sich einerseits der baulichen Anlage
eng anschließen, andrerseits aber diese zu der
Höhenwirkung steigern mußte, die für ein Decken-
gemälde unerläßlich ist. Um dies zu erreichen,
mußte der Künstler grundsätzlich den Eindruck
einer „Bemalung“ der Wandflächen vermeiden,
vielmehr bemüht sein, durch seine Arbeit die
Wände gleichsam zu durchbrechen, dem Auge
einen Durchblick zu gewähren und dadurch die
Blicke des Beschauers zwanglos und sicher zu
dem gewaltigen Deckengemälde emporzuführen,
das die Krönung und den Mittelpunkt des Ganzen
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DECKENGEMÄLDE
IM FESTSAAL DES
NEUEN DRESDNER
RATHAUSES.
von F. A. GEISSLER.
Als der Rat der Stadt Dresden mit der
künstlerischen Ausschmückung des
großen Festsaales im neuen Rathause
Hermann Prell beauftragte, traf er
damit eine Wahl, die das Gelingen des be-
deutsamen Werkes von vornherein verbürgte.
Hat sich doch dieser Künstler durch eine
lange Reihe hervorragender Arbeiten als Führer
und Meister auf dem Gebiete der monumen-
talen Malerei bewährt und dem ganzen, durch
kunstgewerbliche Einflüsse in seiner Wesenheit
bedrohten Kunstzweige zu neuem, blühendem
Leben verholten. Zeigten die Gemälde im Archi-
tektenhause zu Berlin, in Worms, Danzig, Hildes-
heim und Breslau, sowie im Palazzo Caffarelli
zu Rom Prell als Maler, der seine Kunst im
engen Anschluß an die Architektur zu neuen
Zielen zu führen wußte, so trat er mit der Aus-
gestaltung des Treppenhauses im Museum Alber-
tinum zu Dresden in der ganzen Fülle seiner
Schöpferkraft hervor, die in der Vereinigung von
Malerei und Plastik einen hervorstechenden Zug
aufweist und auf jenen Ton eines edlen, von
Freude erfüllten Pathos gestimmt ist, der gerade
für die monumentale Kunst ein ebenso dringen-
des Erfordernis zu sein scheint wie die Fähigkeit,
alle Einzelheiten der Komposition und Technik
unter dem Gesichtspunkte einer machtvollen
Gesamtwirkung zu vereinigen.
Die Aufgabe, vor die sich der Künstler hier
gestellt sah, war ebenso schwierig als reizvoll.
Es galt, einen großen Raum von 420 Quadrat-
metern Grundfläche, der bei nicht außergewöhn-
licher Höhe seine Belichtung ausschließlich von
einer Breitseite erhält und durch vier kräftige,
verhältnismäßig niedrige Türen an den Schmal-
seiten mit den Nebenräumen verbunden ist, so
künstlerisch aufzulösen, daß der bildnerische
Schmuck sich einerseits der baulichen Anlage
eng anschließen, andrerseits aber diese zu der
Höhenwirkung steigern mußte, die für ein Decken-
gemälde unerläßlich ist. Um dies zu erreichen,
mußte der Künstler grundsätzlich den Eindruck
einer „Bemalung“ der Wandflächen vermeiden,
vielmehr bemüht sein, durch seine Arbeit die
Wände gleichsam zu durchbrechen, dem Auge
einen Durchblick zu gewähren und dadurch die
Blicke des Beschauers zwanglos und sicher zu
dem gewaltigen Deckengemälde emporzuführen,
das die Krönung und den Mittelpunkt des Ganzen
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