Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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Singer, Hans Wolfgang: Die grosse Kunstausstellung zu Dresden 1912
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DIE GROSSE
KUNSTAUSSTELLUNG ZU DRESDEN 1912
VON PROF. DR. HANS W. SINGER.
SONNTAGMORGEN. ÖLGEMÄLDE
MAX FREY-DRESDEN
Dresden war einmal, um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts, eins der großen Kunstzentren
Deutschlands, hat dann aber seine Stellung
eingebüßt. Auch der Aufschwung, den das Kunst-
leben dort zu Anfang der neunziger Jahre er-
fuhr, hat nicht genügt, der Stadt ihr altes Ansehn
wieder einzubringen. Mittlerweile haben andere
Städte einen Vorsprung errungen, der nicht
wieder einzuholen ist. Seit dem Jahr 1897
haben wir hier wieder Kunstausstellungen großen
Stils. Sie haben sich alle ausgezeichnet und
können für besonders erfolgreich gelten. Doch
ist der äußere Erfolg nie ein derartiger ge-
wesen, daß man eine alljährliche Wiederkehr
der Veranstaltung hätte erwarten können. Die
heurige Ausstellung ist erst die sechste in
sechzehn Jahren.
Der leitende Geist von allen ist G. Kuehl
gewesen. Er hat ein beträchtlich schwierigeres
Arbeiten gehabt, als man es in München oder
Berlin kennt. Dort begnügt man sich damit, —
und das ist ja wohl auch der eigentliche Zweck
dieser Ausstellungen, — alljährlich die neue
Ernte, in erster Linie aus dem eigenen, dann
aus fremdem Boden, zur Schau zu tragen Aber
wie gesagt, Dresden ist noch nicht wieder die
Kunststadt geworden, daß es schon genügen
würde, einfach die Jahresproduktion der hiesigen
Künstlerschaft vorzuführen: damit allein ließe
sich eine so große Veranstaltung nicht stützen.
DIE KUNSTWELT I, 11/12
735
KUNSTAUSSTELLUNG ZU DRESDEN 1912
VON PROF. DR. HANS W. SINGER.
SONNTAGMORGEN. ÖLGEMÄLDE
MAX FREY-DRESDEN
Dresden war einmal, um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts, eins der großen Kunstzentren
Deutschlands, hat dann aber seine Stellung
eingebüßt. Auch der Aufschwung, den das Kunst-
leben dort zu Anfang der neunziger Jahre er-
fuhr, hat nicht genügt, der Stadt ihr altes Ansehn
wieder einzubringen. Mittlerweile haben andere
Städte einen Vorsprung errungen, der nicht
wieder einzuholen ist. Seit dem Jahr 1897
haben wir hier wieder Kunstausstellungen großen
Stils. Sie haben sich alle ausgezeichnet und
können für besonders erfolgreich gelten. Doch
ist der äußere Erfolg nie ein derartiger ge-
wesen, daß man eine alljährliche Wiederkehr
der Veranstaltung hätte erwarten können. Die
heurige Ausstellung ist erst die sechste in
sechzehn Jahren.
Der leitende Geist von allen ist G. Kuehl
gewesen. Er hat ein beträchtlich schwierigeres
Arbeiten gehabt, als man es in München oder
Berlin kennt. Dort begnügt man sich damit, —
und das ist ja wohl auch der eigentliche Zweck
dieser Ausstellungen, — alljährlich die neue
Ernte, in erster Linie aus dem eigenen, dann
aus fremdem Boden, zur Schau zu tragen Aber
wie gesagt, Dresden ist noch nicht wieder die
Kunststadt geworden, daß es schon genügen
würde, einfach die Jahresproduktion der hiesigen
Künstlerschaft vorzuführen: damit allein ließe
sich eine so große Veranstaltung nicht stützen.
DIE KUNSTWELT I, 11/12
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