MODERNE PUPPEN JENNY FUCHS
Moderne puppen.
Seit einigen Jahren fehlt es nicht an
Versuchen, die Puppe aus der Massen-
physiognomie zur Individualität zu erheben. Man
hat diesen lebendigsten Spielgegenstand des Kinder-
zeitalters durch das Wesen der Kunst mehr der
Wahrheit näher zu bringen versucht, und es sind
eine Reihe schöner Bestrebungen in dieser Hin-
sicht zu verzeichnen. Und auch einige Erfolge.
Die Puppenköpfe erhielten sozusagen Charakter.
Freilich sind die Erfolge nicht nachhaltig durch-
gedrungen, ja sogar, wie es scheint, mit den Ver-
suchen wieder etwas eingeschlafen. Denn nach
wie vor behauptet sich der alte Puppentyp mit
der in differenten Gesichtsbildung und dem rosigen
Lächeln in der Gunst des Kindes. Die Kunst
muß da eben ein wenig mehr Eifer entfalten, um
das Schlecht-Fabrikmäßige von dannen zu jagen.
Jetzt hat eine Berlinerin, Frau Jenny Fuchs,
in einer Ausstellung neugeschaffene Charakter-
puppen gezeigt, von denen wir drei der originellsten
veröffentlichen. Diese Puppen stellen ein bis jetzt
noch nicht gekanntes Genre dar. Sie sind nur
freilich nicht in dem alten Sinn Kinderpuppen,
sondern entsprechen mehr künstlerisch-dekorativen
Aufgaben. Sie bilden Typen, die nach dem Leben
beobachtet und humoristisch aufgefaßt sind —
etwa in der Art jener holzgeschnitzten Kostüm-
figuren, wie sie in alten italienischen Krippen-
spielen so meisterhaft dargestellt wurden. Diese
Stoffpuppen, deren Köpfe und Körper von Künstlern
modelliert sind, zeigen auch eine bis ins kleinste
für ihren Typ charakteristische Kleidung, die mit
beredtem Humor das Physiognomische noch unter-
streicht. Die Puppen geben gute Modelle für
die moderne Puppenindustrie ab, aber sie eignen
sich auch als Vorlagen für Bilderbücher, für die
Erzeugnisse der Porzellan- und Fayence-Fabri-
kation usw., und werden, wie gesagt, ihren eigent-
lichen Beruf in der dekorativen Richtung zu suchen
haben. - o -
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Moderne puppen.
Seit einigen Jahren fehlt es nicht an
Versuchen, die Puppe aus der Massen-
physiognomie zur Individualität zu erheben. Man
hat diesen lebendigsten Spielgegenstand des Kinder-
zeitalters durch das Wesen der Kunst mehr der
Wahrheit näher zu bringen versucht, und es sind
eine Reihe schöner Bestrebungen in dieser Hin-
sicht zu verzeichnen. Und auch einige Erfolge.
Die Puppenköpfe erhielten sozusagen Charakter.
Freilich sind die Erfolge nicht nachhaltig durch-
gedrungen, ja sogar, wie es scheint, mit den Ver-
suchen wieder etwas eingeschlafen. Denn nach
wie vor behauptet sich der alte Puppentyp mit
der in differenten Gesichtsbildung und dem rosigen
Lächeln in der Gunst des Kindes. Die Kunst
muß da eben ein wenig mehr Eifer entfalten, um
das Schlecht-Fabrikmäßige von dannen zu jagen.
Jetzt hat eine Berlinerin, Frau Jenny Fuchs,
in einer Ausstellung neugeschaffene Charakter-
puppen gezeigt, von denen wir drei der originellsten
veröffentlichen. Diese Puppen stellen ein bis jetzt
noch nicht gekanntes Genre dar. Sie sind nur
freilich nicht in dem alten Sinn Kinderpuppen,
sondern entsprechen mehr künstlerisch-dekorativen
Aufgaben. Sie bilden Typen, die nach dem Leben
beobachtet und humoristisch aufgefaßt sind —
etwa in der Art jener holzgeschnitzten Kostüm-
figuren, wie sie in alten italienischen Krippen-
spielen so meisterhaft dargestellt wurden. Diese
Stoffpuppen, deren Köpfe und Körper von Künstlern
modelliert sind, zeigen auch eine bis ins kleinste
für ihren Typ charakteristische Kleidung, die mit
beredtem Humor das Physiognomische noch unter-
streicht. Die Puppen geben gute Modelle für
die moderne Puppenindustrie ab, aber sie eignen
sich auch als Vorlagen für Bilderbücher, für die
Erzeugnisse der Porzellan- und Fayence-Fabri-
kation usw., und werden, wie gesagt, ihren eigent-
lichen Beruf in der dekorativen Richtung zu suchen
haben. - o -
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