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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Hermann Feuerhahn
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Seesselberg, Friedrich: Die Ausbildung des Baukünstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0035

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DR. FR. SEESSELBERO

RELIEF

Feuerhahns ganze Künstlerarbeit mit ihrem
energischen Gefühlsleben hält sich so in jeder
Beziehung frei von jener süßlichen oder ver-
krampften Art der Münchener Modeplastik, deren
ständige Wiederholung an so vielen Bauten
Deutschlands schon Überdruß genug hervor-
gerufen hat.

IE AUSBILDUNG DES BAU-
KÜNSTLERS. VON PROFESSOR
DR. FRIEDRICH SEESSELBERO.

Es ist in den letzten Jahren unendlich viel
über die Lage des Architektenstandes geschrieben
und geredet worden. Die Baubeamten sind ver-
möge ihrer festen Stellung, ihrer Rangverhältnisse,
Machtbefugnisse usw. ein wohlangesehener und
wohlgefügter Stand für sich. Demgegenüber
.hätte es nichts Natürlicheres gegeben, als daß

auch die Privatbaukünstler sich
— ähnlich wie die Rechtsanwälte
und Ärzte — organisiert und in
„Architektenkammern“ zusam-
mengeschlossen hätten; sie wären
so, wahrscheinlich sogar ohne
jeden Groll derStaatsbaubeamten,
als Genossenschaft ein Machtfak-
tor sowohl wirtschaftlicher, wie
auch idealer Natur geworden.

Die Privatarchitekten haben
aber diese Vereinigung zu einem
Kräftebündel einfach nicht fertig
gebracht, trotz aller Anregungen,
die aus ihren Kreisen hervor-
gingen. Zahllose Stimmen er-
hoben sich, um den schlicht-
natürlichen Gedanken zu rui-
nieren und mit vielerlei Bedenk-
lichkeiten vorne und hinten zu
behängen. Dieses Eine aber steht
fest: daß eine so starke Körper-
schaft, wie es die Architekten-
kammer geworden wäre, bei allen
großen öffentlichen Angelegen-
heiten ein gewichtiges Wort mit-
gesprochen hätte, und daß sie
auch mit praktischem Nachdruck
Wesentliches in der Frage der
künftigen Architektenschulung
hätte anregen können. Jetzt ist
diese Angelegenheit von anderer
Seite in die Hand genommen
worden, und es ist möglich, daß
sie unter starkem Vorwalten von
einseitigen Wünschen der Staats-
h. feuerhahn bauverwaltung — vorläufig we-
nigstens — auf einen gewissen
Ruhepunkt gebracht werden wird.

Gerade bei dieser Lage der Dinge mag da
noch ein Wort am Platze sein. Für eine gründ-
liche Behandlung der einschlägigen Dinge bedürfte
es freilich einer ausführlichen Schrift. Trotzdem
soll hier versucht werden — rein subjektiv
natürlich — kurz einige Möglichkeiten zu be-
leuchten, wie beide Parteien durch die künftige
Gestaltung des Hochschulstudiums befriedigt
werden könnten. Wir wollen hier alle jene
weiten Ausblicke einmal ganz außer acht lassen,
die sich auf eine völlige Verschmelzung des
Hochschulwesens mit der Atelierausbildung, wie
sie an der Pariser Ecole des Beaux Arts und
weiterhin an manchen amerikanischen Instituten
verwirklicht worden ist, beziehen. Es ist noch
sehr die Frage, ob unser Hochschulsystem,
wenn es nur wirklich seine höchsten
Fähigkeiten entfaltete, nicht an sich größere
Vorzüge hat, als jenes französische, das leicht

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