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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Morin, Georges: Medaillenkunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0278

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AUS DER WERKSTATT DES KÜNSTLERS

AEGINA

ATHEN

SYBARIS

ATHEN

AEGINA

Medaillenkunst *)

Von Georges Morin

Über die Arbeit gebeugt, mit feinem Fleiß
die kleinen Formen stechend, schneidend oder
modellierend, schafft der Medaillenkünstler. An
Umfang ist das Werk zwar klein und anspruchs-
los, kein Denkmal, an der Straße allen sichtbar;
es .fesselt wie die Monumente nicht den Blick
auf Schritt und Tritt und ist in seiner äußeren
Bescheidenheit dem Künstler leidig undankbar,
der dies Gebiet allein zum Schaffen auserwählt.
Er kann sein ganzes Lebenswerk in einer Tasche
mit sich tragen. Und doch ist es in seiner Art
Erinnerungsmal an edle Taten, Gedenkmal an
starke Persönlichkeiten. So ist die Mühe des
Entwurfes, der Vorstudien, endlich der Ausführung
die gleiche, ja häufig schwerer, mannigfaltiger als
bei plastischen Werken größerer räumlicher Aus-
dehnung. Ein wichtiges Glied ist die Medaillen-
kunst in der Kulturgeschichte: Erzählen doch

die Münz- und Medaillenbilder früherer Zeiten
und ihre Beschriftung laut genug von Leben und
Eigenart versunkener Geschlechter und Völker
und helfen der Gegenwart, sonst wohl nie ent-
schleierte Geheimnisse zu schauen.

Die Werkstatt des Medailleurs, Werkzeug, Studien
und Arbeitsmaterial sind wohl zu allen Zeiten

*) Wir bringen hiervon einem unserer besten BerlinerMedailleure und
Bildhauer einen fachmännischen Artikel über die edle Medaillen-
kunst. Die Stücke sind sämtlich in Originalgröße reproduziert.

Die Redaktion.

gleich gewesen: so Punze, Hammer, Stichel und
Feile zum Graben in Stahl für den Prägestempel.
Gilt es dann ein Modell für den Metallguß in Holz
oder Kehlheimer Stein zu schneiden, so bedient
sich der Medailleur gleich scharfer Schnitt- und
Schabewerkzeuge. Das fügsamste Material, das dem
Künstler die weiteste Bewegungsfreiheit bietet
hinsichtlich der Schnelligkeit der Bearbeitung, ist das
Wachs. Mit angewärmten Eisen oder feinen
Holzwerkzeugen behandelt, läßt diese Masse
Änderungen oder Verbesserungen durch Anträgen
oder Abnehmen zu, die spröden Stoffe, Metall,
Holz oder Stein hingegen erfordern zum Gelingen
des Werkes stets sicher sitzenden Strich und
Schnitt. Die Meisterung aller Techniken ist selten
bei einem Künstler vereinigt; wer den Stahlschnitt
bevorzugt und durch große Übung beherrscht,
wird ungern Wachsmedaillen bilden und derjenige,
der das Bossieren in Wachs zu seinem Spezial-
gebiet erkoren, wird härteres Material wohl ungern
pflegen.

Wie schon erwähnt, dient die Arbeit in Stahl
zur Herstellung der Stempel für das Prägen des
Geldes oder geldähnlicher Werke, die zweite
Möglichkeit der Erzeugung von Münzen und Me-
daillen ist das Gußverfahren. Geschmolzen fließt
das Erz oder Edelmetall in die Form, um dann
erstarrt nach Überarbeitung das fertige Stück zu
geben.

Bevor das Wesen und die Entstehung der
künstlerischen Medaille beleuchtet wird, ist es
nötig, im folgenden kurz auf die Entwicklung

NAXOS

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SYRAKUS

SYRAKUS

NAXOS

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