Moritz röbbecke.
An guten Porträtisten ist nie Überfluß
gewesen. Und am wenigsten heute, wo
die Kunst des Farbenexperiments allzusehr in den
Vordergrund getreten ist und viele gute Befähi-
gungen irritiert. Dabei ist auch die Liebe zur
Klarheit beim psychischen Erfassen einer Per-
sönlichkeit kümmerlich verdorrt, und nur wenige
wissen sich einfach und ohne Spintisiererei künst-
lerisch auszusprechen, wenn sie im Bilde den
geistigen und seelischen Inhalt des Menschen,
der sie interessiert, festlegen wollen.
Die stärksten Porträtisten werden eigentlich
noch unter den Radierern von heute gefunden.
Sie, die an den Klippen des Kolorismus nicht
zu scheitern brauchen, holen ganz andere Ge-
heimnisse aus der Psyche, und elementare Be-
gabungen unter ihnen wie Schmutzler sind zu-
gleich Meister der farbigen Belebung. Aus
ihrem einen Ton zaubern sie tausend hervor.
Von den Porträtmalern, die also nicht in
Üppigkeit gedeihen, leben und schaffen viele
der Besten in Berlin.
Moritz Röbbecke,ein
gebürtiger Sachse, ge-
hört zu ihnen. Die
Gemälde von seiner
Hand, die hier ver-
öffentlicht werden,
zeigen ein fest und
fertig entwickeltes Ta-
lent, das sein Wollen
durchgesetzt hat.
Keinem dieser Por-
träts ist etwas von
einer vorbildlich ge-
wesenen Lehrerschaft
von früher anzumer-
ken, am wenigsten
würde diese sachliche,
unpathetische Art, der
Deklamation fremd ist,
darauf schließen lassen,
daß Röbbecke an der
Münchener Akademie
einst Schüler des über-
reichlich illustrieren-
den Balladenmalers
Gabriel Max war.
Röbbecke scheint früh
seine eigene, sich auf
das untrügliche,realisti-
sche Leben verlassende
Richtung erkannt und
betont zu haben.
Am lautesten spricht
das Bildnis des alten Bildnis von frieda schanz moritz röbbecke
Herrn am Tische. Die schöne Tiefe dieser Augen,
die lebendige Sprache dieser Hände (die heute
viele Maler als Nebensache, als Unlebendiges be-
trachten!) lassen den Hinzutretenden nicht so leicht
fort. Mit diesem feinen alten Herrn möchte man
sich lange unterhalten — das wird einzig gefühlt und
das ist genug. Ein klein wenig Romantik dringt
dann aus dem Kopf Professor Wiedemanns — die
liegt aber im Äußerlichen des Bildes. Über die leichte
-Pose siegt herrlich die seelische Beredsamkeit
des Kopfes, ein Ausdruck, der ganz von innen
wächst und ohne Vermittlung zu kommen scheint.
Das Porträt der Dichterin Frieda Schanz steht
einem ein wenig ferner, während das Gruppenbild
der Drei (mit dem Maler selbst im Hintergründe)
wieder vollendete Gegenwart ist. Vor diesem
Können wird man immer wieder still stehen. -
Röbbecke ist Lehrer an der Berliner Hoch-
schule, vor sieben Jahren erhielt er die kleine
goldene Medaille. Im Herzoglichen Museum zu
Braunschweig hängt sein Bild „Regentschaftsrat
des Herzogtums Braunschweig“. -z.
717
An guten Porträtisten ist nie Überfluß
gewesen. Und am wenigsten heute, wo
die Kunst des Farbenexperiments allzusehr in den
Vordergrund getreten ist und viele gute Befähi-
gungen irritiert. Dabei ist auch die Liebe zur
Klarheit beim psychischen Erfassen einer Per-
sönlichkeit kümmerlich verdorrt, und nur wenige
wissen sich einfach und ohne Spintisiererei künst-
lerisch auszusprechen, wenn sie im Bilde den
geistigen und seelischen Inhalt des Menschen,
der sie interessiert, festlegen wollen.
Die stärksten Porträtisten werden eigentlich
noch unter den Radierern von heute gefunden.
Sie, die an den Klippen des Kolorismus nicht
zu scheitern brauchen, holen ganz andere Ge-
heimnisse aus der Psyche, und elementare Be-
gabungen unter ihnen wie Schmutzler sind zu-
gleich Meister der farbigen Belebung. Aus
ihrem einen Ton zaubern sie tausend hervor.
Von den Porträtmalern, die also nicht in
Üppigkeit gedeihen, leben und schaffen viele
der Besten in Berlin.
Moritz Röbbecke,ein
gebürtiger Sachse, ge-
hört zu ihnen. Die
Gemälde von seiner
Hand, die hier ver-
öffentlicht werden,
zeigen ein fest und
fertig entwickeltes Ta-
lent, das sein Wollen
durchgesetzt hat.
Keinem dieser Por-
träts ist etwas von
einer vorbildlich ge-
wesenen Lehrerschaft
von früher anzumer-
ken, am wenigsten
würde diese sachliche,
unpathetische Art, der
Deklamation fremd ist,
darauf schließen lassen,
daß Röbbecke an der
Münchener Akademie
einst Schüler des über-
reichlich illustrieren-
den Balladenmalers
Gabriel Max war.
Röbbecke scheint früh
seine eigene, sich auf
das untrügliche,realisti-
sche Leben verlassende
Richtung erkannt und
betont zu haben.
Am lautesten spricht
das Bildnis des alten Bildnis von frieda schanz moritz röbbecke
Herrn am Tische. Die schöne Tiefe dieser Augen,
die lebendige Sprache dieser Hände (die heute
viele Maler als Nebensache, als Unlebendiges be-
trachten!) lassen den Hinzutretenden nicht so leicht
fort. Mit diesem feinen alten Herrn möchte man
sich lange unterhalten — das wird einzig gefühlt und
das ist genug. Ein klein wenig Romantik dringt
dann aus dem Kopf Professor Wiedemanns — die
liegt aber im Äußerlichen des Bildes. Über die leichte
-Pose siegt herrlich die seelische Beredsamkeit
des Kopfes, ein Ausdruck, der ganz von innen
wächst und ohne Vermittlung zu kommen scheint.
Das Porträt der Dichterin Frieda Schanz steht
einem ein wenig ferner, während das Gruppenbild
der Drei (mit dem Maler selbst im Hintergründe)
wieder vollendete Gegenwart ist. Vor diesem
Können wird man immer wieder still stehen. -
Röbbecke ist Lehrer an der Berliner Hoch-
schule, vor sieben Jahren erhielt er die kleine
goldene Medaille. Im Herzoglichen Museum zu
Braunschweig hängt sein Bild „Regentschaftsrat
des Herzogtums Braunschweig“. -z.
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