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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Neues von Heinrich Vogeler
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Fechner, Hanns: Motiv und Genrebild; [2]: [Schluss]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0160

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NEUES VON HEINRICH VOGELER- WORPSWEDE

öffentlichen (vieles da-
von zum ersten Male),
daß Vogeler immer
zu den charakter-
vollsten Erscheinun-
gen der deutschen
Gegenwartskunst zäh-
len wird.

Die reizende Ge-
mütlichkeit, welche er
dem Bahnhof von
Worpswede, nament-
lich in den Interieurs,
verliehen hat, steht das
alte Malerdorf noch
mehr als bisher unter
die Stätten der Kultur.

Denn dieser Bahnhof
in der Heide ist für alle
Besucher, dieaus Nähe
und Weite kommen,
eine wahre öffentliche
Erziehungshalle im
Dienste des guten Ge-
schmacks. Das sollten
sich Tausende än-
sehen.

F. L.

EIN MÄRCHEN HEINRICH VOGELER-WORPSWEDE

Motiv und Genrebild, von

HANS FECHNER. (SCHLUSS.)

Indem er noch stand und überlegte,
hörte er plötzlich einen seltsamen Ton.
Erst erschrak er. Dann wußte er: das ist
ein Tier. Eine Katze. Aber das Mauzen
klang so jammervoll, so klagend, so gotts-
erbärmlich, daß ihm ganz elend zu Sinne
wurde.

Das arme Vieh ist womöglich eingesperrt,
vergessen, schon wer weiß wie lange, kann
nicht heraus, geht zu Grund. Nachsehen!
Von oben kams her.

In wenigen Sätzen erklomm er die bau-
fällige alte Stiege, die seitlich an dem Haus
in die Höhe führte. Da war auch schon
die Tür. Ein leichter Druck auf die
Klinke öffnete.

In dem tiefdämmerigen Raum unterschied
das geblendete Auge zunächst fast nichts.
Lauter aber tönte der scharfe, klagende
Katzenschrei. Und dann sah er, und
gleich die Hauptsache! Denn durch das ein-
zige kleine Fensterchen schien ein spärlicher
Strahl herab auf das abgemagerte, halbver-
glasfenster Heinrich vogeler-Worpswede hungerte kleine Tier, das mit erhobenem
 
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