PETER SEVERIN KROYER
artiges zu finden, originell zu scheinen auf
Kosten seiner wirklichen Originalität. Aber
eminent bleibt immer seine fabelhafte Beob-
achtung des wirklichen Lebens, die am stärksten
im Porträt, noch mehr vielleicht im Genrehaften
zu Tage tritt. Die Werke, welche an dieser
Stelle von der geistigen Dehnbarkeit der Kröyer-
schen Kunst zeugen, die Fischerfrauen, der
berühmte Kaufmannsladen, die köstliche
strickende Alte, die Dame im Reitkleid (eins
seiner reifsten Bilder), die Studie zur Eisen-
gießerei etc., verraten deutlich, wie verwandt
sein künstlerischer Untergrund mit dem
Menzels war. Obgleich er die unbestechliche
Naturtreue des großen Deutschen nie ganz
erreichte. Seine technische Virtuosität führte
zu manchmal verblüffenden Resultaten, wie in
seinen Gruppenbildern oder in den Halb-
dunkelblättern mit ihren höchst fesselnden Be-
leuchtungsstudien.
Ein Hang zur Zersplitterung kam in den
letzten Jahren zum Durchbruch bei ihm, was
sich schon äußerlich in der wechselnden Stätte
seines Schaffens aussprach: zwischen Kopen-
hagen, Skagen, Paris, Italien wanderte seine
Staffelei hin und her. Der Ruhm hatte den
Freund des bunten Lebens ein wenig inter-
national gemacht. Aber er marschierte unter
den neuen Pfadfindern zu den Pforten des
Lichts bis zu der Stunde, da er in seinem ge-
liebten Skagen zum letzten Dunkel schritt.
Felix Lorenz.
BERLINER LUISENSTADTKAPELLE WALTER KOEPPEN
E1
INE NEUE FRIEDHOESKAPELLE
Das Berliner Friedhofswesen ist nicht in
so großzügige Bahnen gelenkt wie das
Münchener. Hier wirtschaftet jede Gemeinde
nach ihrem eigenen Ermessen. Der Erfolg ist
verschieden, je nach dem Interesse und der Ein-
sicht der maßgebenden Faktoren.
Es ist ein rechtes Stückwerk, was bei dem Neu-
bau der Berliner Luisenstadtkapelle geleistet wurde.
In nächster Nähe eines Inspektorhauses, in
blutroten Verblendziegeln, wurde sie sorgsam
an die Stelle der alten Kapelle in eine schöne
Baumallee hineingestellt. Doch während des
Neubaues fielen eines Tages die schönsten
Alleebäume zwecks besserer Zurschaustellung
der Kapelle von der Straße aus. Es fehlt nun
mehr als je die einheitliche Planung und Aus-
gestaltung aller Baulichkeiten. Desto größer
ist das Verdienst, das sich Walter Koppen
192
artiges zu finden, originell zu scheinen auf
Kosten seiner wirklichen Originalität. Aber
eminent bleibt immer seine fabelhafte Beob-
achtung des wirklichen Lebens, die am stärksten
im Porträt, noch mehr vielleicht im Genrehaften
zu Tage tritt. Die Werke, welche an dieser
Stelle von der geistigen Dehnbarkeit der Kröyer-
schen Kunst zeugen, die Fischerfrauen, der
berühmte Kaufmannsladen, die köstliche
strickende Alte, die Dame im Reitkleid (eins
seiner reifsten Bilder), die Studie zur Eisen-
gießerei etc., verraten deutlich, wie verwandt
sein künstlerischer Untergrund mit dem
Menzels war. Obgleich er die unbestechliche
Naturtreue des großen Deutschen nie ganz
erreichte. Seine technische Virtuosität führte
zu manchmal verblüffenden Resultaten, wie in
seinen Gruppenbildern oder in den Halb-
dunkelblättern mit ihren höchst fesselnden Be-
leuchtungsstudien.
Ein Hang zur Zersplitterung kam in den
letzten Jahren zum Durchbruch bei ihm, was
sich schon äußerlich in der wechselnden Stätte
seines Schaffens aussprach: zwischen Kopen-
hagen, Skagen, Paris, Italien wanderte seine
Staffelei hin und her. Der Ruhm hatte den
Freund des bunten Lebens ein wenig inter-
national gemacht. Aber er marschierte unter
den neuen Pfadfindern zu den Pforten des
Lichts bis zu der Stunde, da er in seinem ge-
liebten Skagen zum letzten Dunkel schritt.
Felix Lorenz.
BERLINER LUISENSTADTKAPELLE WALTER KOEPPEN
E1
INE NEUE FRIEDHOESKAPELLE
Das Berliner Friedhofswesen ist nicht in
so großzügige Bahnen gelenkt wie das
Münchener. Hier wirtschaftet jede Gemeinde
nach ihrem eigenen Ermessen. Der Erfolg ist
verschieden, je nach dem Interesse und der Ein-
sicht der maßgebenden Faktoren.
Es ist ein rechtes Stückwerk, was bei dem Neu-
bau der Berliner Luisenstadtkapelle geleistet wurde.
In nächster Nähe eines Inspektorhauses, in
blutroten Verblendziegeln, wurde sie sorgsam
an die Stelle der alten Kapelle in eine schöne
Baumallee hineingestellt. Doch während des
Neubaues fielen eines Tages die schönsten
Alleebäume zwecks besserer Zurschaustellung
der Kapelle von der Straße aus. Es fehlt nun
mehr als je die einheitliche Planung und Aus-
gestaltung aller Baulichkeiten. Desto größer
ist das Verdienst, das sich Walter Koppen
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