AUS DER WERKSTATT DES KÜNSTLERS
würde den Verlegern schon jetzt
eine Änderung des Zeitungsformates
nahelegen, wenn nicht die Hoffnung,
daß sein Nachfolger in der Breiten-
ausdehnung sein überwiegendes
Charakteristikum fände, sie davon
abhielte. Miquel und Hohenlohe
wirkten oft in ihrer gnomenaitigen
Kleinheit erschütternd komisch, sie
waren für den Kaiikaturisten die
dankbarsten Vorwürfe, und als sie
von ihren Posten schieden, nahmen
ihre lustigen Peiniger von ihren
Bildern Abschied wie von guten
alten Freunden . . .
*
Deutschland ist reich an tüchtigen
politischen Karikaturen - Zeichnern.
Von den „Pfadfindern“ auf diesem
Gebiet sei an den prachtvoll leben-
digen Kladderadatsch-Scholz, an
Scherenberg vom „Ulk“, an den
alten Hosemann und an Dör-
beck, die Karikaturisten des Alt-
Berliner Lebens; an den größten
Meister der gesellschaftlichen Satire,
an Wilhelm Busch, den Un-
sterblichen, an die politisch aller-
dings nicht tätigen Berliner Hein-
rich Zille und Koch-Gotha, die
lustigen Münchner Fliegenden
Blätter-Leute, Harburger, Ober-
länder, Eugen Kirchner, an die
satirischen Zeichner des „Simplicissi-
mus“ und der „Jugend“, an die
Namen Wilke, Th. Th. Heine, Olaf Gulbran-
son, Arpad Schmitthammer erinnert. Jeder
eine künstlerische Individualität für sich! Speziell
politisch zeichnende Künstler wie Brandt,
Jüttner, Feininger, um nur einige zu nennen,
sind vorbildlich für die ganze politische Karikatur
geworden, und wenn die hier veröffentlichten
Reproduktionen nach ihren Zeichnungen nur eine
Andeutung von ihrer Vielseitigkeit und ihrer
künstlerischen Eigenart auf ihrem Spezialgebiete
geben, so zeigen doch diese wenigen Blätter ihr emi-
nentes Können zur Genüge und sind glänzende
Beweise für die hohe Stufe, auf die sie die
politische Zeichnung gehoben. Von Artur
Johnson, dem hervon agendcn Landschafter,
hat die „Kunstwelt“ (Heft i) bereits Proben
seines starken politisch-karikaturistischen Talents
gebracht. Auch Fritz Gehrke und August
Hajduk und der witzige H. Abeking seien
hier genannt. Es sind Künstler unter diesen
Karikaturisten, um die uns jedes Land beneiden
kann und die noch lange nicht die Würdigung
gefunden haben, die sie verdienen, jene Popu-
larität, wie sie zum Beispiel AbeL Faivre in
Frankreich genießt. Auch die Karikatur muß
bei uns vom Ausland kommen, dann ist sie
amüsant, geistreich, hat Charme und findet immer
eine Anzahl Bewunderer, die für ihre heimischen
Künstler wenig oder nichts aufzubringen wissen.
Ein Accent-aigu über dem Namen oder ein
Geburtsort jenseits der schwarz-weiß-roten Grenz-
pfähle —- das hilft dem Künstler leider bei uns
immer noch mehr als das beste Können!
Literatur.
Einführung in die bildenden Künste. Von Wil-
helm Waetzoldt. In zwei Teilen, mit Abbil-
dungen. Verlag Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig.
Dieses Buch zu schreiben war Waetzoldt, der
bekanntlich als Nachfolger Goldschmidts an die
Universität Halle berufen wurde, zweifellos einer
der Auserwähltesten. Es ist aus den Erfahrungen
des Kunstunterrichts entstanden und will in erster
Linie die lernende Jugend der Hochschulen, Aka-
demien, Universitäten und höheren Lehranstalten,
731
würde den Verlegern schon jetzt
eine Änderung des Zeitungsformates
nahelegen, wenn nicht die Hoffnung,
daß sein Nachfolger in der Breiten-
ausdehnung sein überwiegendes
Charakteristikum fände, sie davon
abhielte. Miquel und Hohenlohe
wirkten oft in ihrer gnomenaitigen
Kleinheit erschütternd komisch, sie
waren für den Kaiikaturisten die
dankbarsten Vorwürfe, und als sie
von ihren Posten schieden, nahmen
ihre lustigen Peiniger von ihren
Bildern Abschied wie von guten
alten Freunden . . .
*
Deutschland ist reich an tüchtigen
politischen Karikaturen - Zeichnern.
Von den „Pfadfindern“ auf diesem
Gebiet sei an den prachtvoll leben-
digen Kladderadatsch-Scholz, an
Scherenberg vom „Ulk“, an den
alten Hosemann und an Dör-
beck, die Karikaturisten des Alt-
Berliner Lebens; an den größten
Meister der gesellschaftlichen Satire,
an Wilhelm Busch, den Un-
sterblichen, an die politisch aller-
dings nicht tätigen Berliner Hein-
rich Zille und Koch-Gotha, die
lustigen Münchner Fliegenden
Blätter-Leute, Harburger, Ober-
länder, Eugen Kirchner, an die
satirischen Zeichner des „Simplicissi-
mus“ und der „Jugend“, an die
Namen Wilke, Th. Th. Heine, Olaf Gulbran-
son, Arpad Schmitthammer erinnert. Jeder
eine künstlerische Individualität für sich! Speziell
politisch zeichnende Künstler wie Brandt,
Jüttner, Feininger, um nur einige zu nennen,
sind vorbildlich für die ganze politische Karikatur
geworden, und wenn die hier veröffentlichten
Reproduktionen nach ihren Zeichnungen nur eine
Andeutung von ihrer Vielseitigkeit und ihrer
künstlerischen Eigenart auf ihrem Spezialgebiete
geben, so zeigen doch diese wenigen Blätter ihr emi-
nentes Können zur Genüge und sind glänzende
Beweise für die hohe Stufe, auf die sie die
politische Zeichnung gehoben. Von Artur
Johnson, dem hervon agendcn Landschafter,
hat die „Kunstwelt“ (Heft i) bereits Proben
seines starken politisch-karikaturistischen Talents
gebracht. Auch Fritz Gehrke und August
Hajduk und der witzige H. Abeking seien
hier genannt. Es sind Künstler unter diesen
Karikaturisten, um die uns jedes Land beneiden
kann und die noch lange nicht die Würdigung
gefunden haben, die sie verdienen, jene Popu-
larität, wie sie zum Beispiel AbeL Faivre in
Frankreich genießt. Auch die Karikatur muß
bei uns vom Ausland kommen, dann ist sie
amüsant, geistreich, hat Charme und findet immer
eine Anzahl Bewunderer, die für ihre heimischen
Künstler wenig oder nichts aufzubringen wissen.
Ein Accent-aigu über dem Namen oder ein
Geburtsort jenseits der schwarz-weiß-roten Grenz-
pfähle —- das hilft dem Künstler leider bei uns
immer noch mehr als das beste Können!
Literatur.
Einführung in die bildenden Künste. Von Wil-
helm Waetzoldt. In zwei Teilen, mit Abbil-
dungen. Verlag Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig.
Dieses Buch zu schreiben war Waetzoldt, der
bekanntlich als Nachfolger Goldschmidts an die
Universität Halle berufen wurde, zweifellos einer
der Auserwähltesten. Es ist aus den Erfahrungen
des Kunstunterrichts entstanden und will in erster
Linie die lernende Jugend der Hochschulen, Aka-
demien, Universitäten und höheren Lehranstalten,
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