COLONNADE IN SANSSOUCI, erbaut 1751 von v. Knobelsdorff. Abgebrochen Ende des 18. Jahrh. STICH VON SCHLEUEN
Friedrich der grosse und
DIE KUNST.
Zum 200 jährigen Geburtstage des Königs.
Von Prof. Dr. Georg Voss,
Konservator der Kunstdenkmäler Thüringens.
Gerade unter den großen Kriegsmännern,
von den Zeiten Alexanders des Großen bis
auf Helmuth von Moltke, befinden sich einige
der genialsten Verehrer der Wissenschaften
und Künste. Sobald der Frieden zurückgekehrt
war, haben sie das Schwert mit bunten Blumen
umwunden und ihr Leben mit besonderer
Vorliebe den Musen gewidmet. Mit derselben
Tatkraft, vor der noch kurz zuvor die Welt
ringsum erzitterte, haben sie in glücklichen Frie-
densjahren den Wissenschaften oder den Künsten
gelebt und auch auf diesen so ganz anderen
Gebieten eine bemerkenswerte Tätigkeit entfaltet.
Diese Vielseitigkeit zeigt sich auch in der
Persönlichkeit Friedrichs des Großen. Sobald
er von den Schlachtfeldern heimgekehrt oder
von den Staatsgeschäften ausruht, wendet sich
seine nie ermüdende Arbeitslust zurück zu den
Lieblingsidealen seiner Jünglingsjahre: Er dichtet
und beschäftigt sich mit philosophischen und
historischen Studien; er selber wird zum Ge-
schichtsschreiber. Er nimmt lebhaften Anteil
an den musikalischen Bestrebungen seiner Zeit,
ist leidenschaftlicher Flötenspieler. Und von
seiner Begabung als Komponist zeugen seine
eigenen Tondichtungen, ja eine ganze Oper.
Dieselbe Schaffensfreude entfaltet er auf dem
Gebiete der bildenden Künste. Nach seinen
eigenen persönlichen Eingebungen läßt er
Schlösser und andere stolze Monumentalbauten,
ja ganze Stadtteile errichten. Aus öden Sand-
bergen schafft er streng stilisierte Parkanlagen.
Nach seinen persönlichen Angaben werden die
Plafonds in seinen Schlössern entworfen, die
Säle und Zimmer ausgestattet. Er wacht darüber,
daß in der Farbenstimmung jedes Raumes seine
eigene Lieblingsneigung, die Freude an sanften
Harmonien der Farben, zum Ausdruck kommt.
In allen solchen Fragen folgt er den feinsten
künstlerischen Regungen seiner Zeit. Ja, in
demjenigen Kunstzweige, der für sein ganzes
Jahrhundert der charakteristischste ist, in der
Porzellankunst, wird er der Schöpfer eines der
bedeutendsten Kunstinstitute, der berühmten Ber-
liner Porzellan-Manufaktur, die sich der um
mehrere Jahrzehnte älteren Manufaktur von
Meißen sehr bald ebenbürtig an die Seite stellt.
DIE KUNSTWELT I, 4
239
Friedrich der grosse und
DIE KUNST.
Zum 200 jährigen Geburtstage des Königs.
Von Prof. Dr. Georg Voss,
Konservator der Kunstdenkmäler Thüringens.
Gerade unter den großen Kriegsmännern,
von den Zeiten Alexanders des Großen bis
auf Helmuth von Moltke, befinden sich einige
der genialsten Verehrer der Wissenschaften
und Künste. Sobald der Frieden zurückgekehrt
war, haben sie das Schwert mit bunten Blumen
umwunden und ihr Leben mit besonderer
Vorliebe den Musen gewidmet. Mit derselben
Tatkraft, vor der noch kurz zuvor die Welt
ringsum erzitterte, haben sie in glücklichen Frie-
densjahren den Wissenschaften oder den Künsten
gelebt und auch auf diesen so ganz anderen
Gebieten eine bemerkenswerte Tätigkeit entfaltet.
Diese Vielseitigkeit zeigt sich auch in der
Persönlichkeit Friedrichs des Großen. Sobald
er von den Schlachtfeldern heimgekehrt oder
von den Staatsgeschäften ausruht, wendet sich
seine nie ermüdende Arbeitslust zurück zu den
Lieblingsidealen seiner Jünglingsjahre: Er dichtet
und beschäftigt sich mit philosophischen und
historischen Studien; er selber wird zum Ge-
schichtsschreiber. Er nimmt lebhaften Anteil
an den musikalischen Bestrebungen seiner Zeit,
ist leidenschaftlicher Flötenspieler. Und von
seiner Begabung als Komponist zeugen seine
eigenen Tondichtungen, ja eine ganze Oper.
Dieselbe Schaffensfreude entfaltet er auf dem
Gebiete der bildenden Künste. Nach seinen
eigenen persönlichen Eingebungen läßt er
Schlösser und andere stolze Monumentalbauten,
ja ganze Stadtteile errichten. Aus öden Sand-
bergen schafft er streng stilisierte Parkanlagen.
Nach seinen persönlichen Angaben werden die
Plafonds in seinen Schlössern entworfen, die
Säle und Zimmer ausgestattet. Er wacht darüber,
daß in der Farbenstimmung jedes Raumes seine
eigene Lieblingsneigung, die Freude an sanften
Harmonien der Farben, zum Ausdruck kommt.
In allen solchen Fragen folgt er den feinsten
künstlerischen Regungen seiner Zeit. Ja, in
demjenigen Kunstzweige, der für sein ganzes
Jahrhundert der charakteristischste ist, in der
Porzellankunst, wird er der Schöpfer eines der
bedeutendsten Kunstinstitute, der berühmten Ber-
liner Porzellan-Manufaktur, die sich der um
mehrere Jahrzehnte älteren Manufaktur von
Meißen sehr bald ebenbürtig an die Seite stellt.
DIE KUNSTWELT I, 4
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