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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Wintzer, Richard: Max Klinger als Schüler der Berliner Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0728

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MAX KL1NGER ALS SCHÜLER
DER BERLINER AKADEMIE

Daß der eigenartigste und vielseitigste unter
den bildenden Künstlern Deutschlands es ein-
mal über sich gebracht hat, — wenn auch nur
kurze Zeit — sich in das „Joch des akademischen
Studiums“ spannen zu lassen, dürfte nur wenigen
bekannt sein. Interessant ist dabei, daß die be-
sondere Neigung Klingers, sich in minutiöser
Durchführung der ihm anziehend erscheinenden
Details schwelgend zu ergehen, schon damals in
die Erscheinung trat und ihn zu allerhand selt-
samen Studien verleitete.

Paul Thumann teilte mir einmal eine kleine
merkwürdige Geschichte mit, die auch auf
Klingers spätere Bevorzugung und virtuose Hand-

habung der Federtechnik ein recht interessantes
Licht wirft. Er erzählte:

„Man hatte seine Not und Mühe mit dem
jungen Akademiker, in den so gamichts Reelles
hineinzubringen war, und der nur fort und fort
seinen himmel- und erdestürmenden Gedanken
nachging. Ich stellte ihm — als sein damaliger
Lehrer — frei, irgend etwas nach der Natur zu
zu zeichnen, was er wolle. Klinger wählte einen
Kopf und machte sich sofort mit Feder und
Tusche an die Arbeit. Auf meine Warnung vor
der schwierigen Handhabung des Materials ant-
wortete er, daß er nur mit der Feder zeichnen
könne. So ging es denn los. Als ich nach einiger Zeit
die sich entwickelnde Arbeit des jungen Novizen
besichtige und ihn auf die Notwendigkeit eines
einheitlichen Gesamteindrucks hinweise, antwortet
Klinger, daß ihn eigentlich nur die Durchbildung

MÄDCHEN IM PROFIL. AQUARELL

W. HOWARD-LEIPZIG
 
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