Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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Giesecke, Albert: Kunstgewerbliches aus Ostasien
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KUNSTGEWERBLICHES AUS OST ASIEN
• 'Jä il
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Abb. 9. TRAUBENSPIEGEL
Oslasien
geführt und treffen hier auf ein Quellgebiet
ornamentaler Kunst, aus dem immer
wieder und wieder die europäische Kunst
geschöpft hat (ich erinnere nur an die
Textil-Industrie, die Glas- und Fayence-Industrie,
die Einlegearbeiten in Holz und Metall). Persien
(mit Nachbarländern), das schon im Alter-
tum seinen Einfluß bemerkbar gemacht, lieh auf
dem Gebiet der ornamentalen Kunst auch im
Mittelalter Vorbilder und tut es noch heute. Die
Engländer, vor allem Morris und seine Schule,
haben der ornamentalen Kunst und dem Kunst-
gewerbe Vorderasiens ein eifriges Studium ge-
widmet, in der Erkenntnis, daß Europa der Sinn
dafür verloren gegangen und daß, wie in der
Buchkunst die Renaissance, so in den dekorativen
Künsten neben dem hohen Mittelalter Vorder-
asien der rechte Lehrmeister für uns sein könne.
So nur läßt sich begreifen, wie es kommt, daß
England in der Textil-Industrie auch in ästhetischer
Hinsicht führt -— wovon man sich auf der Turiner
Ausstellung überzeugen konnte — und nicht
umsonst genießt die Lancaster Pottery, der man
die Schulung am Vorbild der persischen Fayence
wohl ansieht, einen Weltruf, und ich stehe nicht
an, ihre Produkte für die zur Zeit geschmack-
vollsten auf dem Gebiet der Keramik zu be-
zeichnen. Dr. A. G.
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Abb. 9. TRAUBENSPIEGEL
Oslasien
geführt und treffen hier auf ein Quellgebiet
ornamentaler Kunst, aus dem immer
wieder und wieder die europäische Kunst
geschöpft hat (ich erinnere nur an die
Textil-Industrie, die Glas- und Fayence-Industrie,
die Einlegearbeiten in Holz und Metall). Persien
(mit Nachbarländern), das schon im Alter-
tum seinen Einfluß bemerkbar gemacht, lieh auf
dem Gebiet der ornamentalen Kunst auch im
Mittelalter Vorbilder und tut es noch heute. Die
Engländer, vor allem Morris und seine Schule,
haben der ornamentalen Kunst und dem Kunst-
gewerbe Vorderasiens ein eifriges Studium ge-
widmet, in der Erkenntnis, daß Europa der Sinn
dafür verloren gegangen und daß, wie in der
Buchkunst die Renaissance, so in den dekorativen
Künsten neben dem hohen Mittelalter Vorder-
asien der rechte Lehrmeister für uns sein könne.
So nur läßt sich begreifen, wie es kommt, daß
England in der Textil-Industrie auch in ästhetischer
Hinsicht führt -— wovon man sich auf der Turiner
Ausstellung überzeugen konnte — und nicht
umsonst genießt die Lancaster Pottery, der man
die Schulung am Vorbild der persischen Fayence
wohl ansieht, einen Weltruf, und ich stehe nicht
an, ihre Produkte für die zur Zeit geschmack-
vollsten auf dem Gebiet der Keramik zu be-
zeichnen. Dr. A. G.
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