Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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MODERNER SCHMUCK
Schulze-Naumburg, ja auch H. Vogeler
haben durch geschickte Reklame (?) die Blicke
auf ihre Liebhabereien, auf ihre Kunstrichtung
gelenkt, die dem ödesten Biedermeiertum eine
Art Schönheit ab-
zugewinnen und
damit sich selbst
in die Mode zu
bringen verstand.
Dekadent,
schwächlich, ja
vollständig blasiert
müßte die deut-
sche Menschheit
sein, wenn da
ihre Rettung, ihre
letzte Zuflucht zu
finden wäre. Die
Liebhaberei am
Ländlichen kommt
dazu, die auch in
dem sonst so hoch
stehenden Mün-
chen immer aufs
Neue herab-
drückend wirkt —
allzu häufig nicht
mehr die gesunde,
am derben echten
Bauerntum, son-
dern am halb
kleinstädtischen,
halb dörflichen
Tanten- und Alt-
weiberwesen.“
Auch über die Art
unserer städtischen
Baukunst steht noch
einiges Annehmbare
in der Broschüre,
über unsere Aus-
länderei usw., im
übrigen aber zeigt
sich der Auchdeut-
sche von einer be-
dauernswerten Eng-
herzigkeit in Kunst-
dingen. Ganz vor-
sintflutlich muten
seine Leistungen über
die moderne Malerei,
z. B. über van
Gogh, Gauguin,
Leistikow an. Und schließlich faßt er sich ein
Herz, schimpft weidlich auf den Simplizissimus
und die bösen Naturalisten, und mahnt die
Deutschen zur Ein- und Umkehr von ihren ver-
derblichen Wegen! -z.
Die griechische Plastik. Von Professor
Emanuel Löwy. Leipzig, Klinkhardt & Biermann.
Das prächtig ausgestattete, sehr handliche zwei-
bändige Werk rollt in trefflichen Reproduktionen
den ganzen Kreis des
plastischen Schaffens
der Griechen vor uns
auf, jene großen
Schätze, an denen
die Verehrung aller
Nationen und vor
Allem der Deutschen
hängt. Der textliche
Teil gibt einen Ab-
riß über das ganze
Gebiet: über die
archaische Zeit, über
Phidias und die Bild-
werke des Parthenon,
über Skopas und
Praxiteles, über My-
ron, Lysippos, Po-
lyklet und die an-
deren Großmeister
der hellenischen Pla-
stik. Löwy ist der
berufenste Interpret
dieses unerschöpfli-
chenThemas, und wie
scharf er das Wesen
der klassischen Kunst
erfaßt, sagen irgend
ein paar herausge-
wählte Worte, z. B.:
„Sie (die griechische
Kunst) besitzt im
höchsten Maß die
Gabe, ohne welche
Kunst nicht bestehen
kann: die Fähigkeit
geläuterter Erfassung
der Form. In der
vollendeten Ideali-
tät der griechischen
Kunst liegt das Ge-
heimnis ihrer Un-
sterblichkeit.“
In dem Bilder-
band (etwa 3 oo kleine
Wiedergaben) ziehen
die köstlichsten Lei-
annie HYSTAK-BRESLAU stungen der griechi-
schen Plastik an uns
vorüber — ein Miniatur-Kompendium des
Schönen. 1.
Deutsche Kunst in Wort und Farbe. Heraus-
gegeben von Professor Dr. R. Graul. Verlag
von E. A. Seemann in Leipzig. — Dieses
153
Schulze-Naumburg, ja auch H. Vogeler
haben durch geschickte Reklame (?) die Blicke
auf ihre Liebhabereien, auf ihre Kunstrichtung
gelenkt, die dem ödesten Biedermeiertum eine
Art Schönheit ab-
zugewinnen und
damit sich selbst
in die Mode zu
bringen verstand.
Dekadent,
schwächlich, ja
vollständig blasiert
müßte die deut-
sche Menschheit
sein, wenn da
ihre Rettung, ihre
letzte Zuflucht zu
finden wäre. Die
Liebhaberei am
Ländlichen kommt
dazu, die auch in
dem sonst so hoch
stehenden Mün-
chen immer aufs
Neue herab-
drückend wirkt —
allzu häufig nicht
mehr die gesunde,
am derben echten
Bauerntum, son-
dern am halb
kleinstädtischen,
halb dörflichen
Tanten- und Alt-
weiberwesen.“
Auch über die Art
unserer städtischen
Baukunst steht noch
einiges Annehmbare
in der Broschüre,
über unsere Aus-
länderei usw., im
übrigen aber zeigt
sich der Auchdeut-
sche von einer be-
dauernswerten Eng-
herzigkeit in Kunst-
dingen. Ganz vor-
sintflutlich muten
seine Leistungen über
die moderne Malerei,
z. B. über van
Gogh, Gauguin,
Leistikow an. Und schließlich faßt er sich ein
Herz, schimpft weidlich auf den Simplizissimus
und die bösen Naturalisten, und mahnt die
Deutschen zur Ein- und Umkehr von ihren ver-
derblichen Wegen! -z.
Die griechische Plastik. Von Professor
Emanuel Löwy. Leipzig, Klinkhardt & Biermann.
Das prächtig ausgestattete, sehr handliche zwei-
bändige Werk rollt in trefflichen Reproduktionen
den ganzen Kreis des
plastischen Schaffens
der Griechen vor uns
auf, jene großen
Schätze, an denen
die Verehrung aller
Nationen und vor
Allem der Deutschen
hängt. Der textliche
Teil gibt einen Ab-
riß über das ganze
Gebiet: über die
archaische Zeit, über
Phidias und die Bild-
werke des Parthenon,
über Skopas und
Praxiteles, über My-
ron, Lysippos, Po-
lyklet und die an-
deren Großmeister
der hellenischen Pla-
stik. Löwy ist der
berufenste Interpret
dieses unerschöpfli-
chenThemas, und wie
scharf er das Wesen
der klassischen Kunst
erfaßt, sagen irgend
ein paar herausge-
wählte Worte, z. B.:
„Sie (die griechische
Kunst) besitzt im
höchsten Maß die
Gabe, ohne welche
Kunst nicht bestehen
kann: die Fähigkeit
geläuterter Erfassung
der Form. In der
vollendeten Ideali-
tät der griechischen
Kunst liegt das Ge-
heimnis ihrer Un-
sterblichkeit.“
In dem Bilder-
band (etwa 3 oo kleine
Wiedergaben) ziehen
die köstlichsten Lei-
annie HYSTAK-BRESLAU stungen der griechi-
schen Plastik an uns
vorüber — ein Miniatur-Kompendium des
Schönen. 1.
Deutsche Kunst in Wort und Farbe. Heraus-
gegeben von Professor Dr. R. Graul. Verlag
von E. A. Seemann in Leipzig. — Dieses
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