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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Amersdorffer, Alexander: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0018

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LUDWIG KNAUS

Im Jahre 1852 ging Knaus nach Paris, zunächst in der
Absicht, sich nur kurze Zeit dort aufzuhalten und die Museen
zu studieren. Es fügte sich jedoch anders. In seiner Arbeits-
lust ergriff er die erste sich bietende Gelegenheit, zu malen,
und es gelang ihm, was manchem als ein ungeheuerliches
Wagnis erschien: er malte in Paris deutsche Bauernbilder und
erreichte ihre Aufnahme in den Salon. Die Bilder trugen ihm in
kurzer Zeit alles ein, was ein Künstler sich wünschen kann:
größten ideellen und materiellen Erfolg und seltene Ehren und
Auszeichnungen. Nicht lange dauerte es mehr, und sein
Künstlerruf war in der ganzen Welt begründet. Kein Wunder,
daß er an der Stätte, die ihm so überraschenden Erfolg gebracht
hatte, blieb und aus der kurzen Frist, die er ursprünglich in Paris
hatte verweilen wollen, wurden acht Jahre. 1860 verließ er
Frankreich, nachdem er Italien noch kurz besucht hatte. So gleich-
mäßig und stetig das Wesen des Meisters an sich war, so
schien er doch für seine Umgebung den Wechsel zu lieben
und änderte in der Folge häufig seinen Aufenthaltsort. 1862

„ICH KANN WARTEN" L. KNAUS

Mit Genehmigung der Photogr. Gesellschaft Berlin

KINDERSTUDIE L. KNAUS

besuchte er Berlin, wo seine
Werke auf den Akademischen Aus-
stellungen schon großen Beifall
gefunden hatten. Der freundliche
Empfang, der ihm hier in den
Kreisen der Künstlerschaft zuteil
wurde, ermutigte ihn, zu bleiben,
doch weilte er nur im Winter in
Berlin, der Sommer fand ihn regel-
mäßig in Wiesbaden. Nachdem
er von 1867 an seinen Wohnsitz
nach Düsseldorf verlegt hatte,
wurde er schließlich von 1874 an
dauernd an Berlin gefesselt. Er
übernahm in diesem Jahre, in
dem sich die Reorganisation der
Akademie der Künste vollzog, die
Leitung eines Meisterateliers. Zehn
Jahre lang übte er diese Lehr-
tätigkeit aus, um sich dann aus-
schließlich seinem eigenen Schaffen
zu widmen.

Die Bauernmalerei blieb
die Hauptdomäne seiner Kunst
für immer, und alle Phasen des
ländlichen Lebens boten ihm
unerschöpflichen Stoff.

Nur zwei Werke seien aus der
Fülle hier hervorgehoben als der
Höhepunkt und als das Beste,
was Knaus auf diesem Gebiete
geschaffen hat: die „Hauensteiner
Bauernberatung“ vom Jahre 1873
und das „Leichenbegängnis in
einem hessischen Dorfe im Winter“

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