Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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Amersdorffer, Alexander: Ludwig Knaus
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LUDWIG KNAUS
MADONNA
vom Jahre 1871 (Abb. S. 17). Das eine ist
von dramatischer Wucht, ja in seiner Art von
einer gewissen Monumentalität, so daß man
Friedrich Pecht nur beistimmen kann, der
die „Bauernberatung“ schon 1877 „eine wahre
Apotheose des deutschen Bauerntums“ genannt
hat. Das „Leichenbegängnis“ ist eine Szene
trostlosen Erdenleids, voll düsterer Tragik,
menschlich so tief empfunden und künstlerisch
mit einer so wunderbaren Konzentration der
Stimmung dargestellt, daß sie das Herz er-
greift.
Werken wie diesen beiden wohnen Ewig-
keitswerte inne und sie allein hätten genügt,
den Meister unvergeßlich zu machen für alle
Zeiten, zu denen die Sprache der Kunst noch
verständlich reden wird.
Da Einseitigkeit Knaus fremd war, erweiterte
L. KNAUS
er bald seinen Darstellungskreis, zuerst auf
Zigeuner und allerlei fahrendes Volk, dann be-
sonders auf Szenen des städtischen Lebens,
namentlich auf einzelne Typen des Straßen-
lebens: Schusterjungen, Invaliden, jüdische
Handelsleute, Droschkenkutscher (Abb. S. 13),
Schornsteinfeger, Straßenmusikanten u. a. Sie
alle machte er zu Objekten seiner künstlerischen
Darstellung.
Von dem Ende der achtzigerjahre an überkam
den Meister wohl die Lust, neben den der Wirk-
lichkeit entnommenen Typen auch Gestalten der
freien Phantasie in seinen Werken zu verkörpern.
Faune, Nixen, Bacchantinnen und allerlei Natur-
geschöpfe treiben von da ab ihr Wesen in
vielen seiner Bilder (Abb. S. 7). Man wird
manchmal an die Phantasiewelt Arnold Böcklins
gemahnt, braucht aber nicht an eine Nach-
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MADONNA
vom Jahre 1871 (Abb. S. 17). Das eine ist
von dramatischer Wucht, ja in seiner Art von
einer gewissen Monumentalität, so daß man
Friedrich Pecht nur beistimmen kann, der
die „Bauernberatung“ schon 1877 „eine wahre
Apotheose des deutschen Bauerntums“ genannt
hat. Das „Leichenbegängnis“ ist eine Szene
trostlosen Erdenleids, voll düsterer Tragik,
menschlich so tief empfunden und künstlerisch
mit einer so wunderbaren Konzentration der
Stimmung dargestellt, daß sie das Herz er-
greift.
Werken wie diesen beiden wohnen Ewig-
keitswerte inne und sie allein hätten genügt,
den Meister unvergeßlich zu machen für alle
Zeiten, zu denen die Sprache der Kunst noch
verständlich reden wird.
Da Einseitigkeit Knaus fremd war, erweiterte
L. KNAUS
er bald seinen Darstellungskreis, zuerst auf
Zigeuner und allerlei fahrendes Volk, dann be-
sonders auf Szenen des städtischen Lebens,
namentlich auf einzelne Typen des Straßen-
lebens: Schusterjungen, Invaliden, jüdische
Handelsleute, Droschkenkutscher (Abb. S. 13),
Schornsteinfeger, Straßenmusikanten u. a. Sie
alle machte er zu Objekten seiner künstlerischen
Darstellung.
Von dem Ende der achtzigerjahre an überkam
den Meister wohl die Lust, neben den der Wirk-
lichkeit entnommenen Typen auch Gestalten der
freien Phantasie in seinen Werken zu verkörpern.
Faune, Nixen, Bacchantinnen und allerlei Natur-
geschöpfe treiben von da ab ihr Wesen in
vielen seiner Bilder (Abb. S. 7). Man wird
manchmal an die Phantasiewelt Arnold Böcklins
gemahnt, braucht aber nicht an eine Nach-
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