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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Amersdorffer, Alexander: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0023

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LUDWIG KNAUS

Menschen führt als tiefsinniges Grübeln und
spekulatives Forschen, Ab und zu freilich blitzt
eine feine Ironie durch, so wenn er jüdische
Eigenart in Ausdruck und Gebärde leicht unter-
strichen darstellt, wie in der „Salomonischen
Weisheit“. Schließt doch schon der Titel dieses
Bildes, auf dem ein alter Trödeljude seinem
gelehrigen Schüler die Praktiken seines Geschäfts
beibringt, eine leise Ironie ein.

Sein Humor mildert oft die Schärfe seiner
Charakteristik, und mancher an sich ernste Vor-
gang wandelt sich durch ihn zur Komödie. Ein
prächtiges Beispiel hierfür sind „Die Raufer“
(Abb. S. 16). Ein riesiger Tiroler Bauer hat seinen
Gegner, der im Hintergrund am Boden liegt,
gründlich „erledigt“ und beherrscht in Sieger-
stellung die Situation. Von der Treppe her
drohen ihm einige Bauern aus respektsvoller
Entfernung. Von bezwingender Komik ist, wie
sich die Musikanten ängstlich auf ihrem Podium

zusammendrängen und nicht herunterzukommen
wagen, in der Furcht, die Reihe möchte auch
noch an sie kommen. Die einzige mutige Seele
ist das junge Mädchen, das von der Seite an
den Rauflustigen herantritt, um ihn zu besänftigen.

Ein wahres Kabinettstück hat uns Knaus in
der „Tanzstunde“ (s. färb. Beilage) hinterlassen.
Wie köstlich ist der Tanzmeister charakterisiert,
der den Takt mit den Füßen stampft, wie ge-
lungen sind die Gestalten der Tänzer und
Tänzerinnen mit der Steifheit und der Befangen-
heit der Anfänger wiedergegeben! Welch scharfe
Beobachtung und welche Kunst der Darstellung
flüchtiger Augenblickseindrücke liegt in diesem
kleinen Werk, das zudem auch malerisch, in den
Beleuchtungseffekten meisterlich ist!

War schon der Kreis des bäuerlichen Lebens
vornehmlich deshalb zu Knaus’ Lieblingsgebiet
geworden, weil sich in ihm alle Lebensäußerungen
ehrlicher, ungeschminkter und urwüchsiger kund-

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