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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Amersdorffer, Alexander: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0029

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LUDWIG KNAUS

gegangen oder wenigstens weit entrückt ist, wird
uns der Nachlaß des Künstlers entschädigen
müssen. Zahlreiche wenig oder gar nicht be-
kannte Bilder und eine imponierende Zahl von
Studien und Skizzen ruhen noch in seinem
Atelier. Es ist zu erwarten, daß wenigstens ein
Teil dieser nachgelassenen Werke auf der von
der Kgl. Akademie der Künste in Berlin für
den Winter dieses Jahres geplanten Gedächtnis-
ausstellung gezeigt werden kann.

Benjamin Vautier, der zweite ausgezeichnete
Vertreter des Genres der Bauernmalerei, war,
an Knaus gemessen, weicher. Knaus war in
seiner Charakteristik wohl schärfer, dafür aber
auch männlicher, ausdrucksvoller und seine
Kunst füllte einen weit größeren Rahmen
als die Vautiers, selbst auf dem Beiden ge-
meinsamen Spezialgebiete. Was aber noch
wichtiger ist: Knaus übertraf nicht nur seinen
nächsten Genossen Vautier, sondern auch fast
alle anderen Genossen seines Düsseldorfer Kreises
an rein malerischem Können. Seine Technik
ist, wie er selbst oft betonte, an dem Vorbilde
der alten Holländer geschult. Als er nach
Paris ging, gerade dorthin, wo damals sich die
jungen deutschen Maler zu den Ateliers der

FRAU MIT HUNDEN L. KNAUS

SPITZ L. KNAUS

französischen Modegrößen drängten, bei denen
allein man angeblich das richtige Rezept der
Malerei erlernen konnte, da war Knaus mit
seiner Technik längst im Reinen. Seine
Jugendbilder erinnern noch am meisten
an die Malweise der alten holländischen
Meister, die Knaus besonders in Paris und
später auf Reisen nach den Niederlanden
und nach England eifrig studiert hatte.
Sie sind von einer größeren Weichheit
als die späteren Werke, und ihre Farben
sind durch dunkle Schatten gedämpft.
Nach und nach machen sich die Lokal-
farben in seinen Werken immer mehr
geltend, doch sind sie stets in feinster
Harmonie zu einander abgestimmt, von
wunderbarem Schmelz und von außer-
ordentlicher Leuchtkraft. Von den siebziger
Jahren an zeigt sich dann eine Vorliebe
für satte braune Töne, die in ihrer reichen
Abstufung und in ihrer leuchtenden Pracht
oft an alte Meisterwerke denken lassen.
Stets ist die Zeichnung bei Knaus von
großer Bestimmtheit, die malerische Technik
von ungemeiner Sorgfalt, doch steigert er die
Feinheit und Glätte der Durchführung nicht
zum Unangenehmen, nie zum Süßlichen.
Wie flott und geistreich der Strich seines
Pinsels sein konnte, das lehren uns seine
Studien und Entwürfe. Die souveräne
Beherrschung d'er technischen Mittel und
die Leichtigkeit des Schaffens sind es, die
bei aller Feinheit der Durchbildung seine
Werke immer frisch, nie gequält erscheinen

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