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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Paulsen, Friedrich: Paul Wallot
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0041

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PAUL WALLOT

Für das Studieren eines gegebenen Stils mag
es wertvoll sein, völlig stilgerechte Entwürfe,
archäologisch gedacht, aufzustellen. Für die
stilistisch völlig korrekte Ausführung können
Entwürfe zu modernen Bauaufgaben gar nicht
mehr in Betracht kommen. Kompromisse sind
nötig, und es ist einfach ein Gebot der künstle-
rischen Wahrhaftigkeit, das Neue zu zeigen, dem
Neuen Formen zu finden und es nicht zu verstecken.

An dieser Aufgabe hat Wallot gearbeitet.
Darüber hinaus hat er aber, nicht jener Not-
wendigkeit allein gehorchend, wesentlich ihn
persönlich beschäftigende künstlerische Probleme
bearbeitet, Probleme außerhalb der konkreten
Bauaufgabe. Und damit hat er nicht nur
einen Stil modernen Aufgaben adaptiert, damit
hat er den Stil der Architektur als solchen
weitergebildet.

Der formale Reichtum der historischen
Stile hat die Glieder eines Werkes im großen
ganzen gleichmäßig geschmückt. Wohl wurden
einmal Seitenfronten weniger reich als die Haupt-
front ausgebildet. Wo aber der heutige Zustand
vor einer schlichten Mauermasse ein auffallend
reiches Portal zeigt, da handelt es sich fast stets um
eine spätere Zutat, oder ein plastischer Schmuck
ist erhalten, während die ursprünglich bemalte
Fassade jetzt nur noch die glatte Fläche zeigt.
Ausnahmen können natürlich Vorkommen, wenn
zum Beispiel einer auch der Verteidigung dienen-
den Mauer ein reiches Portal als einiger Schmuck
eingefügt wird.

REICHSTAGSGEBÄUDE BERLIN

P. WALLOT

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