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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Schliepmann, Hans: Arthur Johnson
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0046

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ARTHUR JOHNSON

DAS SCHWARZE LOS

ARTHUR JOHNSON

Schönheit in ihren unzähligen Formen, müssen ihm
Mut zu seinem Gefühl, zum Verstehen eigener
Sehnsucht und Worte für seine Freude geben.

In solchem Sinne möchte ich von Arthur
Johnson sprechen. Denen, welche die Ent-
wicklung unserer modernen Kunst mit Auf-
merksamkeit verfolgen, ist er längst kein Un-
bekannter mehr. Das größere Publikum aber
kennt Arthur Johnson, den Illustrator des
Kladderadatsch, viel eher als Arthur Johnson,
den Maler, den Dichter in Farben.

Nichts ist vielleicht bezeichnender für das
wahre Verhältnis der Menge zur Kunst als diese
jahrelange Verkennung Johnsons. Denn dieser
Künstler trug schon bei seinem ersten Auftreten
in vollen Händen gerade das, was unmittelbar
Entzückung hätte hervorrufen müssen: allver-
ständliche Schönheit. Keine bizarre Technik,
auf die man sich erst hätte einstellen müssen,
wehrte den Zutritt zu dieser Schönheit. Von
nichts sprach sie als vom Zauber des Lichtes,
des Wachstums, des Sommers, des Südens, von
allen jenen Reizen, die ewig stille große Sehn-
sucht sind. Und das in einer Zeit, da man
eben Böcklin sehen gelernt hatte; da man be-
hauptete, die Poesie dieses Malerdichters in ihren
Farben und in ihrer „romantischen Realistik“
nachfühlen zu können.

Aber Johnson hatte nicht einfach die Palette
Böcklins übernommen; er enthörte der unend-
lichen Natur einen neuen Hymnus und wagte
ihn als sein eigenes Lied in reicher, über-
schäumender Begeisterung ertönen zu lassen.
Man hatte dem einen Böcklin seine Poetenseele,
seine Phantastik eben erst verziehen, im übrigen
hatte man durchaus noch nicht eine Spur
poetisch sehen gelernt, man getraute sich noch
gar nicht, die Sommerschönheit der eigenen
Italienreise im Bilde wiederzuerkennen, man
verlangte vom Bilde nur Realistik, mißtraute
geradezu den schlechterdings „schönen“ Bildern.
Denn die Eintags-Giganten, die um den Preis
eines Sensationsartikelchens alle Kunstanschau-
ungen Monat für Monat zu einem neuen
Wunderbrei zusammenkochen, hatten ja in allen
gelesensten Blättern das Mißtrauen gegen den
„Vorgang“, gar erst gegen das „poetische Sujet“
gesät: „Das Malenkönnen ist alles, der Gegen-
stand ist nichts“. — Folglich verhält sich das
Publikum am sichersten zurückhaltend gegen
alle Bilder, die durch ihre „Poesie“ anziehen,
denn, ganz im Geheimen gesagt, von dem
malerisch Gekonnten oder Nichtgekonnten ver-
stehen Viele ja nur so viel, als es ihnen ein
zufälliger Souffleur eingibt!

Gewiß: ein Bild muß in erster Linie „gemalt“

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