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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Schliepmann, Hans: Arthur Johnson
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0048

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ARTHUR JOHNSON

ROMANTISCHE LANDSCHAFT

ARTHUR JOHNSON

sein. Ohne die höchsten malerischen Qualitäten
nützt ihm der schönste Vorwurf nichts. Und
es gibt ganz sicherlich höchste Meisterwerke,
die nichts darbringen als den Reiz des Lichtes,
die Poesie der Farbe. Und andererseits hat
allerdings der „interessante“ Vorwurf selbst oft
genug fälschlich als malerische Qualität gegolten,
ebenso wie die geleckte „Schönheit“ der Schick-
Maler und der Parfümkasten-Etiketten. Das
aber doch nur bei Leuten, die vom eigentlichen
Wesen des Malerischen nie das Richtige erfahren
haben, noch erfahren werden.

Nur dem Hin- und Hergondeln des Kunst-
geschmackes zwischen lauter zugespitzten Ein-
seitigkeiten ist es zuzuschreiben, daß unsere
eben vom Rationalismus und Naturalismus ein
wenig abgerückte Zeit noch nicht die Seele
des Künstlers neben seiner spezifisch malerischen
Kraft zu schätzen weiß, zu schätzen wagt. Ob
ein weiter, froher Geist zu uns spricht oder
ein — Spezialist, meinethalben ein andacht-
voller Könner. Bei Nennung des Namens
Holbein spüren wir, daß andachtvolles Können

hier allerdings schon die ganze Weite malerischer
Kunst ausfüllen kann. In der Andacht aber
steckt bereits das, was als ein Plus neben dem
rein Malerischen zu gelten hat: ein Ethos, eine
seelische Anteilnahme, eine Stimmung. Dieses
Plus kann sich wieder ganz in Reinmalerisches
umsetzen; wie in der Andacht und ehrlichen
Wucht Holbeins oder Leibls, so in dem bohren-
den, leidenschaftlichen Ringen Rembrandts.
Andererseits: nicht durch seine malerischen

Qualitäten, sondern durch seine Phantasie und
das erhabene Ethos seines begeisterten Wollens
zwingt uns Peter von Cornelius in die Knie,
der da lehrt, daß man ein gewaltiger Künstler
sein kann, ohne ein gewaltiger Maler zu sein,
daß es aber ein Höchstes ist, ein gewaltiger
Mensch zu sein.

Ohne dieses Plus an Seelischem aber, an
Persönlichkeitsgröße, gelingt auch dem großen
Könner selten ein wirkliches „Bild“, sondern
höchstens eine Skizze mit erstaunlich gelungenen,
technisch verblüffenden Einzelheiten, oder er
schafft eine Kennerkunst, die die Herzen leer läßt.

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