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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Schliepmann, Hans: Arthur Johnson
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0052

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ARTHUR JOHNSON

reden in vielen Zungen von dem Sinnen
und Fühlen, das die Lippen des im
Leben so Zurückhaltenden, versonnen
Wortkargen nie enthüllen würden. Des
reifen Sommers sonnige Weiten, die
Blütenmeere des Südens und seine weichen,
nächtigen Schatten, das traumvolle Ruhen
in wohliger Mittagswärme, das Wunder-
weben des Waldes und seine geheimnis-
volle Schöpfungskraft sprechen auf seinen
Bildern durch sich selbst und werden
höchstens einmal noch besonders in eine
Gestalt gebannt, die entweder Staffage
im durchdachtesten Sinne bleibt oder
auch zum Mittelpunkt des Bildes wird,
in dem Licht und Farben in gewaltigstem
Crescendo gipfeln.

Selbst in dem einzigen Vorgangsbild
Johnsons, jener ergreifenden Elegie vom
Tode der Schönheit inmitten der Fülle
der Natur, („das schwarze Los“) ist nicht
vornehmlich das Tatsächliche das Er-
schütternde, Bezwingende im Bilde; der
Trauernde am Totenbette der Geliebten
ist kein neuer „Gegenstand“ für den
Maler; aber wie die lachende sonnige
Schöpfungskraft der Natur draußen in
Gegensatz gestellt wird zu dem schönen,
kaum noch vom Tode geküßten Gesicht
in dem verdämmernden Zimmer: das
ist in Licht und Farben von persönlichster

GARDASEE ARTHUR JOHNSON

stammt Johnsons vielstimmige Lyrik, ihre
reiche, doch scheu verhaltene Innerlich-
keit, ihr stiller Humor und ihre sorglose
Weitabgewandtheit. Es ist schier die
Normalseele eines echten deutschen
Künstlers. Auch darin echt deutsch, daß
ihr erst Italien ganz die Schwingen löste,
wohin den Künstler der Rompreis der
Michael Beer-Stiftung führte. Hatte
Johnson bis dahin gelernt, alles malen
zu können, was ihm vor die Augen
kam, so ward ihm von da ab alles
Können nur Ausdrucksmittel für die
Stimmungen, die Ideen, die seine Seele
überreich füllten. So wurden seine Bilder
Gedichte, ja geradezu Hymnen an die
Natur von einer Tiefe und Ursprünglich-
keit, die sich offenen Herzen unverlierbar
einprägen muß. Niemals liegt dabei die
Macht seiner Eindrücke so zu sagen
außerhalb des Bildes, im Sujet; seine
Poesie ist eine rein Malerische; Licht,
Form und Farbe sind ihre Mittel und

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