Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

DOI Artikel:
Schliepmann, Hans: Arthur Johnson
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0056

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ARTHUR JOHNSON

hier veröffentlichten Zeichnungen die schärfste
Beobachtung mit goldener Beschaulichkeit und
zuweilen mit einem phantastischen Humor ver-
einen. Ein Meisterporträt schlechthin darf man
wohl das Bildnis einer „alten Frau“ nennen.

* *

*

ln der Tiefe seines Gefühls ruhen auch die
Wurzeln für Johnson, den Humoristen.
Seine besten Leistungen als Karikaturist sind
bekanntlich im „Kladderadatsch“ erschienen.
Aber das Wort paßt nicht auf ihn! So satirisch
er sich gelegentlich einkleidet: er ist durchaus
Humorist in seinen Zeichnungen. Sein Stift
hat weder die knappe ausgelassene Tollheit von
Wilhelm Busch, noch die originelle Phantastik
Th. Th. Heines,
noch die barocke
Verwegenheit
Gulbranssons
oder das Liebens-
würdig - Kautzige
Oberländers.

Die Darstellung
ist ihm auch hier
nur Mittel zum
Zweck. Er macht
ausgezeichnete
Witze und findet
ihnen den treffend-
sten Ausdruck. Er
ist im besten Sinne
komisch,aber selbst
wo der politische
Witz seine Schärfe
hervorkehrt, bleibt
darüber etwas Gut-
mütig - Lächelndes
— vielleicht doch
ein Stück angel-
sächsischen Erb-
teiles, der Humor
eines Dickens, ge-
legentlich auch die
vergnügliche Toll-
heit eines Mark
TwAiN.(„DerZahn-
teufel!“) Den ätzen-
den Strich des
eigentlichen Kari-
katuristen hat
Johnson nicht aus-
gebildet. Nicht
nur das Liebens-
würdige seines
Humors hindert
ihn daran, sondern
auch die vielleicht

ganz unbewußte Erinnerung, daß er eigentlich
ein Maler des Schönen, ja, ein monumentaler
Maler ist. Das verrät sich in dem Bildmäßigen,
das er anstrebt, besonders aber in dem großen
Zuge, den sein Aufbau vielfach hat. Ja, in
dieser an das Pathetische streifenden Art seiner
Kompositionen, in dieser voll Schalkhaftigkeit
erfüllten Linienführung und Flächenteilung ist
die eigentliche Sonderart seines Humors be-
schlossen.

So ergötzlich und erquicklich der ist: für
den Maler mit dem Reichtum seiner Farben-
welt und der tiefen Seele ist die Weltanschauung
dieses Humores nicht ohne Gefahr. Wer allzu
oft die Nichtigkeit der großen Gebärde aufdeckt,
kann zuletzt zum Mißtrauen gegen die große

39
 
Annotationen