Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0115
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Bülow, Joachim von: Der Kaufmann als Kunsterzieher
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DER KAUFMANN ALS KUNSTERZIEHER
stehende Text die Ernsthaftigkeit des Angebotes
zu erkennen geben wird.
Sehr viel Schaden am guten Geschmack wird
durch die heut üblichen Beigaben, Weihnachts-
geschenke und dergl. angerichtet. Diese sollen
natürlich äußerst billig in der Herstellung sein.
Es ist aber ein Irrtum, zu glauben, daß die Her-
stellung eines geschmackvollen Druckes teurer
wäre, als der eines schlechten. Es kann sich
nur dabei um den Entwurf handeln und da muß
sowohl der gute wie der schlechte bezahlt werden.
Leider ist heute der Stand unseres Kunstmarktes
noch ein derartiger, daß unsere meisten Künstler,
abgesehen von den wenigen, die sich durchgesetzt
haben, auch für eine gute Leistung einen selbst
minimalen Preis nicht erhalten können, weil sich
der sogenannte Kitsch, d. h. „für den Verkauf
in erster Linie infolge ihrer Geschmacklosigkeit
und Leichtverständlichkeit besonders geeignete
Similikunstwerke“ an den Kaufmann heranzu-
drängen versteht, während das Gute ihm garnicht
zu Gesicht kommt.
Wenn der Kaufmann sich daher ernsthafter
als bisher, gewissermaßen im Bewußtsein einer
Kulturmitarbeit, der Pflege des Ästhetischen inner-
halb seines Ausdehnungskreises widmet, so wird
sein erzieherischer Einfluß auf die große Masse
ein höchst wertvoller werden können.
92
BRUNNEN
GEORGES MORIN
stehende Text die Ernsthaftigkeit des Angebotes
zu erkennen geben wird.
Sehr viel Schaden am guten Geschmack wird
durch die heut üblichen Beigaben, Weihnachts-
geschenke und dergl. angerichtet. Diese sollen
natürlich äußerst billig in der Herstellung sein.
Es ist aber ein Irrtum, zu glauben, daß die Her-
stellung eines geschmackvollen Druckes teurer
wäre, als der eines schlechten. Es kann sich
nur dabei um den Entwurf handeln und da muß
sowohl der gute wie der schlechte bezahlt werden.
Leider ist heute der Stand unseres Kunstmarktes
noch ein derartiger, daß unsere meisten Künstler,
abgesehen von den wenigen, die sich durchgesetzt
haben, auch für eine gute Leistung einen selbst
minimalen Preis nicht erhalten können, weil sich
der sogenannte Kitsch, d. h. „für den Verkauf
in erster Linie infolge ihrer Geschmacklosigkeit
und Leichtverständlichkeit besonders geeignete
Similikunstwerke“ an den Kaufmann heranzu-
drängen versteht, während das Gute ihm garnicht
zu Gesicht kommt.
Wenn der Kaufmann sich daher ernsthafter
als bisher, gewissermaßen im Bewußtsein einer
Kulturmitarbeit, der Pflege des Ästhetischen inner-
halb seines Ausdehnungskreises widmet, so wird
sein erzieherischer Einfluß auf die große Masse
ein höchst wertvoller werden können.
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BRUNNEN
GEORGES MORIN