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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Behrendt, Walter Curt: Ein Märkischer Landsitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0117

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EIN MARK/SCHER LANDSITZ

OSTANSICHT UND WIRTSCHAFTSGEBÄUDE

Die Gebäude sind so situiert worden, daß
die Hauptfront des Herrenhauses nach Osten
liegt und den Haupträumen somit Süd- und
Ostlage gegeben wurde. Nordwärts schließen
sich die umfangreichen, um einen geräumi-
gen Hof gruppierten Wirtschaftsanlagen an,
die großen Stallungen, Wagenschuppen und
Wohnungen für das Personal. Von der Unter-
fahrt betritt man das Haus zu ebener Erde.
Der liebevoll durchdachte Grundriß entwickelt
sich über zwei Hauptachsen. Die Mittelachse
schneidet die langgestreckte Diele und gibt über
eine ebenerdig vorgelagerte Veranda den Blick
über ein niedriges, vor der Hauptfront aus-
gebreitetes Rasen parterre frei.

Betritt man die Diele, den zentralen Raum
des Hauses, der hier, wie oft in englischen
Landhäusern, das Hauptmotiv des Grund-
risses bildet, so gewinnt man die Orien-
tierung zur zweiten Hauptachse, auf der
sich die Gesellschaftsräume, Speisezimmer, Halle
und Bibliothek aufreihen. Auch in dieser
Achse ist eine unmittelbare Verbindung von
Haus und Garten angestrebt worden durch den
ebenerdigen (durch eine versenkte Glasscheibe

GEH. BAURAT OTTO MARCH

im Winter verschließbaren) Austritt im Biblio-
theksraum.

Dieser zwischen dem Salon der Dame
und dem Arbeitszimmer des Herrn gelegene
Raum trägt in seiner Ausstattung und Innen-
dekoration dem Umstand Rechnung, daß er,
entgegen allgemeiner Überlieferung, mehr den
geistigen Interessen der Dame zu dienen hat.
Die in die Wände eingelassenen, den ganzen
Raum umziehenden Bücherschränke sind aus
weiß lackiertem Holz gearbeitet und innen mit
dunkel gebeiztem Mahagoni ausgelegt; so sieht
man durch die verglasten Schranktüren auf
dunklem Grunde die reichen Schätze der Biblio-
philin sich abheben.

Der langgestreckten Halle ist mit der breit
und offen entwickelten, zum Obergeschoß
führenden Treppe eine intime Wirkung ge-
sichert, und es ist mit diesem, die Orga-
nisation des Hauses ausdrückendem Motiv, dem
saalähnlichen Raum zugleich eine rhythmische
Gliederung gewonnen worden, die zur Aus-
bildung stiller Sitzecken, zur Anordnung von
Kaminplätzen, zur Aufstellung des Flügels, wie
überhaupt zur Unterteilung des Raumes genutzt

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