Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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Lüthgen, Eugen: Die XI. Jahresausstellung der Vereinigung Kölner Künstler
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DIE XI. JAHRESAUSSTELLUNG DER VEREINIGUNG KÖLNER KÜNSTLER
SONNIGER MORGEN AM NIEDERRHEIN
ERNST HARDT
kraftvollen Landschaft „Mame-
fischer“ durch einfache Mittel
des koloristischen Aufbaus ro-
mantisch gefühlsmäßige Klänge
verspüren. Auch F. Bürger
geht bewußt ähnliche Wege,
nur daß er es geradezu ver-
sucht, die Landschaft ins
Heroische zu steigern. In
dieser Betonung des Kompo-
sitionellen, des bildmäßig ge-
schlossenen Eindrucks scheint
eine Reaktion gegen die mo-
mentane, skizzenhaft wirkende
Auffassung des Impressionis-
mus zu liegen. Farbig hat
Bürger in seinen tiefen,
stellenweise durch hellauf-
blitzende Flecken belebten
Tönen zum Teil interessante,
nicht alltägliche Wirkungen
erreicht. Alle übrigen Aus-
steller sind in ihrer Eigenart bekannt. Eine
Wandlung der Auffassung oder eine charakteri-
stische Fortentwicklung nach einer bestimmten
Seite hin hat nicht stattgefunden. F. Westendorp
erreicht in seinen Strandbildern aus Knocke eine
frische Helligkeit der Farbe. Daß man auch
ohne Auflösung und Zerlegung der Farbwerte in
impressionistischer Art malen kann, zeigen seine
Bilder aus Paris und München. Das Neblig-
Dunstige der Atmosphäre kommt in dieser Technik
gut zum Ausdruck. E. Hardt hat sich diesmal
vorzugsweise mit Problemen des Lichts und der
Atmosphäre beschäftigt.
Die Porträtdarstellung enttäuscht. Nur wenige
Ausnahmen. F. Reusing bringt in ein Herren-
porträt im Erfassen der Bewegung eine gewisse
Charakteristik. Schneider-Didam in zwei Bild-
nissen in einem herb-linearen Herausarbeiten des
Wesentlichen eine interessante Belebung. Vogts
läßt gleichgültig, R. Seuffert in seinen heroi-
sierenden, verblasenen Gestalten nicht weniger.
In der Plastik erreicht Fr. Löhr die stärkste
Wirkung. Eine weibliche stehende Figur und
ein Mädchenkopf aus Marmor zeigen, wie er
körperliches Sein und seelischen Ausdruck zur
Einheit verwebt. Dabei ist in beiden Ar-
beiten ein feines Gefühl
für die kubische Geschlossen-
heit der Formen, für den
Rhythmus der Linien, Flächen
und Maßen.
Neben einer Schmuck-
kassette von G. Hermeling
stellten G. Alsberg und G.
Berkenkamp kunstgewerbliche
Arbeiten, Kissen, Decken und
Shawls in Batiktechnik sowie
Schmucksachen aus.
Beide gewinnen ihre For-
men und Motive aus der
Eigenart des Materials. Mit
dem sichern Gefühl für kolo-
ristische Wirkungen verbinden
sie einen reifen Geschmack,
der Phantasie und Komposition,
dieser für das Kunstgewerbe
sehr ersprießlichen Arbeiten, be-
stimmt.
Dr. G.E.Lüthgen-Köln.
NOTRE-DAME, PARIS
FRITZ WESTENDORP
373
SONNIGER MORGEN AM NIEDERRHEIN
ERNST HARDT
kraftvollen Landschaft „Mame-
fischer“ durch einfache Mittel
des koloristischen Aufbaus ro-
mantisch gefühlsmäßige Klänge
verspüren. Auch F. Bürger
geht bewußt ähnliche Wege,
nur daß er es geradezu ver-
sucht, die Landschaft ins
Heroische zu steigern. In
dieser Betonung des Kompo-
sitionellen, des bildmäßig ge-
schlossenen Eindrucks scheint
eine Reaktion gegen die mo-
mentane, skizzenhaft wirkende
Auffassung des Impressionis-
mus zu liegen. Farbig hat
Bürger in seinen tiefen,
stellenweise durch hellauf-
blitzende Flecken belebten
Tönen zum Teil interessante,
nicht alltägliche Wirkungen
erreicht. Alle übrigen Aus-
steller sind in ihrer Eigenart bekannt. Eine
Wandlung der Auffassung oder eine charakteri-
stische Fortentwicklung nach einer bestimmten
Seite hin hat nicht stattgefunden. F. Westendorp
erreicht in seinen Strandbildern aus Knocke eine
frische Helligkeit der Farbe. Daß man auch
ohne Auflösung und Zerlegung der Farbwerte in
impressionistischer Art malen kann, zeigen seine
Bilder aus Paris und München. Das Neblig-
Dunstige der Atmosphäre kommt in dieser Technik
gut zum Ausdruck. E. Hardt hat sich diesmal
vorzugsweise mit Problemen des Lichts und der
Atmosphäre beschäftigt.
Die Porträtdarstellung enttäuscht. Nur wenige
Ausnahmen. F. Reusing bringt in ein Herren-
porträt im Erfassen der Bewegung eine gewisse
Charakteristik. Schneider-Didam in zwei Bild-
nissen in einem herb-linearen Herausarbeiten des
Wesentlichen eine interessante Belebung. Vogts
läßt gleichgültig, R. Seuffert in seinen heroi-
sierenden, verblasenen Gestalten nicht weniger.
In der Plastik erreicht Fr. Löhr die stärkste
Wirkung. Eine weibliche stehende Figur und
ein Mädchenkopf aus Marmor zeigen, wie er
körperliches Sein und seelischen Ausdruck zur
Einheit verwebt. Dabei ist in beiden Ar-
beiten ein feines Gefühl
für die kubische Geschlossen-
heit der Formen, für den
Rhythmus der Linien, Flächen
und Maßen.
Neben einer Schmuck-
kassette von G. Hermeling
stellten G. Alsberg und G.
Berkenkamp kunstgewerbliche
Arbeiten, Kissen, Decken und
Shawls in Batiktechnik sowie
Schmucksachen aus.
Beide gewinnen ihre For-
men und Motive aus der
Eigenart des Materials. Mit
dem sichern Gefühl für kolo-
ristische Wirkungen verbinden
sie einen reifen Geschmack,
der Phantasie und Komposition,
dieser für das Kunstgewerbe
sehr ersprießlichen Arbeiten, be-
stimmt.
Dr. G.E.Lüthgen-Köln.
NOTRE-DAME, PARIS
FRITZ WESTENDORP
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