Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0471
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Lorenz, Felix: Fritz Burgers Porträts
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FRITZ BURGERS PORTRÄTS
DAMENBILDNIS FRITZ BÜRGER
gerade dem Porträt gegenüber verharrt die
Konvention meist am längsten bei ihrer
vorgeschriebenen Neigung und Geschmacks-
bildung.
Fritz Burger, jetzt ein Fünfundvierzigjähriger,
hält sich zu der vornehmen Maxime, daß der
gute Künstler nie auslernt. Es ist auch die
ehrlichste aller künstlerischen Maximen, und
nur ein Banause kann etwas dagegen sagen.
Von solcher Selbstehrlichkeit ist das Schaffen
Burgers durchaus erfüllt — wie stark kann sie
ein Talent befruchten, erweitern! Auf einer
Ausstellung seiner Porträts, die eben bei Keller
und Reiner in Berlin stattfand, ließ sich — mit
einem Vergleich dessen, was er früher aus-
stellte — erkennen, nach welchen Möglichkeiten
der Künstler jetzt Ausschau hält. Früher übte
sich seine Virtuosität des Pinsels an den Auf-
gaben, welche der Porträtmaler der „guten alten
Schule“ zu bewältigen hatte. Eine flotte Zeich-
nung, das Streben, den Darzustellenden mög-
lichst porträtähnlich zu erfassen und ihn mit
den Finessen der Lichtherausarbeitung lebendig
zu machen, was mit Hilfe brauner und farb-
390
DAMENBILDNIS FRITZ BÜRGER
gerade dem Porträt gegenüber verharrt die
Konvention meist am längsten bei ihrer
vorgeschriebenen Neigung und Geschmacks-
bildung.
Fritz Burger, jetzt ein Fünfundvierzigjähriger,
hält sich zu der vornehmen Maxime, daß der
gute Künstler nie auslernt. Es ist auch die
ehrlichste aller künstlerischen Maximen, und
nur ein Banause kann etwas dagegen sagen.
Von solcher Selbstehrlichkeit ist das Schaffen
Burgers durchaus erfüllt — wie stark kann sie
ein Talent befruchten, erweitern! Auf einer
Ausstellung seiner Porträts, die eben bei Keller
und Reiner in Berlin stattfand, ließ sich — mit
einem Vergleich dessen, was er früher aus-
stellte — erkennen, nach welchen Möglichkeiten
der Künstler jetzt Ausschau hält. Früher übte
sich seine Virtuosität des Pinsels an den Auf-
gaben, welche der Porträtmaler der „guten alten
Schule“ zu bewältigen hatte. Eine flotte Zeich-
nung, das Streben, den Darzustellenden mög-
lichst porträtähnlich zu erfassen und ihn mit
den Finessen der Lichtherausarbeitung lebendig
zu machen, was mit Hilfe brauner und farb-
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