KUNSTGEWERBLICHES AUS O STASI EN
Abb. 3. SCHWARZGFLACKTE GÜRTELSCHACHTEL MIT
PERLMUT I ER- U. KRISTALLEINLAGEN Ostasien. 8.Jahrh.
talem Gefühl. Ähnlich in der Technik (neben
Perlmutter ist hier auch Bernstein verwendet)
und in der ornamentalen Anlage, nur reicher und
mit weit stärkerer Betonung der konzentrischen
Anordnung, ist die Rückseite eines Bronzespiegels,
der sich ebenfalls im Shosoin befindet (siehe
Abb. i), und solche Wunderwerke des Kunst-
gewerbes enthält dies einzigartige Schatzhaus noch
viele, die meisten aus der großen Zeit der Tempyo-
Periode (722—748). Zu ihnen gehören nicht
nur Metallarbeiten, nicht nur eine Reihe bemalter
Holzkasten, vor allen auch eine Reihe Bronze-
spiegel, die zwar in sehr verschiedenen Techniken
hergestellt sind, die man aber gut in zwei Gruppen
sondern kann. Die eine Gruppe mit streng
konzentrischer Ornamentik wird durch die oben
genannten und die sogenannten Traubenspiegel
{siehe Abb. 5, 6, 9) vertreten, die andere von freierer
Auffassung durch einen mit einem Streubild ver-
zierten Spiegel (siehe Abb. 7). Im allgemeinen
sind wir über deren Entstehungszeit und -Ort
schlecht unterrichtet, die zuletzt genannten setzen
die chinesischen Antiquare in die T’ang-Zeit (7.
bis 10. Jahrhundert n. Chr.) und die Trauben-
spiegel in die Han-Zeit (die Jahrhunderte um
Christi Geburt). Wie dem nun auch sei, für uns
wichtiger zu wissen ist, daß sie unzweifelhaft nach
Vorder-Asien weisen: über Turkestan, zu dem
China in der Zeit um Christi Geburt Handels-
beziehungen anknüpfte, über Tibeth und China
ist dieser Typ von Persien bis nach Japan gelangt
und weist alle Elemente eines feinen ornamentalen
Stilgefühls auf, wie es zur Zeit der Sassaniden
in Persien heimisch war (der Einfluß griechischer
Vorbilder, wie ihn auch die gleichzeitige buddhistische
Kunst in Gandhara erfuhr, ist ganz deutlich).
Betrachten wir unsere Traubenspiegel (im Besitze
der ostasiatischen Kunstsammlung) noch etwas
näher. Im allgemeinen ähneln sie einander darin,
daß um den Mittelpunkt, der in Form eines ge-
krümmten gierig fressenden Löwen den Knopf
darstellt (durch den die Seidenschnur, mit der
man den Spiegel aus seinem Lackkasten heraus-
nahm, hindurchführt), eine Reihe von aufgeregten
Panthern gruppiert sind. Am Rande des Mittel-
feldes ziehen sich Weintrauben mit Reben und
Blättern hin, das Randfeld zeigt dann wilde
Hunde (oder Wölfe) in fliegendem Galopp mit
charakteristischen Wendungen der Köpfe, da-
zwischen spornstreichslaufende Fasanen und flie-
gende Vögel, diese mitunter auch auf den Reben
sitzend und an den Beeren naschend, immer
in charakteristischen Ansichten. Zwischen den
Tieren hindurch und nach dem Rand hinauf
schlingen sich sehr zart ausgeführte Weinranken
mit Blättern und Trauben. Mitunter ist noch ein
Band zwischen Spiegel- und Randfeld eingeschoben,
auf dem das Leben der Insektenwelt zur Dar-
stellung kommt. Man kann sich auf kleinerem
Raum kaum ein lebhafteres Treiben denken, und
doch ist alles in der Fläche wohl angeordnet und
im Relief fein abgestimmt: im Mittelfelde größere
und höhere Figuren, im schmalen Seitenfelde
kleine und niedrigere. Das Absetzen beider
Felder gegen einander ist klar und von starker
plastischer Empfindung. Auf dem schrägen Rand
läuft meist eine Art Mäander hin, auf dem größeren
Traubenspiegel z. B. ein solcher aus Krallwellen.
Diese Art ornamentalen Gestaltens ist dem
Japaner verloren gegangen, wenn er es je be-
sessen hat. Er liebt das leichte Hinstreuen auf
eine Fläche mehr, wie das strenge Gliedern. Wir
sehen diese Neigung auf einem Bronzespiegel
aus dem zwölften Jahrhundert mit dem ein-
gefriedeten Chrysanthemumstrauch, dessen Blüten
nicht mehr konzentrisch aber streng symmetrisch
angeordnet sind. Die Zweiteilung von Mittel-
und Randfeld ist nur noch in Andeutung vor-
handen, das kräftige Relief hat einem flachen
Platz gemacht. Ein gleichartiger Spiegel zeigt
eine noch freier über die Rückseite hingeworfene
Dekoration von Blüten und Zweigen mit flatternden
Abb. 4. SCHWARZGELACKTE GÜRTELSCHACHTEL MIT
PERLMUTTER- UND KRISTALLEINLAGEN Ostasien
430
Abb. 3. SCHWARZGFLACKTE GÜRTELSCHACHTEL MIT
PERLMUT I ER- U. KRISTALLEINLAGEN Ostasien. 8.Jahrh.
talem Gefühl. Ähnlich in der Technik (neben
Perlmutter ist hier auch Bernstein verwendet)
und in der ornamentalen Anlage, nur reicher und
mit weit stärkerer Betonung der konzentrischen
Anordnung, ist die Rückseite eines Bronzespiegels,
der sich ebenfalls im Shosoin befindet (siehe
Abb. i), und solche Wunderwerke des Kunst-
gewerbes enthält dies einzigartige Schatzhaus noch
viele, die meisten aus der großen Zeit der Tempyo-
Periode (722—748). Zu ihnen gehören nicht
nur Metallarbeiten, nicht nur eine Reihe bemalter
Holzkasten, vor allen auch eine Reihe Bronze-
spiegel, die zwar in sehr verschiedenen Techniken
hergestellt sind, die man aber gut in zwei Gruppen
sondern kann. Die eine Gruppe mit streng
konzentrischer Ornamentik wird durch die oben
genannten und die sogenannten Traubenspiegel
{siehe Abb. 5, 6, 9) vertreten, die andere von freierer
Auffassung durch einen mit einem Streubild ver-
zierten Spiegel (siehe Abb. 7). Im allgemeinen
sind wir über deren Entstehungszeit und -Ort
schlecht unterrichtet, die zuletzt genannten setzen
die chinesischen Antiquare in die T’ang-Zeit (7.
bis 10. Jahrhundert n. Chr.) und die Trauben-
spiegel in die Han-Zeit (die Jahrhunderte um
Christi Geburt). Wie dem nun auch sei, für uns
wichtiger zu wissen ist, daß sie unzweifelhaft nach
Vorder-Asien weisen: über Turkestan, zu dem
China in der Zeit um Christi Geburt Handels-
beziehungen anknüpfte, über Tibeth und China
ist dieser Typ von Persien bis nach Japan gelangt
und weist alle Elemente eines feinen ornamentalen
Stilgefühls auf, wie es zur Zeit der Sassaniden
in Persien heimisch war (der Einfluß griechischer
Vorbilder, wie ihn auch die gleichzeitige buddhistische
Kunst in Gandhara erfuhr, ist ganz deutlich).
Betrachten wir unsere Traubenspiegel (im Besitze
der ostasiatischen Kunstsammlung) noch etwas
näher. Im allgemeinen ähneln sie einander darin,
daß um den Mittelpunkt, der in Form eines ge-
krümmten gierig fressenden Löwen den Knopf
darstellt (durch den die Seidenschnur, mit der
man den Spiegel aus seinem Lackkasten heraus-
nahm, hindurchführt), eine Reihe von aufgeregten
Panthern gruppiert sind. Am Rande des Mittel-
feldes ziehen sich Weintrauben mit Reben und
Blättern hin, das Randfeld zeigt dann wilde
Hunde (oder Wölfe) in fliegendem Galopp mit
charakteristischen Wendungen der Köpfe, da-
zwischen spornstreichslaufende Fasanen und flie-
gende Vögel, diese mitunter auch auf den Reben
sitzend und an den Beeren naschend, immer
in charakteristischen Ansichten. Zwischen den
Tieren hindurch und nach dem Rand hinauf
schlingen sich sehr zart ausgeführte Weinranken
mit Blättern und Trauben. Mitunter ist noch ein
Band zwischen Spiegel- und Randfeld eingeschoben,
auf dem das Leben der Insektenwelt zur Dar-
stellung kommt. Man kann sich auf kleinerem
Raum kaum ein lebhafteres Treiben denken, und
doch ist alles in der Fläche wohl angeordnet und
im Relief fein abgestimmt: im Mittelfelde größere
und höhere Figuren, im schmalen Seitenfelde
kleine und niedrigere. Das Absetzen beider
Felder gegen einander ist klar und von starker
plastischer Empfindung. Auf dem schrägen Rand
läuft meist eine Art Mäander hin, auf dem größeren
Traubenspiegel z. B. ein solcher aus Krallwellen.
Diese Art ornamentalen Gestaltens ist dem
Japaner verloren gegangen, wenn er es je be-
sessen hat. Er liebt das leichte Hinstreuen auf
eine Fläche mehr, wie das strenge Gliedern. Wir
sehen diese Neigung auf einem Bronzespiegel
aus dem zwölften Jahrhundert mit dem ein-
gefriedeten Chrysanthemumstrauch, dessen Blüten
nicht mehr konzentrisch aber streng symmetrisch
angeordnet sind. Die Zweiteilung von Mittel-
und Randfeld ist nur noch in Andeutung vor-
handen, das kräftige Relief hat einem flachen
Platz gemacht. Ein gleichartiger Spiegel zeigt
eine noch freier über die Rückseite hingeworfene
Dekoration von Blüten und Zweigen mit flatternden
Abb. 4. SCHWARZGELACKTE GÜRTELSCHACHTEL MIT
PERLMUTTER- UND KRISTALLEINLAGEN Ostasien
430