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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Morin, Georges: Medaillenkunst, [3]: [die Technik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0540

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AUS DER WERKSTATT DES KÜNSTLERS

nahekommenden Typus dar. Daß auch in der
Überproduktion viel Minderwertiges geschaffen
wird — was durch die Maschinenarbeit be-
dingt wird — ist ein leider ständig nebenher-
gehender Schatten.

Hat der Künstler die Aufgabe, den Zweck der
herzustellenden Medaille erfahren, so geht er
daran, in einer gezeichneten oder gleich model-
lierten Skizze sich über die Darstellung klar zu
werden. Aber wehe! so schnell geht das nicht,
denn häufig setzt erst der Kampf mit dem Auf-
traggeber oder der oft vielköpfigen Auftrags-
kommission ein; dann ist es für den Medaillen-
bildner sehr schwierig, gegen die vielen und oft
sehr bestimmt geäußerten Wünsche, die meistens
nach möglichst reichhaltiger und bezüglicher Dar-
stellung zielen, aber für die künstlerische Medaille
ganz unmöglich sind, seinen ersten Gedanken
durchzusetzen.

Solche ja immer recht wohlgemeinten Wün-
sche und Ratschläge sind leidet oft schwere
Hemmungen für das Kunstschaffen. Es gibt
Beispiele genug dafür, daß das vollendete Werk
am wenigsten den Künstler befriedigte, wußte er
doch nur zu gut, daß der erste Entwurf, der
noch unbeeinflußte, der bessere war.

Handelt es sich um ein Porträt, das, im
kleinen Raum der Medaille, mit der Schrift fein
abgestimmt, ein Jubiläumskleinod werden soll, so

wird, wenn möglich, der Darzustellende einige
Porträtsitzungen gewähren. Oft tut das heute
der Gelehrte, der viel beschäftigte Großkaufmann
mit der Uhr in der Hand! Knappe Zeit haben
wir heute — alles verlangt Eile . . . Hans
Schwarzen saßen die Patrizier wohl etwas ruhiger
im alten Nürnberg; eine goldige Beschaulich-
keit, bar aller Nervenhast, hat bei diesen Meister-
werken Gevatter gestanden.

Bringen die Medailleure figürliche Darstellungen
auf der Medaille an, dann machen die einen zeich-
nerische oder modellierte Naturstudien von der
ganzen Figur, auch von einzelnen Teilen, Händen,
Füßen usw.; ferner studieren sie genau die Gewand-
motive. Andere wieder fördern die Arbeit nach
Möglichkeit aus dem Gedächtnis, gründliches Be-
herrschen der Natur ist hierfür Voraussetzung.
Sehr verschieden ist also die Arbeitsweise der
Medailleure, doch, wie schon zu Anfang gesagt:
auch das kleine Werk erfordert ein gediegenes
Eindringen in Linien und Formen, als wäre es
ein großes Monument. Wie reichhaltig sind die
Aufgaben, die dem Medaillenkünstler gestellt
werden; mit immer wechselnden einander gänz-
lich fremden Materien muß er sich befassen.
Heut soll er eine landwirtschaftliche Medaille
entwerfen — vielleicht wählt er da zur Dar-
stellung eine schön das Rund füllende Stier-
silhouette. Bald wieder wird ihm die Aufgabe,

VERKLEINERUNGSMASCHINE

Gebaut von der Leipziger Maschinenbau-Gesellschaft m. b. H. Leipzig-Sellerhausen.

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