Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0596
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Bernoulli, Rudolf: Die Ausstellung von Schmiedearbeiten aus Berliner Werkstätten im Königlichen Kunstgewerbemuseum Berlin
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DIE AUSSTELLUNG VON SCHMIEDEARBEITEN
LEUCHTERKRONE , _
Entwurf und Ausführung WILH. SCHRUBA-SCHONEBERG
Einzelheiten, als auf die Veränderlichkeit der
Gesamtform. Das Künstliche scheint gerade auf
den geschickten Schmied einen besonderen Zauber
auszuüben. Es schmeichelt ihm, das Material so
fein und zierlich behandeln zu können, als ob
es nicht derbes Eisen, sondern das feinste Silber
wäre. Die Schwierigkeit, die ihm das Material
bei der Nachformung eines Naturproduktes ent-
gegenstellt, lockt und reizt ihn. Und diese Ge-
sinnung geht von dem Einen auf den Andern
über.
LEUCHTERKRONE
DEUTSCHES METALLWARENWERK, BERLIN
Das scheint ein wesentliches Hindernis zu
sein für das Eindringen neuer Bestrebungen,
welche das Straffe, Wehrhafte, das Derbe und
Starke des Schmiedeeisens betonen wollen, welche
die einfache und offenkundig zur Schau gestellte
Verbindung zweier Teile dem Vertuschen vor-
ziehen, dem es vor Allem auf eine reinliche
Zierform ankommt.
Aber noch ein Bedenken erklärt den Mangel
an materialgerechter Behandlung. Als sich die
Schmiedekunst als unfähig erwies, den Anforde-
rungen der modernen Architektur gerecht zu
werden, erstanden ihr Helfer und Förderer im
Kreise der Architekten.
Der Architekt verstand es nun in den
meisten Fällen zweifellos, die kleinliche De-
tailarbeit auszumerzen und Wurf und Form in
die Schmiedeeisen - Arbeiten zu bringen, die er
an seinen Bauten zu verwenden gedachte. Der
Blick aufs Ganze hatte bisher gefehlt, und der
kam nun der Schmiedekunst zugut. Aber der
Architekt war nicht immer (die Ausstellungsbei-
spiele sagen sogar: selten) in der Lage, sich mit
den Voraussetzungen der materialgerechten Be-
handlung des Schmiedeeisens vertraut zu machen.
Er wrar der Anwalt der abstrakten Form und
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LEUCHTERKRONE , _
Entwurf und Ausführung WILH. SCHRUBA-SCHONEBERG
Einzelheiten, als auf die Veränderlichkeit der
Gesamtform. Das Künstliche scheint gerade auf
den geschickten Schmied einen besonderen Zauber
auszuüben. Es schmeichelt ihm, das Material so
fein und zierlich behandeln zu können, als ob
es nicht derbes Eisen, sondern das feinste Silber
wäre. Die Schwierigkeit, die ihm das Material
bei der Nachformung eines Naturproduktes ent-
gegenstellt, lockt und reizt ihn. Und diese Ge-
sinnung geht von dem Einen auf den Andern
über.
LEUCHTERKRONE
DEUTSCHES METALLWARENWERK, BERLIN
Das scheint ein wesentliches Hindernis zu
sein für das Eindringen neuer Bestrebungen,
welche das Straffe, Wehrhafte, das Derbe und
Starke des Schmiedeeisens betonen wollen, welche
die einfache und offenkundig zur Schau gestellte
Verbindung zweier Teile dem Vertuschen vor-
ziehen, dem es vor Allem auf eine reinliche
Zierform ankommt.
Aber noch ein Bedenken erklärt den Mangel
an materialgerechter Behandlung. Als sich die
Schmiedekunst als unfähig erwies, den Anforde-
rungen der modernen Architektur gerecht zu
werden, erstanden ihr Helfer und Förderer im
Kreise der Architekten.
Der Architekt verstand es nun in den
meisten Fällen zweifellos, die kleinliche De-
tailarbeit auszumerzen und Wurf und Form in
die Schmiedeeisen - Arbeiten zu bringen, die er
an seinen Bauten zu verwenden gedachte. Der
Blick aufs Ganze hatte bisher gefehlt, und der
kam nun der Schmiedekunst zugut. Aber der
Architekt war nicht immer (die Ausstellungsbei-
spiele sagen sogar: selten) in der Lage, sich mit
den Voraussetzungen der materialgerechten Be-
handlung des Schmiedeeisens vertraut zu machen.
Er wrar der Anwalt der abstrakten Form und
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