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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Breuer, Robert: Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0679

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DIE ARCHITEKTUR AUF DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1912

LANDHAUS ELMENHORST. DIELE

OTTO MARCH

liehen Neigung zu einer gewissen Erweichung
des steinernen Materials.

Wilhelm Brurein wird in der Baugeschichte
einmal neben Billing genannt werden, er ist den-
noch von ganz anderer Art. Er liebt das klare
Baubewußtsein der deutschen Hochrenaissance.
Er ist erfüllt von der Haltung alter Rathäuser,
von der konstruktiven Strenge, aber auch von dem
Reichtum dieser Fassaden, dieser Giebel, dieser
Dachbildungen. Er hat ein großes Vergnügen
an den zarten Schwingungen, die zwischen zwei
Fensterreihen verschiedener Gestalt auf- und
niederschweben; er stimmt mit Sorgfalt die Mu-
sik der Hallenbögen gegen die quadratische Ge-
drungenheit und die schlanke Proportion der
Fenster im ersten und zweiten Stockwerk. Er
hat in solcher Schulung eine ausgezeichnete
Fabrikfassade für Sarotti entworfen; es wechselt
ein Pfeiler mit zweien, das gibt in langer Reihe

einen besonderen Takt. Man spürt eine ähn-
liche, in Brureins Empfinden bedingte Musik an
dem Pfeilerrundbau für das südamerikanische
Denkmal, von dem aus wiederum eine direkte
Linie zu dem Entwurf für Bingen führt.

Wenn man nun noch etwa erinnert, daß Wil-
liam Müller Details von dem Haus Springer,
einem der besten Neuberliner Geschäftshäuser,
Oscar Kaufmann einige Proben seiner profanen
Sakralbauten zeigt und Paul Engler seine
Warenhausentw’ürfe ausstellt, (welche die „Kunst-
welt“ in ihrem 7. Heft veröffentlichte), wenn
man schließlich die besonnene Einfühlung
Heinrich Straumers in die Schönheit des
Backsteinbaus an einer seiner besten Arbeit,
dem Pfarrhaus für Dahlem, nachprüft, dann ge-
winnt man das, was die diesjährige Architektur-
abteilung der Großen Berliner an Lebendigem
zu spenden vermag.

DIE KUNSTWELT I, 8

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