Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0682
DOI article:
Schlichting, Max: Rede bei der Eröffnung der Grossen Berliner Kunstausstellung 1912
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0682
REDE BEI DER ERÖFFNUNG DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1912
BP
ENTWURF WARENHAUS]!.. TIETZ-KÖLN. GESAMTANSICHT
GEORG WICKOP B. D. A.-DARMSTADT
ENTWURF WARENHAUS L. TIETZ-KÖLN. STRASSENBILD
GEORG WICKOP B. D. A.-DARMSTADT
verständige hören wollen, wird durch
die Auszeichnung einzelner Werke ein
deutlicher Weg gewiesen, freilich mit
dem Vorbehalt, daß dies nur ein
Urteil erster Instanz ist und daß das
letzte Wort die Nachwelt spricht.
Grundsätzlich nur den Dilettantismus
zurückweisend, geben wir in großen
Zügen und mit gewissen Ausnahmen
einen Überblick über das Kunst-
schaffen, wenn auch unter besonderer
Berücksichtigung von Berlin, nicht nur
von Preußen, sondern — der Reichs-
hauptstadt gemäß — von ganz
Deutschland, und wie es der Libera-
lismus unseres Berufes erfordert,
fügen wir zum Vergleich einen Aus-
schnitt hinzu von dem Besten der
Kunst der anderen Länder — alles in
allem eine Aufgabe, die, wenn man
nicht nur die Spitzen berücksichtigen
will, was einer Unterdrückung der
Jugend gleichkäme, nur von einer
großen und umfangreichen Ausstellung
voll gelöst werden kann.
Trotzdem wollen die Klagen über
die großen Ausstellungen nicht auf-
hören, über die Langeweile, die uns
hier erfassen, über das öde Mittelmaß,
das sich hier breitmachen soll. Ob
diese Vorwürfe berechtigt sind, ob
man dabei eine Jahresausstellung nicht
mit einem Museum verwechselt, will
ich hier nicht erörtern, aber jeden-
falls können wir Künstler mit einer
Gegenklage erwidern, daß nämlich
in der heutigen Zeit gar oft, und
grade in den höheren Kreisen, der
578
BP
ENTWURF WARENHAUS]!.. TIETZ-KÖLN. GESAMTANSICHT
GEORG WICKOP B. D. A.-DARMSTADT
ENTWURF WARENHAUS L. TIETZ-KÖLN. STRASSENBILD
GEORG WICKOP B. D. A.-DARMSTADT
verständige hören wollen, wird durch
die Auszeichnung einzelner Werke ein
deutlicher Weg gewiesen, freilich mit
dem Vorbehalt, daß dies nur ein
Urteil erster Instanz ist und daß das
letzte Wort die Nachwelt spricht.
Grundsätzlich nur den Dilettantismus
zurückweisend, geben wir in großen
Zügen und mit gewissen Ausnahmen
einen Überblick über das Kunst-
schaffen, wenn auch unter besonderer
Berücksichtigung von Berlin, nicht nur
von Preußen, sondern — der Reichs-
hauptstadt gemäß — von ganz
Deutschland, und wie es der Libera-
lismus unseres Berufes erfordert,
fügen wir zum Vergleich einen Aus-
schnitt hinzu von dem Besten der
Kunst der anderen Länder — alles in
allem eine Aufgabe, die, wenn man
nicht nur die Spitzen berücksichtigen
will, was einer Unterdrückung der
Jugend gleichkäme, nur von einer
großen und umfangreichen Ausstellung
voll gelöst werden kann.
Trotzdem wollen die Klagen über
die großen Ausstellungen nicht auf-
hören, über die Langeweile, die uns
hier erfassen, über das öde Mittelmaß,
das sich hier breitmachen soll. Ob
diese Vorwürfe berechtigt sind, ob
man dabei eine Jahresausstellung nicht
mit einem Museum verwechselt, will
ich hier nicht erörtern, aber jeden-
falls können wir Künstler mit einer
Gegenklage erwidern, daß nämlich
in der heutigen Zeit gar oft, und
grade in den höheren Kreisen, der
578