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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Fechner, Hanns: Vom Perspektivischen im Bilde
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0831

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SCHLOSS ZOBLITZ. HAUSEINOANO ARCHITEKTEN: PAULUS U. LILLOE B. D. A. BERLIN

VOM PERSPEKTIVISCHEN IM
BILDE. VON PROFESSOR
HANNS FECHNER.

In der Malerei erleichtert die Kenntnis der
Perspektive die scheinbar körperliche Wieder-
gabe des Gesehenen. Zur perspektivischen
Wirkung gehört in erster Linie, daß die Gegen-
stände in ihren Maßverhältnissen so wieder-
gegeben werden, wie wir sie, von einem be-
stimmten Punkte aus, in der jeweiligen Ent-
fernung zu einander sehen. Man darf dabei
die Augen nicht aus der Richtung bringen,
auf die man sie eingestellt hat. Denn schon,
was man in der Natur draußen, zwar bei
ruhiger Kopfhaltung, aber mit sich bewegenden
Augen sieht, das würde auf ein Bild gebracht,

falsch wirken.
Auch der Betrach-
ter eines Bildes
kann nämlich mit
einem Blick auf
das Gemälde nicht
über die seitliche
Begrenzung
dessen hinaus, was
der Maler vor der
Natur mit einem
Blick übersieht.
Daraus ergibt sich,
daß ein Bild die
künstlerische Dar-
stellung dessen ist,
was der Maler
innerhalb seines
Gesichtswinkels
von 60 Grad über-
sieht, und daß das,
was außerhalb
dieses Gesichts-
winkels liegt, für
die bildmäßige
Wirkung falsch
sein muß. Bilder,
denen man bewußt
einen weiteren Ge-
sichtswinkel zu
Grunde legt, oder
die so entstehen,
daß einige in der
Natur aneinander
gereihte Bilder mit
je einem Gesichts-
winkel vonöOGrad
auch auf dem Ge-
mälde nebenein-
ander gegeben
werden, nennt man

Diorama oder Panorama.

Allgemein dürfte ein Apparat bekannt sein,
der, in öffentlichen Gärten und ähnlichen Plätzen
zum Amüsement des Publikums aufgestellt,
durch optische Spiegelung einen verkleinerten
Teil der Umgebung herausnimmt und ihn in
bildmäßiger Form und Umrahmung wiedergibt.

Solche Bilder sehen etwa aus wie die noch
kleineren Bildchen, die man jetzt im sogenannten
Sucher der modernen photographischen Camera
häufig auffängt. In der gleichen Weise, wie
hier ein Bild in der Umrahmung auf seine
Wirkung hin geprüft werden kann, kennt auch
der Maler Mittel und Wege, auf noch viel ein-
fachere Art die Grenzen eines Bildes richtig
festzustellen. Er nimmt da irgend einen rahmen-
förmigen Ausschnitt, etwa aus Pappe, und bringt

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