Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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Aus Ludwig Richters Dresdner Erinnerungen: Dresden, 1836-1847
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AUS LUDWIG RICHTERS DRESDNER ERINNERUNGEN
Initialen,^ welcher eine weitere Ausbildung ver-
dient und zugelassen hätte.
Infolge der Berufung Bendemanns, Hübners
und später Erhardts hatten sich auch andere
Künstler aus Düsseldorf nach Dresden gewandt,
Bürkner, Th. v. Oer, Plüddemann, und der auch
als Dichter bekannte Robert Reinick; auch Rethel
nahm zur Winterszeit seinen Aufenthalt in Dresden,
wo er die Kartons zeichnete, welche er im Sommer
im Aachener Krönungssaal al fresco malte. Einen
lieben Herzensfreund gewann ich durch Übersiede-
lungThäters von Weimar nach Dresden. Wir fanden
uns in künstlerischen und religiösen Anschau-
ungen innigst verwandt, und da wir nahe bei-
sammen wohnten, gab es auch unter den Frauen
und Kindern ein heiteres, trauliches Zusammen-
leben, und so erwuchs zwischen Thäter und mir
eine Freundschaft, die über dieses Leben hin-
ausreicht. Thäters Redlichkeit, Treue und Herzens-
wärme sprachen schon deutlich aus seinem festen,
ehrlichen Gesicht. Wer das Herausarbeiten einer
tüchtigen Menschen- und Künstlernatur aus bit-
terster Armut und Not zu einem edlen Leben
und Wirken sich recht lebendig zur Anschauung
bringen will, der lese Thäters Jugendgeschichte,
von ihm selbst niedergeschrieben und in „Wester-
manns Monatsheften“ in einem Aufsatze von
H. Riegel mitgeteilt. Thäters intimster Jugend-
freund war der aus ähnlichen Verhältnissen
hervorgegangene Ernst Rietschel.
Die meisten der Vorgenannten trafen sich all-
abendlich in einem Kaffeehause, in welchem auch
Peschei, Oehrne, Otto Wagner und ich uns ein-
zufinden pflegten. Aus diesem zufälligen Zu-
sammenfinden bildete sich ein Gesellschaftskreis,
der in einem gemieteten Lokale regelmäßig ein-
mal wöchentlich sich vereinigte und gegen zwanzig
Jahre lang in jedem Winter sich erneuerte.
In den ersten Jahren seines Bestehens war
monatlich ein Komponierabend festgesetzt worden,
DIE KUNSTWELT I, 11/12
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Initialen,^ welcher eine weitere Ausbildung ver-
dient und zugelassen hätte.
Infolge der Berufung Bendemanns, Hübners
und später Erhardts hatten sich auch andere
Künstler aus Düsseldorf nach Dresden gewandt,
Bürkner, Th. v. Oer, Plüddemann, und der auch
als Dichter bekannte Robert Reinick; auch Rethel
nahm zur Winterszeit seinen Aufenthalt in Dresden,
wo er die Kartons zeichnete, welche er im Sommer
im Aachener Krönungssaal al fresco malte. Einen
lieben Herzensfreund gewann ich durch Übersiede-
lungThäters von Weimar nach Dresden. Wir fanden
uns in künstlerischen und religiösen Anschau-
ungen innigst verwandt, und da wir nahe bei-
sammen wohnten, gab es auch unter den Frauen
und Kindern ein heiteres, trauliches Zusammen-
leben, und so erwuchs zwischen Thäter und mir
eine Freundschaft, die über dieses Leben hin-
ausreicht. Thäters Redlichkeit, Treue und Herzens-
wärme sprachen schon deutlich aus seinem festen,
ehrlichen Gesicht. Wer das Herausarbeiten einer
tüchtigen Menschen- und Künstlernatur aus bit-
terster Armut und Not zu einem edlen Leben
und Wirken sich recht lebendig zur Anschauung
bringen will, der lese Thäters Jugendgeschichte,
von ihm selbst niedergeschrieben und in „Wester-
manns Monatsheften“ in einem Aufsatze von
H. Riegel mitgeteilt. Thäters intimster Jugend-
freund war der aus ähnlichen Verhältnissen
hervorgegangene Ernst Rietschel.
Die meisten der Vorgenannten trafen sich all-
abendlich in einem Kaffeehause, in welchem auch
Peschei, Oehrne, Otto Wagner und ich uns ein-
zufinden pflegten. Aus diesem zufälligen Zu-
sammenfinden bildete sich ein Gesellschaftskreis,
der in einem gemieteten Lokale regelmäßig ein-
mal wöchentlich sich vereinigte und gegen zwanzig
Jahre lang in jedem Winter sich erneuerte.
In den ersten Jahren seines Bestehens war
monatlich ein Komponierabend festgesetzt worden,
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