Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

DOI Artikel:
An unsere Leser
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4'


J\n unsere Leserl

3

ffufs neue angeregt durch eine Anzahl lobender Zuschriften, unserem bewährten Gebrauche folgend, werden wir auch in diesem Jahre unseren

Lesern eine

Weihnachts=^ummer


in besonderer Pracht der Ausstattung übermitteln. Durch Darbietung ausgezeichneter künstlerischer und literarischer Leistungen erster Künstler und Schrift-
steller wollen wir unser schönstes deutsches Fest feiern helfen. Zur Erreichung dieses Ziels haben wir bereits jetzt umfassende Vorbereitungen getroffen.

Der Preis der Weihnachts-Nummer für die Abonnenten beträgt M. 1,20, für Nicht-Abonnenten dagegen M, 3,00. Die Ausgabe erfolgt so zeitig,
dass dieses Prachtwerk bei rechtzeitiger Vorausbestellung unsern Abonnenten und Freunden als billiges und beliebtes Weihnachtsgeschenk zur Ver-
fügung steht.

BERLIN W. 57, Potsdamerstrasse 88. Redaktion und Verlag der „Modernen Kunst“.

2)er Krieg inßhina.

Unter den vielen
Schwierigkeiten, die
die gemeinsame Ver-
wendung von Kon-
tingenten verschie-
dener Mächte auf dem
chinesischen Kriegs-
schauplätze bildet, ist
die Verschiedenartig-
keit der Gewehr-
systeme eine der
empfindlichsten,
namentlich, wenn
es sich um den
Munitionsersatz
handelt, mit wel-
chem sich die
Prinz Tuan. einzelnen Kon-

tingente auch bei bestem gegenseitigen Einver-
nehmen nicht aushelfen können. Frankreich

führt das Lebel-Gewehr (8’0 Millimeter); Oester-
reich das Mannlicher-Gewehr (80 Millimeter);
Deutschland das Mauser-Gewehr 1883/97 (7 9 Milli-
meter); England das Lee Metford, beziehungs-
weise Lee Enfield-Gewehr, die sich nur in der
inneren Laufkonstruktion von einander unter-,
scheiden (7'7 Millimeter); die Vereinigt'en Staaten
(Landheer) das Krag-Jörgensen-Gewehr (7’62 Milli-
meter); Russland das Dreilinien-Gewehr M. 1891,
System Nogant-Mougin (7 62 Millimeter); Italien
das Mannlicher-Carcano-Gewehr (65 Millimeter);
Japan das verbesserte, ebenfalls kleinkalibrige

Murata-Gewehr und endlich die Vereinigten
Staaten (Flotte) ein 6 Millimeter-Gewehr. Auf die
Bewährung der viel angegriffenen kleinsten Kaliber
darf man, wenn sich bei der geringen Zahl der
damit versehenen Truppen überhaupt Gelegenheit
dazu bietet, gespannt sein. Die Chinesen ver-
wenden mancherlei nicht mehr als kriegsbrauchbar
zu bezeichnende alte Systeme, dazu aber auch ganz
neue 8 Millimeter-Mannlicher-Gewehre. In welcher
Zahl diese letzteren vertreten sind, ist nicht bekannt
geworden. Die sämtlichen Patronen der aufge-
führten neuen Systeme sind mit rauchlosem,
beziehungsweise rauchschwachem Pulver geladen,
das die verschiedensten Benennungen führt; in
Deutschland und in den Vereinigten Staaten Blätt-
chenpulver, in Oesterreich Scheibchenpulver, in
Frankreich Vieille-Pulver, in England Cordit, in
Italien Ballistit und in Russland Pyroxylin. Was
die Treibkraft anbelangt, unterscheiden sich diese
Explosivstoffe nur wenig von einander, und daher
sind die ballistischen Leistungen der einzelnen Systeme
annähernd die gleichen; nur die Verkleinerung der
Kaliber bringt Abweichungen im Sinne einer
grösseren Flugweite und einer gestreckteren Flug-
bahn hervor.

In China ist merkwürdigerweise schon vor
achthundert Jahren ein Versuch mit der all-
gemeinen Wehrpflicht gemacht worden; ihre auch
nur annähernde Durchführung verbietet sich frei-
lich bei einer Bevölkerung von 400 Millionen.

Jetzt scheinen Dienstpflicht und Werbung neben-
einander zu bestehen. Es fehlt nicht an sehr
abfälligen, andererseits aber auch nicht an
geradezu ungünstigen Urteilen über die chine-
sischen Truppen. Im Kriege gegen Japan hat
sich die chinesische Armee nun freilich erschreck-
liche Blössen gegeben und selbst die Bemühungen
der europäischen Instruktoren konnten die vielen
Missverhältnisse im Heerwesen des „himmlischen
Reiches“ nicht beseitigen. Das ungeheure Massen-
aufgebot ist wohl das Gefährlichste an der ganzen
chinesischen Armee. Am schlechtesten ist es
mit den einheimischen Offizieren bestellt; sie
sind lediglich Beamte, verstehen vom Militärdienst

meist garnichts und betrachten ihr Lagerkommando
nur als Gelegenheit zu vorteilhaften Geldgeschäften.
Unsere Abbildungen stellen eine Anzahl Soldaten aus
der „Elite“-Kompagnie eines chinesischen Regiments,
sowie den oft genannten Prinzen Tuan dar.

—yj\/Vvr-

per j_ebensgang des Grafen Waldersee.

Graf Waldersee ist am 8. April 1832 geboren; er
genoss seine militärische Erziehung im Kadettencorps
und wurde am 7. September 1850 zum Sekondeleutnant

Feklmarscliall Graf Waldersee in Tropenuniform.

beim Garde-Artillerie-Regiment ernannt. Nach einigen
Jahren wurde er Adjudant bei der 1. Artillerie-Inspektion

Dr. Mumm von Schwarzenstein,
der neue deutsche Gesandte in China.

und in dieser Stel-
lung (vorpatentiert)
zum Premierleut-
nant ernannt; am
3. Mai 1859 erfolgte
(vorpatentiert)
seine Beförderung
zum Hauptmann,
am 28. Juli 1866
wurde er Major,
am 25. Juli 1870
Oberstleutnant, am
18. August 187 1
Oberst, am
18. August 1876
Generalmajor,
am 1 I. Juni
1882 General-
leutnant und
am 14. April
1888 wurde
Graf v. Wal-
dersee zum
General der Kavallerie befördert. Als Hauptmann
wurde Graf v. Waldersee Adjudant beim General-
Feldzeugmeister Prinzen Karl von Preussen; 1866
wurde er als Major zum Gouvernement in Hannover
und zum X. Armeecorps kommandiert. Während
des Krieges 1870 befand sich Graf v. Waldersee zu-
nächst im Grossen Hauptquartier und alsdann im
Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl, war 1871
nacheinander Chef des Stabes des Grossherzogs
Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin und
beim Gouverneur von Paris, General v. Kanteke. Von
Mai bis September 1871 war er Kaiserlicher Ge-
schäftsträger bei der französischen Republik, wurde
später zum Kommandeur des 13. Ulanen-Regiments,
dann zum Chef des Generalstabes des X. Armee-
corps ernannt. 1880 wurde er dann zum General
ä la suite Sr. Majestät des Kaisers ernannt, am
27. Dezember 1881 zum Generalquartiermeister, am
10. August 1888 zum Chef des Generalstabes der
preussischen Armee; im Februar 1891 erfolgte seine
Ernennung zum kommandierenden General des
IX. Armeecorps. Am 12. September 1895 wurde
Graf v. Waldersee zum Generaloberst der Kavallerie
mit dem Range eines Generalfeldmarschalls, am
3. April 1898 zum Generalinspekteur der III. Armee-
inspektion ernannt. Sein fünfzigjähriges Militär-
dienstjubiläum feierte Graf Waldersee am 27. April
dieses Jahres. Anlässlich der Grossjährigkeits-
erklärung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm wurde
ihm vom Kaiser die Würde eines Generalfeld-
marschalls verliehen.

Unser nebenstehendes Bild zeigt den Grafen Walder-
see in seiner ihm vom deutschen Kaiser geschenkten
Tropenuniform. Auch der mit silbernem Knauf ge-
schmückte Stock, den der Generalfeldmarschall in
seiner Linken hält, ist das Geschenk des Monarchen.

—A/WW—

Der neue deutsche Gesandte in Ghina.

Der bisherige ausserordentliche Gesandte und
bevollmächtigte Minister in Luxemburg, Dr. Mumm
von Schwarzenstein, ist an Stelle des ermordeten
Freiherrn von Ketteier zum Vertreter des Deut-
schen Reiches in China ernannt worden. Er war
früher beim Auswärtigen Amte in Berlin als Vor-
tragender Rat thätig und gilt als besonders be-
fähigter und gewandter Diplomat. Proben seines
staatsmännischen Geschickes gab er u. a. während
seines Aufenthaltes in Washington, wo er den
deutschen Botschafter, Freiherrn Dr. von Holleben,
mehrere Monate lang vertrat und auch schon frühei
als Mitglied der dortigen deutschen Botschaft weit
gehender Sympathien sich erfreute.

Mannschaften aus der Elite-Kompagnie eines chinesischen Regiments.
 
Annotationen