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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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Détschy, Serafine: Kreuzwege, [7]: Roman aus der Bühnenwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0214

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Roman aus der Bühnenwelt von Serafine De'tschy.

[Fortsetzung.]

[Nachdruck verboten.]

machen, und misslangen ihm einmal seine Bemühun-
gen, so wusste er auch ebenso schmerzlich zu ver-
wunden, wie jene Praktiker aus der Insekten weit!

hen

jene

Uebrigens von Toten soll man nur

er starb vor kurzem. Darum fanden Sie dies Bild im
Vordergründe, während es sonst unsichtbar bleibt - ich
hatte es mir noch einmal angesehen, das bestrickende Ant-
litz — das nun modert! Was ist der Mensch! —“

„Verzeihen Sie, dass ich durch meine Unart Erinne-
rungen erweckt - vergeben Sie mir?“

. „Was hätte ich zu vergeben? Im Leben jedes Menschen
giebt es Schmerzen, Erinnerungen — Gespenster, die nur
auf den Ruf warten, um wieder umzugehen — Wunden,
die bluten, wenn man sie noch so leis berührt. Der Egois-
mus des Menschenlebens schlägt sie, - vielmehr wir Men-

L. Billiet: Nach Bethlehem.

ls Herr von Bingen aufsah, um das Bild an
seinen Platz zu stellen, stand Sarolta hinter
ihm. „Verzeihung, dass ich so ungezogen bin“,
sagte er verlegen, „ich hatte die Regel vergessen:
,Alles besehen und nichts anfassen1 aber dieser Kopf
interessierte mich; - ist es ein Künstler?“

Eine leichte Blässe hatte ihr Antlitz überzogen und
ihre Hand zitterte* als sie das Bild nun hinter andere
Bilder schob.

„Ein Lebenskünstler, ja“, sagte sie bitter.

Und als er sie fragend ansah: „Denn es ist nicht eine
Kunst das Leben nur wie einen Tummelplatz seiner
Wünsche auszubeuten, und gleichwie die Biene aus den
Blüten Honig zieht, um das viel praktischere Wachs daraus
zu fertigen, so verstand cs dieser Mann, die Menschen-
herzen auszubeuten und seinen Zwecken dienstbar zu

sehen schlagen sie uns gegenseitig

XV. 25.
 
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