Prinz JUlßerf non J^adjsen.
Die erschütternde Trauerkunde von dem so plötz-
lichen Hinscheiden des Prinzen Albert hat nicht nur in
Sachsen, wo die gesamte Bevölkerung mit dem Königs-
hause in Leid und Freud verwachsen ist, die höchste
Bestürzung und den tiefsten Schmerz hervorgerufen,
sondern auch weit über Sachsens Grenzen hinaus die
innigste Teilnahme erweckt. Prinz Albert, der bei der
4. Schwadron des sächs. Ulanenregiments No. 17 in
Oschatz stand, machte als Chef dieser Schwadron das
zwischen Nossen, Wilsdruff, Meissen und Lommatzsch
stattfindende Divisionsmanöver mit. Der Prinz war
nach Dresden zum Besuche seines Vaters gereist und
traf abends wieder in Nossen ein, um mit seinem eigenen
Fuhrwerk nach Pinnewitz, wo er in Quartier lag, zu
fahren. Auf dem Wege dorthin ereignete sich in der
Nähe von Wölkau kurz vor dem Orte das Un-
glück. Auf der nach dem Dorfe zu führenden
Strasse, die sehr abschüssig ist, wurde das Ge-
fährt des Prinzen von einem im Galopp daher-
kommenden Wagen überholt, und, durch das
rasche Fahren des genannten Wagens scheu
gemacht, gingen die Pferde des prinzlichen
Wagens durch. Der Kutscher, der die Zügel
fest in der Hand hielt, sowie der neben ihm
sitzende Leibjäger wurden aus dem Wagen geschleudert,
während der Prinz selbst darin sitzen blieb. Trotz des
Sturzes hielt der Kutscher die Zügel noch fest, musste
sie aber, da er gegen einen Stein geschleudert wurde,
fahren lassen, und nun sausten die Pferde mit dem
Prinzen im Wagen davon. Der Wagen wurde gegen
einen Baum geworfen und der Prinz herausgeschleudert.
Von dem inzwischen nachgekommenen Leibjäger und
dem Kutscher, sowie von unterdessen herbeigeeilten
Leuten wurde der Prinz, der bewusstlos war, aufge-
hoben. Von den Aerzten wurde nach dem eingetretenen
Tode Schädelbruch als Ursache festgestellt. Der König
und sämtliche
Prinzen des
Königl. Hauses
wurden sofort
telegraphisch
in Kenntnis ge-
setzt. — In der
ersten Jugend
ein schwäch-
liches Kind, er-
starkte Prinz
Albert unter
treusorgender
Pflege seiner
Mutter und
nach dem früh-
zeitigen Tode
derselben unter
Fürsorge der
Prinzessin Ma-
thilde und Kö-
d ■ *,. , c , nigin Carola.
Prinz Albert von Sachsen. °
Den ersten
Unterricht erhielt der Prinz durch den jetzigen Gym-
nasialoberlehrer Dr. Poland, dem dann der Oberst
Fischer, der Hofkaplan Klein und die Sprachlehrer
Mouthon und Dalton zur Seite traten. Von 1889—1894
war Hauptmann Freiherr v. d. Decken der Erzieher.
Ostern 1894 bestand der Prinz die Reifeprüfung für den
Besuch der 1 lochschule und wurde als Leutnant beim
2. Jägerbataillon eingestellt, nach militärischer Dienst-
leistung widmete er sich in Freiburg in Breisgau und
dann in Leipzig den juristischen und den kamerali-
stischen Studien. Seit dem Mai 1897 trat er wieder in
den militärischen Dienst und wurde am 1. Januar 1898
zum Ulanenregiment in Oschatz versetzt. Dann bereiste
der Prinz Albert im Sommer des letzten Jahres die
nordischen Königreiche und wurde im Mai vorigen Jahres
zum Rittmeister und Escadronchef ernannt.
pas pismarck-penkmal in jNfordhausen.
Im Sommer dieses Jahres wurde in Nordhausen
am Harz unter ausserordentlich starker Beteiligung der
Bürgerschaft dem Altreichskanzler Fürsten Bismarck
ein Denkmal errichtet. Unter der grossen Anzahl früher
und in letzter Zeit errichteter dürfte dieses Denkmal
einen hervorragenden Platz beanspruchen. Die Statue
aus Bronze, 2,80 m hoch, mit echt bismarckischem Aus-
druck und in charakteristischer Plaltung, ist ein Werk
des Bildhauers Fritz Schneider in Charlottenburg. Mit
In Deutschland kommen sich Stadtverwaltun-
gen, die für Radfahrer besondere Wege anlegen
lassen, ungeheuer modern vor und doch haben uns
die Amerikaner in dieser Beziehung sozusagen um
mehrere Runden geschlagen. Eine im besten Sinne
echt amerikanische Leistung ist die Herstellung
einer Radfahrstrasse zwischen den 14 Kilometer
voneinander entfernten Städten Los Angeles und
Pasadena in Kalifornien. Diese beiden Orte liegen
in einer durch Schönheit und üppige Vegetation
ausgezeichneten Landschaft, die hügeligen Charakter
trägt, so dass die zahllosen Radfahrer, die die Land-
strasse zwischen beiden Städten beleben, oft zum
Absteigen verurteilt sind. Dieser Radfahrer, von
denen viele der herrlichen Scenerie wegen aus
allen Teilen Kaliforniens herbeiströmen, giebt es
nun aber an 30000, und da sie bei der Milde des
kalifornischen Winters das ganze Jahr hindurch
ihrem Sport huldigen können, lohnte es sich wohl,
darauf ein so kostspieliges Unternehmen, wie es
diese Kunststrasse darstellt, aufzubauen. Letztere
trägt durchaus den Charakter einer Hochbahn in
Form eines aus hölzernen Streben erbauten, 14 Kilo-
meter langen Viadukts, der eine Breite von 5 Me-
tern besitzt und eine absolut ebene, glatte Holz-
bahn, ähnlich einem ungeheuren parkettierten
Korridor, darstellt. Die Höhe des Viadukts wechselt
a/Ww-
Eine amerikanische Hadfahfstrasse.
Das Bismarck-Denkmal in Nordhausen.
diesem Modell errang der junge, leider taubstumme
Künstler seiner Zeit bei der grossen Konkurrenz um
das Bismarck-National-Denkmal in Berlin einen ersten
Preis von 5000 Mark. Später erwarb Gladenbecks
Bronzegiesserei, Inhaber Walter und Paul Gladenbeck,
in Friedrichshagen bei Berlin die Statuette, vergrösserte
dieselbe mittels Maschine und goss nach Annahme des
Modells von seiten des Nordhauser Bismarck-Komitees
die Statue nach dem Wachsschmelzverfahren in Bronze.
Die um den Sockel des Denkmals sich herumziehende
Guirlande ist ebenfalls aus genannter Bronzegiesserei
hervorgegangen. Auch die Lieferung des Postaments
aus poliertem schwedischen Vaenevick-Granit, sowie der
Ringstufe aus gestocktem Gregnitz - Granit wurde der
Firma Gladenbeck übertragen, einmal, weil der einge-
reichte Entwurf dem Komitee im Vergleich mit anderen,
noch eingegangenen als der beste und würdigste er-
schien, und dann weil er auch den Vorzug hatte, der
preiswerteste zu sein. Nachdem verschiedene Aende-
rungen durch das Komitee mit Rücksicht auf den in
Frage kommenden Platz am Postamententwurf gemacht
worden waren, liess die Firma Gladenbeck die Stein-
arbeiten in der Granitschleiferei von Wölfel & Herold
in Bayreuth ausführen. Auf den Fundamenten eines
Bollwerks, welches zu den Befestigungen der alten,
freien Reichsstadt gehörte, ruht fest und sicher der Kern
des Sockels. An einem der schönsten Plätze der städti-
schen Anlagen, zwischen Bäumen und Sträuchern,
die die alte Stadtmauer im Hintergründe während
des Sommers völlig verdecken, erhebt sich über
6 m hoch das Bismarck-Denkmal in Nordhausen,
ein Zeichen der Dankbarkeit und Verehrung für den
grössten Deutschen des Jahrhunderts.
Unsere Tänze.
Plauderei von Dr. Paul Bornstein.
[Fortsetzung.] —•-*— [Nachdruck verboten.]
Im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts fand die
Polonaise zunächst wenig Anklang, da die Vorliebe
für die Menuett sie nicht recht aufkonimen liess. Zu
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, namentlich nach
der polnischen Revolution von 1830, wurde mit dem
Aufkommen der Polenschwärmerei überhaupt, die ja
auch in der Litteratur ihre Wellen schlägt, die Polonaise
ein gebräuchlicher Gesellschaftstanz, auch in den bür-
gerlichen Kreisen Deutschlands. Die bedeutendsten Kom-
positionen von Polonaisen verdanken wir ausser Bach,
namentlich Händel, Mozart, Beethoven, Schubert, Spohr,
Kreutzer und Wagner. Von polnischen Polonaisen sind
die berühmtesten die auf Kosciuszko gesungene, sowie
die von Oginski komponierte „Totenpolonaise“, so be-
nannt, weil nach ihrer Vollendung der Komponist aus
unglücklicher Liebe sich erschossen haben soll. Es ist
nicht ohne Bedeutung, dass die letzten Jahrzehnte über-
aus arm an neuen Kompositionen sind; es deutet auch
das auf eine Minderung der Beliebtheit dieses Tanzes.
Die sechs Touren, welche unseren heutigen Konter
je nach den Bodenerhebungen, die er überschreitet
zwischen 1 Meter und 15 Metern. Zu beiden Seiten
ist er mit festen Geländern versehen und in Ab-
ständen von je 60 Metern durch Glühlampen erleuchtet.
Auf der Piazza in Los Angeles und im Herzen der
Stadt Pasadena erheben sich die im maurischen Stil
erbauten Endstationen, die mit Reparaturwerkstätten,
Räder- und Automobilmagazinen u. s. w. in vollkommen-
ster Weise ausgestattet sind. So kann man z. B. auf
der Station Pasadena ein Rad mieten, auf dem Kunst-
wege nach Los Angeles radeln und das Rad dort ein-
fach abgeben. In der Mitte des Weges, gleich weit von
beiden Endstationen entfernt, ist mitten im Walde ein
Riesenhotel mit Restaurant, Meierei und Cafe erbaut,
das unfehlbar zum Hauptausflugsort der Angelesen und
Pasadener werden muss. Die finanzielle Seite der Sache
sieht gleichfalls sehr günstig aus. Das Bauwerk, dessen
bildliche Wiedergabe wir dem „Scientific American“
entnehmen, hat nicht weniger als 800000 Mark
gekostet. Dafür werden von jedem Fahrer beim
Betreten der Kunststrasse 10 Centimes erhoben,
und die Unternehmer haben berechnet, dass,
wenn von der Hälfte der Radfahrer beider
Städte jeder nur einmal im Monat diesen Weg
benutzt, sie auf eine jährliche Einnahme von
85000 Mark rechnen können, was eine sehr
gute Verzinsung bedeutet.
Radfahrstrasse zwischen Los Angeles und Pasadena in Kalifornien.
XV. 4 B. I
Die erschütternde Trauerkunde von dem so plötz-
lichen Hinscheiden des Prinzen Albert hat nicht nur in
Sachsen, wo die gesamte Bevölkerung mit dem Königs-
hause in Leid und Freud verwachsen ist, die höchste
Bestürzung und den tiefsten Schmerz hervorgerufen,
sondern auch weit über Sachsens Grenzen hinaus die
innigste Teilnahme erweckt. Prinz Albert, der bei der
4. Schwadron des sächs. Ulanenregiments No. 17 in
Oschatz stand, machte als Chef dieser Schwadron das
zwischen Nossen, Wilsdruff, Meissen und Lommatzsch
stattfindende Divisionsmanöver mit. Der Prinz war
nach Dresden zum Besuche seines Vaters gereist und
traf abends wieder in Nossen ein, um mit seinem eigenen
Fuhrwerk nach Pinnewitz, wo er in Quartier lag, zu
fahren. Auf dem Wege dorthin ereignete sich in der
Nähe von Wölkau kurz vor dem Orte das Un-
glück. Auf der nach dem Dorfe zu führenden
Strasse, die sehr abschüssig ist, wurde das Ge-
fährt des Prinzen von einem im Galopp daher-
kommenden Wagen überholt, und, durch das
rasche Fahren des genannten Wagens scheu
gemacht, gingen die Pferde des prinzlichen
Wagens durch. Der Kutscher, der die Zügel
fest in der Hand hielt, sowie der neben ihm
sitzende Leibjäger wurden aus dem Wagen geschleudert,
während der Prinz selbst darin sitzen blieb. Trotz des
Sturzes hielt der Kutscher die Zügel noch fest, musste
sie aber, da er gegen einen Stein geschleudert wurde,
fahren lassen, und nun sausten die Pferde mit dem
Prinzen im Wagen davon. Der Wagen wurde gegen
einen Baum geworfen und der Prinz herausgeschleudert.
Von dem inzwischen nachgekommenen Leibjäger und
dem Kutscher, sowie von unterdessen herbeigeeilten
Leuten wurde der Prinz, der bewusstlos war, aufge-
hoben. Von den Aerzten wurde nach dem eingetretenen
Tode Schädelbruch als Ursache festgestellt. Der König
und sämtliche
Prinzen des
Königl. Hauses
wurden sofort
telegraphisch
in Kenntnis ge-
setzt. — In der
ersten Jugend
ein schwäch-
liches Kind, er-
starkte Prinz
Albert unter
treusorgender
Pflege seiner
Mutter und
nach dem früh-
zeitigen Tode
derselben unter
Fürsorge der
Prinzessin Ma-
thilde und Kö-
d ■ *,. , c , nigin Carola.
Prinz Albert von Sachsen. °
Den ersten
Unterricht erhielt der Prinz durch den jetzigen Gym-
nasialoberlehrer Dr. Poland, dem dann der Oberst
Fischer, der Hofkaplan Klein und die Sprachlehrer
Mouthon und Dalton zur Seite traten. Von 1889—1894
war Hauptmann Freiherr v. d. Decken der Erzieher.
Ostern 1894 bestand der Prinz die Reifeprüfung für den
Besuch der 1 lochschule und wurde als Leutnant beim
2. Jägerbataillon eingestellt, nach militärischer Dienst-
leistung widmete er sich in Freiburg in Breisgau und
dann in Leipzig den juristischen und den kamerali-
stischen Studien. Seit dem Mai 1897 trat er wieder in
den militärischen Dienst und wurde am 1. Januar 1898
zum Ulanenregiment in Oschatz versetzt. Dann bereiste
der Prinz Albert im Sommer des letzten Jahres die
nordischen Königreiche und wurde im Mai vorigen Jahres
zum Rittmeister und Escadronchef ernannt.
pas pismarck-penkmal in jNfordhausen.
Im Sommer dieses Jahres wurde in Nordhausen
am Harz unter ausserordentlich starker Beteiligung der
Bürgerschaft dem Altreichskanzler Fürsten Bismarck
ein Denkmal errichtet. Unter der grossen Anzahl früher
und in letzter Zeit errichteter dürfte dieses Denkmal
einen hervorragenden Platz beanspruchen. Die Statue
aus Bronze, 2,80 m hoch, mit echt bismarckischem Aus-
druck und in charakteristischer Plaltung, ist ein Werk
des Bildhauers Fritz Schneider in Charlottenburg. Mit
In Deutschland kommen sich Stadtverwaltun-
gen, die für Radfahrer besondere Wege anlegen
lassen, ungeheuer modern vor und doch haben uns
die Amerikaner in dieser Beziehung sozusagen um
mehrere Runden geschlagen. Eine im besten Sinne
echt amerikanische Leistung ist die Herstellung
einer Radfahrstrasse zwischen den 14 Kilometer
voneinander entfernten Städten Los Angeles und
Pasadena in Kalifornien. Diese beiden Orte liegen
in einer durch Schönheit und üppige Vegetation
ausgezeichneten Landschaft, die hügeligen Charakter
trägt, so dass die zahllosen Radfahrer, die die Land-
strasse zwischen beiden Städten beleben, oft zum
Absteigen verurteilt sind. Dieser Radfahrer, von
denen viele der herrlichen Scenerie wegen aus
allen Teilen Kaliforniens herbeiströmen, giebt es
nun aber an 30000, und da sie bei der Milde des
kalifornischen Winters das ganze Jahr hindurch
ihrem Sport huldigen können, lohnte es sich wohl,
darauf ein so kostspieliges Unternehmen, wie es
diese Kunststrasse darstellt, aufzubauen. Letztere
trägt durchaus den Charakter einer Hochbahn in
Form eines aus hölzernen Streben erbauten, 14 Kilo-
meter langen Viadukts, der eine Breite von 5 Me-
tern besitzt und eine absolut ebene, glatte Holz-
bahn, ähnlich einem ungeheuren parkettierten
Korridor, darstellt. Die Höhe des Viadukts wechselt
a/Ww-
Eine amerikanische Hadfahfstrasse.
Das Bismarck-Denkmal in Nordhausen.
diesem Modell errang der junge, leider taubstumme
Künstler seiner Zeit bei der grossen Konkurrenz um
das Bismarck-National-Denkmal in Berlin einen ersten
Preis von 5000 Mark. Später erwarb Gladenbecks
Bronzegiesserei, Inhaber Walter und Paul Gladenbeck,
in Friedrichshagen bei Berlin die Statuette, vergrösserte
dieselbe mittels Maschine und goss nach Annahme des
Modells von seiten des Nordhauser Bismarck-Komitees
die Statue nach dem Wachsschmelzverfahren in Bronze.
Die um den Sockel des Denkmals sich herumziehende
Guirlande ist ebenfalls aus genannter Bronzegiesserei
hervorgegangen. Auch die Lieferung des Postaments
aus poliertem schwedischen Vaenevick-Granit, sowie der
Ringstufe aus gestocktem Gregnitz - Granit wurde der
Firma Gladenbeck übertragen, einmal, weil der einge-
reichte Entwurf dem Komitee im Vergleich mit anderen,
noch eingegangenen als der beste und würdigste er-
schien, und dann weil er auch den Vorzug hatte, der
preiswerteste zu sein. Nachdem verschiedene Aende-
rungen durch das Komitee mit Rücksicht auf den in
Frage kommenden Platz am Postamententwurf gemacht
worden waren, liess die Firma Gladenbeck die Stein-
arbeiten in der Granitschleiferei von Wölfel & Herold
in Bayreuth ausführen. Auf den Fundamenten eines
Bollwerks, welches zu den Befestigungen der alten,
freien Reichsstadt gehörte, ruht fest und sicher der Kern
des Sockels. An einem der schönsten Plätze der städti-
schen Anlagen, zwischen Bäumen und Sträuchern,
die die alte Stadtmauer im Hintergründe während
des Sommers völlig verdecken, erhebt sich über
6 m hoch das Bismarck-Denkmal in Nordhausen,
ein Zeichen der Dankbarkeit und Verehrung für den
grössten Deutschen des Jahrhunderts.
Unsere Tänze.
Plauderei von Dr. Paul Bornstein.
[Fortsetzung.] —•-*— [Nachdruck verboten.]
Im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts fand die
Polonaise zunächst wenig Anklang, da die Vorliebe
für die Menuett sie nicht recht aufkonimen liess. Zu
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, namentlich nach
der polnischen Revolution von 1830, wurde mit dem
Aufkommen der Polenschwärmerei überhaupt, die ja
auch in der Litteratur ihre Wellen schlägt, die Polonaise
ein gebräuchlicher Gesellschaftstanz, auch in den bür-
gerlichen Kreisen Deutschlands. Die bedeutendsten Kom-
positionen von Polonaisen verdanken wir ausser Bach,
namentlich Händel, Mozart, Beethoven, Schubert, Spohr,
Kreutzer und Wagner. Von polnischen Polonaisen sind
die berühmtesten die auf Kosciuszko gesungene, sowie
die von Oginski komponierte „Totenpolonaise“, so be-
nannt, weil nach ihrer Vollendung der Komponist aus
unglücklicher Liebe sich erschossen haben soll. Es ist
nicht ohne Bedeutung, dass die letzten Jahrzehnte über-
aus arm an neuen Kompositionen sind; es deutet auch
das auf eine Minderung der Beliebtheit dieses Tanzes.
Die sechs Touren, welche unseren heutigen Konter
je nach den Bodenerhebungen, die er überschreitet
zwischen 1 Meter und 15 Metern. Zu beiden Seiten
ist er mit festen Geländern versehen und in Ab-
ständen von je 60 Metern durch Glühlampen erleuchtet.
Auf der Piazza in Los Angeles und im Herzen der
Stadt Pasadena erheben sich die im maurischen Stil
erbauten Endstationen, die mit Reparaturwerkstätten,
Räder- und Automobilmagazinen u. s. w. in vollkommen-
ster Weise ausgestattet sind. So kann man z. B. auf
der Station Pasadena ein Rad mieten, auf dem Kunst-
wege nach Los Angeles radeln und das Rad dort ein-
fach abgeben. In der Mitte des Weges, gleich weit von
beiden Endstationen entfernt, ist mitten im Walde ein
Riesenhotel mit Restaurant, Meierei und Cafe erbaut,
das unfehlbar zum Hauptausflugsort der Angelesen und
Pasadener werden muss. Die finanzielle Seite der Sache
sieht gleichfalls sehr günstig aus. Das Bauwerk, dessen
bildliche Wiedergabe wir dem „Scientific American“
entnehmen, hat nicht weniger als 800000 Mark
gekostet. Dafür werden von jedem Fahrer beim
Betreten der Kunststrasse 10 Centimes erhoben,
und die Unternehmer haben berechnet, dass,
wenn von der Hälfte der Radfahrer beider
Städte jeder nur einmal im Monat diesen Weg
benutzt, sie auf eine jährliche Einnahme von
85000 Mark rechnen können, was eine sehr
gute Verzinsung bedeutet.
Radfahrstrasse zwischen Los Angeles und Pasadena in Kalifornien.
XV. 4 B. I