XVI
MODERNE KUNST.
Die Meisterschwimmerin
Frau Walburga von lsacescu.
wärts aber haben sich bereits die zum Manöver
eingeladenen fremdländischen Offiziere vereint
und den Führer derselben, einen Stabsoffizier
von den Dragonern, erblicken wir in heiterem
Gespräche mit einem hohen russischen Offizier,
während zur Seite ein französischer General —
an der breiten Goldstickerei des Mützenrandes
kenntlich — und ein schwedischer Oberst auf-
merksam zuhören. Italienische, französische,
englische, japanische und andere fremde Offiziere,
teilweise noch zu Pferde, schliessen sich der
Gruppe an — der Vereinigung der Nationen
auf pommerschem Manövergelände. F. v. D.-C.
Eine Bravourschwimmerin. Eine ge-
waltige Schwimmleistung vollbrachte das Mit-
glied des Ersten Wiener Amateur-Schwimmklubs
Frau Walburga v. Isacescu am 29. Juli dieses
Jahres. Die Dame durchschwamm die Donau-
strecke von Stein bis Wien, 77 km, in 8 Stunden
3 Minuten. Der Einstieg erfolgte oberhalb des
Dampfschiffsteges in Stein um
6 Uhr 3 Minuten früh, die Lan-
dung in Wien bei der k. u. k.
Militär - Schwimmanstalt um
2 Uhr 7 Minuten nachmittags.
Diese Leistung einer Dame
dürfte einzig dastehen und
verdient deshalb volle Aner-
kennung. Die kühne Schwim-
merin wurde auf ihrer Tour von einem Boote begleitet. Am
26. Juli unternahm dieselbe Dame, gewisser-
maassen als Vortraining, eine Schwimmtour
von Tulln nach Wien-Praterspitz, 42 km, ohne
Bootbegleitung und nur mit dem Angelischen
Schwimmsack versehen; sie legte diese Strecke
in der Zeit von 3 Stunden 48 Minuten zurück.
Der Automobilfahrer Olivier Gleizes,
dessen Bild wir nebenstehend, veröffentlichen,
legte bei der veranstalteten Automobilfernfahrt
Berlin—Aachen auf seinem Motor-Dreirad die
690,3 km lange Strecke in 14 Stunden 46 Minuten
22 Sekunden zurück; er fuhr also durchschnittlich in der Stunde 40 km 600 m-
Ehrenhumpen für Prof. Gude. Der Landschaftsmaler Prof. Ilans Gude,
Senator und Vorsteher eines Meisterateliers an der Berliner Akademie der Künste,
feierte im Juli zu Horten, in seiner norwegischen Heimat, das Fest der goldenen
Hochzeit. Er hat im 25. Jahre sich 1850 mit einer Tochter seines Landes ver-
mählt. Otto Sinding überreichte dem Altmeister an seinem Jubeltage ein Ge-
schenk seiner deutschen
Schüler. Es ist ein kostbarer
Ilumpen, der nach einer
Idee Eugen Brachts vom
Bildhauer und Ciseleur
OttoRohloff in moderner
Barockform hergestellt wor-
den ist. Die Bekrönung be-
steht in einer Najade, die
ein getakeltes Segelschiff
trägt, und der ornamentale
Griff ist verziert mit der
Maske eines Wassergottes.
Der Humpenkörper ist ein-
geteilt in drei Schilde, und
der Zwischenraum ist mit
Arabesken und durchge-
steckten Myrten- und Rosen-
zweigen ausgefüllt; darunter
treten die Embleme der
Malerei in weicher, flacher
getriebener Arbeit hervor.
Der Fuss zeigt ein einfaches
gleichmässigesMuschelmotiv.
Auf dem Schilde vorn steht
die Widmung „Ihrem ver-
ehrten Meister Prof. Hans
Gude zur goldenen Iloch-
zeitsfeier in Dankbarkeit von seinen
deutschen Schülern und Schüle-
rinnen. 25. Juli 1900.“ Auf den
Seitenschilden sind die Namen ein-
graviert, im ganzen 40, darunter
bekannte Künstler, wie Konrad
Lessing, Schirm, Eugen Bracht,
Friedrich Kallmorgen, Müller-Kurz-
welly, Felix Possart, Schnars-
Alquist, Walter Leistikow, Willy
Hamacher. Der Schwiegersohn
des Meisters ist Bildhauer Prof.
Otto Lessing, der vor gerade
25 Jahren in Christiania Gttdes
Tochter Sigrid heimführte.
Modernes Wohnzimmer. Die
Inneneinrichtung moderner Räume
hat jetzt in Berlin ein Arbeitsfeld
gefunden, auf dem allererste Kräfte
ihr reiches Können und ihre Erfah-
rungen versuchen, um
mit grossem Erfolg
wahre Kunstwerke zu
schaffen. Eine wirk-
lich behagliche Woh-
nungseinrichtung ist
nur die, welche sich
Ehrenhumpen für Prof. Gude.
Olivier Gleizes tritt seine
Fahrt von Berlin nach Aachen an.
der Individualität des Besitzers anpasst. Daher
muss der Möbelarchitekt nicht nur ein tüchtiger
Zeichner und Techniker sein, sondern er muss
cs auch verstehen, mit den Gefühlen des Inter-
essenten zu rechnen, um das Richtige zu fertigen,
worin der Käufer sich wirklich wohl fühlt. Ein
weiterer wichtiger Umstand sind Zahlen. Nicht
jeder ist mit materiellen Glücksgütern in über-
reichem Maasse gesegnet und doch liegt nicht
nur beim Krösus der Wunsch einer behaglichen
Häuslichkeit vor. Mein Heim, mein Stolz! Diesen
Sinnspruch sollte jeder Gebildete von seinen
Wohnräutnen am Anfänge des 20. Jahrhunderts
sagen. Es ist bei dem vorgeschrittenen Stand
der Möbelbranche auch nicht schwer, in jeder
Preislage aparte, stilvolle Wohnungen einzu-
richten. Der Fehler, wenn dies nicht geschieht, trägt meistens der Verkäufer der
sogenannten Möbelmagazine, der sich die Sache bequem macht und Dutzendware
verkauft, wodurch die Wohnungen ein schematisches, alltägliches Aeussere
erhalten. Man sieht diesen Wohnungen auf den ersten Blick an, dass nicht ein
Fachmann, sondern ein Kaufmann dieselben eingerichtet hat und dass dem
Besitzer Geschmack und vornehmer Sinn vollkommen abgeht. Für denselben
Preis aber hätte ein Interieur geschaffen werden können, bei dem der Beschauer
sofort den Eindruck erhält,
dies ist einmal etwas An-
deres, als man alle Tage
sieht, hier hat sich gediegenes
Können mit gutem erprob-
ten Geschmack vereint, um
ein behagliches, praktisches
Heim auszustatten. Das
nebenstehend abgebildete
Zimmer, ausgeführt von der
Firma Hess &Rom, Berlin,
Leipzigerstrasse 1C6, ist ein
Wohn- und Herrenzimmer
in romanischer Stilart. Die
Ilauptpartie wird durch ein
Sofa-Arrangement mit seit-
lichen Bibliotheken gebildet.
Das Sofa ist mit echtem
französischen Militärtuch
bezogen, die Kissen mit
Handapplikationen versehen.
In . den Thüren der Biblio-
thek befindet sich Kathedral-
glas in Messingfassung. Die
Dekorationen des Zimmers
sind aus rotem Tuch mit
Velveteinsätzen und Hand-
benähungen angefertigt. —r.
Modernes Wohnzimmer, ausgeführt von der Firma Hess Sr Rom, Berlm.
MODERNE KUNST.
Die Meisterschwimmerin
Frau Walburga von lsacescu.
wärts aber haben sich bereits die zum Manöver
eingeladenen fremdländischen Offiziere vereint
und den Führer derselben, einen Stabsoffizier
von den Dragonern, erblicken wir in heiterem
Gespräche mit einem hohen russischen Offizier,
während zur Seite ein französischer General —
an der breiten Goldstickerei des Mützenrandes
kenntlich — und ein schwedischer Oberst auf-
merksam zuhören. Italienische, französische,
englische, japanische und andere fremde Offiziere,
teilweise noch zu Pferde, schliessen sich der
Gruppe an — der Vereinigung der Nationen
auf pommerschem Manövergelände. F. v. D.-C.
Eine Bravourschwimmerin. Eine ge-
waltige Schwimmleistung vollbrachte das Mit-
glied des Ersten Wiener Amateur-Schwimmklubs
Frau Walburga v. Isacescu am 29. Juli dieses
Jahres. Die Dame durchschwamm die Donau-
strecke von Stein bis Wien, 77 km, in 8 Stunden
3 Minuten. Der Einstieg erfolgte oberhalb des
Dampfschiffsteges in Stein um
6 Uhr 3 Minuten früh, die Lan-
dung in Wien bei der k. u. k.
Militär - Schwimmanstalt um
2 Uhr 7 Minuten nachmittags.
Diese Leistung einer Dame
dürfte einzig dastehen und
verdient deshalb volle Aner-
kennung. Die kühne Schwim-
merin wurde auf ihrer Tour von einem Boote begleitet. Am
26. Juli unternahm dieselbe Dame, gewisser-
maassen als Vortraining, eine Schwimmtour
von Tulln nach Wien-Praterspitz, 42 km, ohne
Bootbegleitung und nur mit dem Angelischen
Schwimmsack versehen; sie legte diese Strecke
in der Zeit von 3 Stunden 48 Minuten zurück.
Der Automobilfahrer Olivier Gleizes,
dessen Bild wir nebenstehend, veröffentlichen,
legte bei der veranstalteten Automobilfernfahrt
Berlin—Aachen auf seinem Motor-Dreirad die
690,3 km lange Strecke in 14 Stunden 46 Minuten
22 Sekunden zurück; er fuhr also durchschnittlich in der Stunde 40 km 600 m-
Ehrenhumpen für Prof. Gude. Der Landschaftsmaler Prof. Ilans Gude,
Senator und Vorsteher eines Meisterateliers an der Berliner Akademie der Künste,
feierte im Juli zu Horten, in seiner norwegischen Heimat, das Fest der goldenen
Hochzeit. Er hat im 25. Jahre sich 1850 mit einer Tochter seines Landes ver-
mählt. Otto Sinding überreichte dem Altmeister an seinem Jubeltage ein Ge-
schenk seiner deutschen
Schüler. Es ist ein kostbarer
Ilumpen, der nach einer
Idee Eugen Brachts vom
Bildhauer und Ciseleur
OttoRohloff in moderner
Barockform hergestellt wor-
den ist. Die Bekrönung be-
steht in einer Najade, die
ein getakeltes Segelschiff
trägt, und der ornamentale
Griff ist verziert mit der
Maske eines Wassergottes.
Der Humpenkörper ist ein-
geteilt in drei Schilde, und
der Zwischenraum ist mit
Arabesken und durchge-
steckten Myrten- und Rosen-
zweigen ausgefüllt; darunter
treten die Embleme der
Malerei in weicher, flacher
getriebener Arbeit hervor.
Der Fuss zeigt ein einfaches
gleichmässigesMuschelmotiv.
Auf dem Schilde vorn steht
die Widmung „Ihrem ver-
ehrten Meister Prof. Hans
Gude zur goldenen Iloch-
zeitsfeier in Dankbarkeit von seinen
deutschen Schülern und Schüle-
rinnen. 25. Juli 1900.“ Auf den
Seitenschilden sind die Namen ein-
graviert, im ganzen 40, darunter
bekannte Künstler, wie Konrad
Lessing, Schirm, Eugen Bracht,
Friedrich Kallmorgen, Müller-Kurz-
welly, Felix Possart, Schnars-
Alquist, Walter Leistikow, Willy
Hamacher. Der Schwiegersohn
des Meisters ist Bildhauer Prof.
Otto Lessing, der vor gerade
25 Jahren in Christiania Gttdes
Tochter Sigrid heimführte.
Modernes Wohnzimmer. Die
Inneneinrichtung moderner Räume
hat jetzt in Berlin ein Arbeitsfeld
gefunden, auf dem allererste Kräfte
ihr reiches Können und ihre Erfah-
rungen versuchen, um
mit grossem Erfolg
wahre Kunstwerke zu
schaffen. Eine wirk-
lich behagliche Woh-
nungseinrichtung ist
nur die, welche sich
Ehrenhumpen für Prof. Gude.
Olivier Gleizes tritt seine
Fahrt von Berlin nach Aachen an.
der Individualität des Besitzers anpasst. Daher
muss der Möbelarchitekt nicht nur ein tüchtiger
Zeichner und Techniker sein, sondern er muss
cs auch verstehen, mit den Gefühlen des Inter-
essenten zu rechnen, um das Richtige zu fertigen,
worin der Käufer sich wirklich wohl fühlt. Ein
weiterer wichtiger Umstand sind Zahlen. Nicht
jeder ist mit materiellen Glücksgütern in über-
reichem Maasse gesegnet und doch liegt nicht
nur beim Krösus der Wunsch einer behaglichen
Häuslichkeit vor. Mein Heim, mein Stolz! Diesen
Sinnspruch sollte jeder Gebildete von seinen
Wohnräutnen am Anfänge des 20. Jahrhunderts
sagen. Es ist bei dem vorgeschrittenen Stand
der Möbelbranche auch nicht schwer, in jeder
Preislage aparte, stilvolle Wohnungen einzu-
richten. Der Fehler, wenn dies nicht geschieht, trägt meistens der Verkäufer der
sogenannten Möbelmagazine, der sich die Sache bequem macht und Dutzendware
verkauft, wodurch die Wohnungen ein schematisches, alltägliches Aeussere
erhalten. Man sieht diesen Wohnungen auf den ersten Blick an, dass nicht ein
Fachmann, sondern ein Kaufmann dieselben eingerichtet hat und dass dem
Besitzer Geschmack und vornehmer Sinn vollkommen abgeht. Für denselben
Preis aber hätte ein Interieur geschaffen werden können, bei dem der Beschauer
sofort den Eindruck erhält,
dies ist einmal etwas An-
deres, als man alle Tage
sieht, hier hat sich gediegenes
Können mit gutem erprob-
ten Geschmack vereint, um
ein behagliches, praktisches
Heim auszustatten. Das
nebenstehend abgebildete
Zimmer, ausgeführt von der
Firma Hess &Rom, Berlin,
Leipzigerstrasse 1C6, ist ein
Wohn- und Herrenzimmer
in romanischer Stilart. Die
Ilauptpartie wird durch ein
Sofa-Arrangement mit seit-
lichen Bibliotheken gebildet.
Das Sofa ist mit echtem
französischen Militärtuch
bezogen, die Kissen mit
Handapplikationen versehen.
In . den Thüren der Biblio-
thek befindet sich Kathedral-
glas in Messingfassung. Die
Dekorationen des Zimmers
sind aus rotem Tuch mit
Velveteinsätzen und Hand-
benähungen angefertigt. —r.
Modernes Wohnzimmer, ausgeführt von der Firma Hess Sr Rom, Berlm.