Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902
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Duncker, Dora: Der Litteraturfex: Skizze
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MODERNE KUNST.
189
Der Parade-Brunnen in Mannheim.
©ep JfittepQtupfe^. ^<3-^
Skizze von Dora Duncker.
y err Fritz Karus lief mit langen, unruhigen Schritten in seinem geräumigen,
mit raffiniertem Luxus ausgestatteten Arbeitszimmer hin und her. Nervös fuhr
er zusammen,
als hinter ihm
die Thür auf-
geklinkt wurde
und ein feiner,
kluger Frauen-
kopf durch den
Thürspalt lugte.
„Wasgiebts
denn Sophie?“
Sehr ungeduldig
und gereizt kam
es heraus.
„Ich wollte
nur fragen, wes-
halb Du heut
wieder nicht auf
der Börse bist?“
Die Stimme
der Frau, die
jetzt vollends
eingetreten war,
klang vorwurfs-
voll und traurig.
„Dein Bru-
der ist da. Einer
ist genug!“
„Wie Du
meinst Fritz.“
Seufzend sah
sie in das auf-
geregte Gesicht
ihres Mannes,
der garnicht
mehr auf sie
Acht zu geben
_ [Nachdruck verboten.]
schien und sein nervöses Hin- und Herlaufen aufs neue aufgenommen hatte. Sie
war gerade im Begriff das Zimmer wieder zu verlassen, als Karus stehen blieb
und hastig sagte:
„Dass Roller so-
fort vorgelassen
wird, wenn er
kommt,und auch
Klein soll gleich
gemeldet wer-
den.“
Mit einem
leichten zustim-
menden Kopf-
nicken verliess
die Frau das
Zimmer. Nach-
dem Karus wie-
der allein war,
riss er die Uhr
aus der Westen-
tasche, prüfte
mit gerunzelter
Stirn das Ziffer-
blatt, murmelte
aufgeregt Un-
deutliches vor
sich hin und
setzte sich dann
an den grossen,
mit Büchern und
Skripturen be-
deckten Schreib-
tisch. Endlich,
nach einer im
Fieber der Er-
wartung ver-
flossenen halben
Stunde, klopfte
Joh. Hoffart: Wasserspeier vom Mannheimer Parade-Brunnen.
Joh. Hoffart: Wasserspeier vom Mannheimer Parade-Brunnen.
XV. 4
189
Der Parade-Brunnen in Mannheim.
©ep JfittepQtupfe^. ^<3-^
Skizze von Dora Duncker.
y err Fritz Karus lief mit langen, unruhigen Schritten in seinem geräumigen,
mit raffiniertem Luxus ausgestatteten Arbeitszimmer hin und her. Nervös fuhr
er zusammen,
als hinter ihm
die Thür auf-
geklinkt wurde
und ein feiner,
kluger Frauen-
kopf durch den
Thürspalt lugte.
„Wasgiebts
denn Sophie?“
Sehr ungeduldig
und gereizt kam
es heraus.
„Ich wollte
nur fragen, wes-
halb Du heut
wieder nicht auf
der Börse bist?“
Die Stimme
der Frau, die
jetzt vollends
eingetreten war,
klang vorwurfs-
voll und traurig.
„Dein Bru-
der ist da. Einer
ist genug!“
„Wie Du
meinst Fritz.“
Seufzend sah
sie in das auf-
geregte Gesicht
ihres Mannes,
der garnicht
mehr auf sie
Acht zu geben
_ [Nachdruck verboten.]
schien und sein nervöses Hin- und Herlaufen aufs neue aufgenommen hatte. Sie
war gerade im Begriff das Zimmer wieder zu verlassen, als Karus stehen blieb
und hastig sagte:
„Dass Roller so-
fort vorgelassen
wird, wenn er
kommt,und auch
Klein soll gleich
gemeldet wer-
den.“
Mit einem
leichten zustim-
menden Kopf-
nicken verliess
die Frau das
Zimmer. Nach-
dem Karus wie-
der allein war,
riss er die Uhr
aus der Westen-
tasche, prüfte
mit gerunzelter
Stirn das Ziffer-
blatt, murmelte
aufgeregt Un-
deutliches vor
sich hin und
setzte sich dann
an den grossen,
mit Büchern und
Skripturen be-
deckten Schreib-
tisch. Endlich,
nach einer im
Fieber der Er-
wartung ver-
flossenen halben
Stunde, klopfte
Joh. Hoffart: Wasserspeier vom Mannheimer Parade-Brunnen.
Joh. Hoffart: Wasserspeier vom Mannheimer Parade-Brunnen.
XV. 4