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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0097

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auch in diesem Jahrgange veröffentlicht die „Moderne Kunst“ mit Aufwendung all ihrer bedeutenden künstlerischen Mittel vornehm ausgestattete
Extrahefte. Unter ihnen hat die


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stets einen hervorragenden Platz eingenommen und die allgemeine Gunst des über die ganze Erde verbreiteten Leserkreises der „Modernen Kunst“ errungen.
Die diesjährige Weihnachts-Nummer wird an Glanz der Ausstattung die früheren Weihnachts-Nummern übertreffen.

Zahlreiche farbige und schwarze Kunstblätter

werden neben einer Fülle von in den Text gedruckten prächtigen Bildern den Lesern dargeboten.

Der Preis der Weihnachts-Nummer beträgt

für Abonnenten M. 1,20 — für Nicht-Abonnenten M. 3,00

jedoch sei bemerkt, dass wir den Abonnenten den Vorzugspreis von M. 1,20 wegen der ausserordentlich hohen Herstellungskosten der Weihnachts-Nummer
nur für ein Exemplar bewilligen können. Allen Abonnenten wird dieselbe unverlangt von ihrer bisherigen Bezugsquelle geliefert. Die Ausgabe erfolgt
so rechtzeitig, dass dieses Prachtheft bei baldiger Vorausbestellung unseren Abonnenten und Freunden als billiges und beliebtes Weihnachts-
geschenk zur Verfügung steht.

Berlin w. 57 * Leipzig * Wien * Stuttgart. Redaktion und Verlag der „Modernen Kunst“.

j\us dem
j_eben der l^ajjern.

Viceadmiral Bendemann,
Höchstkommandierender der
deutschen Flotte in China.

Der Name Zwasi hat
dieselbe Bedeutung wie
das holländische Wort
„lat“ in der Wasserbau-
kunde, womit ein schlan-
ker biegsamer Stock ge-
meint ist. Auf welche
Weise die Zwasikäffern
zu diesem Namen gekom-
men sind, ist unbekannt;
höchstwahrscheinlich je-
doch trägt ihre schlanke
und biegsame Gestalt die
Schuld daran. Die Kaffem

geben sich untereinander nach ihren körperlichen
Eigenschaften besondere Namen, so z. B. heisst —
so schreibt M. Sessingh, ein Holländer, im „N.R. C.“

— mein sehr langer Diener Mkuletsjaan, d.h. „langes
Gras“, ein anderer wird Mfietsjaan, d. h. „der
Kleine“, genannt. Ein ganzer Zulukaffernstamm
führt den Namen Sjangann, was Rietgras bedeutet.

Innerhalb des Kraals bewohnt jede Frau mit
ihren Kindern abgesondert eine Hütte. Ihre häus-
liche Stellung ist die einer Sklavin zu ihrem Manne,
der sie gekauft hat. Ihre Hauptpflicht ist es, häus-
liche Arbeiten zu verrichtet! und das Land zu
bebauen, während die jüngeren Männer des Kraals
bei der schweren Arbeit helfen. Die jungen unver-
heirateten Mädchen thun so gut wie nichts; sie ver-
bringen ihre Zeit mit Spazierengehen, Baden und mit
Spielen auf ihren eigenartigen Musikinstrumenten.

Innerhalb des grossen Kraals von Naben z. B. for-
mieren einige Hausstände von Blutsverwandten eine Art
selbständigen Ring, der jedoch, ebenso wie die kleinen
benachbarten Kraale einer Familie angehören und den
Häuptling Naben als Oberhaupt anerkennen.

Die Männer und Mädchen tragen nur einen Gürtel
um die Lenden, der mit herabhängenden Fransen ver-
ziert ist. Die verheirateten Frauen sind mit kurzen
Röcken bekleidet, die bis zu den Knieen reichen.

Der Kaffer zeichnet sich durch grosse Reinlichkeit
aus; mindestens einmal täglich nimmt er ein-Bad, wobei
er seine Haut mit weichen Steinen reibt, dann bürstet
er sich die Zähne mit grosser Sorgfalt. Nachdem er
nun mit allen diesen Reinigungsverrichtungen fertig ist,
wird die Haut mit Fett eingeschmiert, damit dieselbe
der glühenden Sonne mehr Widerstand bieten kann.

Die Sorgfalt, mit der der Kaffer seinen äusseren
Menschen behandelt, zeigt sich besonders in der schönen
glänzenden Haut.

Männer sowohl wie Mädchen erfreuen sich, so lange
sie unverheiratet sind, eines schönen Körperbaues, der
nach der Verheiratung bald verloren geht, resp. sich zu
seinem Nachteile verändert.

Die unverbastardeten Kaffernstämme, also die reinen
unvermischten Kaffern, sind sehr sittlich. Auf Ehe-
bruch stehen schwere Strafen, ebenso auf Vermischung
und Umgang mit Weissen. Ein Zwasi oder ein Zulu-
kaffer wird für keinen Preis seine Tochter an einen
Weissen verkaufen.

Nach dem Häuptling bekleidet der Doktor, gleich-

bedeutend mit Priester, den ersten Rang. Er kennt
die Pflanzen und Kräuter, die zu medizinischen
Zwecken Verwendung finden; er ist der Beschwörer
böser Geister, die sich entweder im Kraal oder im
menschlichen Körper aufhalten, wenn dieser „ver-
hext“ ist, oder nach dem Tode, woran stets ein böser
Geist, nach Meinung der Kaffern, die Schuld trägt.
Das Schlagen auf eine grosse Ochsenhaut spielt hier-
bei eine grosse Rolle.

Statt des Opiums, mit dem die Asiaten sich be-
rauschen, atmet der Kaffer den Rauch von Daggar

(eine Pflanze) ein.

Dieser Brauch ist, soweit man be-
obachtet hat, vollständig un-
schuldiger Natur, denn nach
dem Einatmen des Rauches
kommt der Raucher nach
vorhergegangener Ermü-
dung und einigen wüsten
Aufschreien für einen Augen-
blick in Extase. Nach dem
Genuss dieser Daggar ist der
Raucher vollständig wieder
hergestellt, ohne jegliche
böse Folgen zu verspüren.

E. Pottier,

Viceadmiral der französischen Flotte.

Graf Montecuccoli, Viceadmiral
der österreichischen Flotte.

Im allgemeinen
ist der Kaffer massig
in seiner Lebens-
weise, nur in Kaffer-
bier, das er ab und
zu in grossen Quan-
titäten zu sich nimmt,
berauscht er sich
gern. Nach der Ernte
beginnt für den Kraal
eine Zeit der Ruhe,

es finden auch dann viele Festlichkeiten statt.
Abends werden innerhalb eines Kreises allerlei
Tänze aufgeführt, darunter Kriegstänze mit wildem
Geschrei begleitet, auch erotische Schauspiele finden
statt. Die Zuschauer erheben hierbei einen ein-
tönigen Gesang, während der Takt durch Auf-
stampfen mit den Füssen auf den Boden angegeben
wird, was von einigen Instrumenten begleitet wird.

Das Ganze ist abends von einem rosigen Flacker-
feuer erleuchtet, wodurch ein grotesk-phantastisches
Bild erzeugt wird. Männer in vollem KriegS-
schmuck mit Assagorien (Stosslanzen) in der Hand,
formieren einen Kreis, in welchem einige schön
gebaute Kaffern, deren prächtige Figuren hierbei
voll zur Geltung kommen, elegante und zierliche Tänze
ausführen.

Der Charakter der Kaffern ist der eines echten
Naturkindes und hat auf volle Sympathie seitens der
Europäer Anspruch. Das Gemüt des Kaffern ist noch
unverdorben und noch nicht verhärtet durch gesellschaft-
liche Zwiste, er ist noch nicht abgestumpft für gewisse
Eindrücke.

In Transvaal, wo das Verhältnis zwischen einem

Weissen und einem Farbigen gewöhnlich gleich steht
wie das des Herrn zum Knechte, hängt es ganz davon
ab, ob der Weisse jeden einzelnen Kaffer nach seinem
Charakter zu behandeln versteht. Ist dies der, Fall,
dann ist das Verhältnis zwischen Baas (Herr) und Diener
ein durchaus vertrauliches und gutes.

Wo, wie in Südafrika, die weisse Bevölkerung aus
so vielen Elementen zusammengesetzt ist, die sich nicht
durch sittlichen Wert auszeichnen und auch auf wenig
Achtung Anspruch machen können, leidet der Charakter
der dort lebenden Kaffern unter dem Einfluss der mora-
lisch minderwertigen Weissen sehr. Oft tritt der Weisse
als Repräsentant der Gesittung und Bildung in unwür-
diger und gemeinerWeise dem Kaffern gegenüber auf,
wodurch der letztere, da ihm wenig gesetzlicher Schutz
zur Seite steht, schwer zu leiden hat. Ich nehme an,
dass die Kaffern der Johannesburger Goldminen sich
nicht besonders durch grosse Tugenden auszeichnen,
daran trägt jedoch nur allein die Behandlung und das
sittenlose Leben minderwertiger und moralisch herunter-
gekommener Weissen die Schuld.

Wenn man den Kaffer richtig beurteilen will, dann
muss man ihn betrachten, wenn er aus seinem Kraal
kommt, wenn er noch unbeeinflusst und unberührt ist
von sogenannter Gesittung und Bildung. Der Kaffer,
dies wiederhole ich, ist ein grosses Kind mit unzerstör-
barem, fröhlichen Gemüt, naiv, treu, ehrlich, und von
einem grossen Gerechtigkeitsgefühl beseelt.

Die europäischen Fiottenkommandanten
in China.

Zur Unterstützung der Landoperationen in Ostasien
sind eine ganze Anzahl Panzerschiffe der europäischen

Mächte in chinesischen
Häfen vereinigt. Das
stärkste der Geschwader
ist aus naheliegenden
Gründen das russische.
Es steht unter dem
Oberbefehl des Vice-
admirals Nikolaj Illario-
nowitsch Skoydlow. Die
österreichische Flotte
befehligt Kontreadmiral
Graf Montecuccoli degli
Exi und die französische

Admiral Seymour,
Höchstkommandierender der eng
lischen Flotte in China.

Flotte Viceadmiral
Edouard Pottier. Das
deutsche Geschwa-
der steht unter dem
Viceadmiral Bende-
mann, während der
englische Höchst-
kommandierende
Admiral Seymotirist.

Nikolaj Ularionowitsch Skoydlow,
Viceadmiral des russischen Geschwaders.
 
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