Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 15.1902

DOI Artikel:
Lohmeyer, Julius: Alpenglühen, [6]: Roman
DOI Artikel:
Die Ruhmeshalle in Barmen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22227#0164

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MODERNE KUNST.

75

uhmeshalle in Sarmen.

•**" [Nachdruck verboten.]

?ls 1888 die beiden ersten Kaiser des wiedererstandenen Deutschen Reiches
so schnell hinter einander gestorben waren, beschloss die Bürgerschaft
Barmens, das Andenken an sie und ihre Thaten durch Errichtung einer Ruhmes-
halle bei dem lebenden und den kommenden Geschlechtern lebendig zu er-
halten. Binnen kurzer Zeit waren 140000 M. aufgebracht, zu denen der Barmer
Kunstverein noch 60000 M. fügte, die ihm für eine geplante Kunsthalle vermacht
waren, unter der Bedingung, dass letztere mit der Ruhmeshalle vereinigt wurde.
Am 17. Dezember 1894 stellte die Stadtverordneten-Versammlung den im Herzen
der Stadt gelegenen Karlsplatz dem Denkmal-Ausschüsse zur Verfügung, der
dann anfangs 1895 das Bauprogramm feststellte und unter Aussetzung von
8000 M. für Preise zur Erlangung von Entwürfen einen allgemeinen Wettbewerb
unter den deutschen Architekten ausschrieb. Unter den eingegangenen 58 Ent-
würfen erhielten als die besten und im ganzen gleichwertigen die Arbeiten der
Herren E. Hartig, Direktor der Barmer Kunstgewerbeschule, und Professor
Skiold Neckelmann in Stuttgart je einen ersten Preis von 3000 M. Zur Aus-
führung wurde der Entwurf des Herrn Hartig, der sich durch eine besonders
glückliche Gestaltung der eigentlichen Ruhmeshalle auszeichnete, bestimmt, jedoch
vorbehaltlich einiger von den Preisrichtern als wünschenswert bezeichneten Ab-
änderungen in der äusseren Architektur. Am 22. März 1897 wurde der Grund-
stein gelegt, worauf am 28. Juni 1897 die eigentliche Bauausführung begann. Die
beiden, ursprünglich einer späteren Zeit vorbehaltenen Figurenfriese über den
Fenstern der Seitenflügel in der Vorderfront wurden zum Wettbewerb unter
fünf rheinischen Künstlern ausgeschrieben. Der Entwurf W. Gieseckes von der
Kunstgewerbeschule in Barmen wurde zur Ausführung bestimmt. Aus dem im
August 1898 veranstalteten Wettbewerb deutscher Künstler um die beiden
Kaiserstandbilder (in 13/*-Lebensgrösse und karrarischem Marmor auf abgestuftem
Sockel) gingen als Sieger hervor und wurden mit der Ausführung betraut: Bild-
hauer Joh. Boese in Berlin für Wilhelm I. und Bildhauer Emil Sauer in
Berlin für Friedrich III. Man beschloss, das Giebelfeld des Portikus mit der
schönen Figurengruppe „Germania als Beschützerin von Kunst und Industrie“
des Bildhauers Jos. Hammerschmidt in Düsseldorf zu schmücken. Heute
steht der Prachtbau vollendet da.

Die Hauptfront schaut nach Osten. Drei Seiten liegen ganz frei, während
die Rückseite durch eine entsprechend stilisierte Mauer beiderseitig Anschluss
an die dahinter stehenden Häuser erhalten hat.

Das Gebäude, an die italienische Renaissance sich anlehnend, ist ein mächtiger,
vornehmer Sandsteinbau von schöner, hellgrauer Farbe, an dem nur die äussere
Haupttreppe und der untere Teil des Sockels aus Granit, der obere Teil des
Sockels aus roh behauener Basaltlava besteht. Aus der 52,6 m langen, streng
symmetrischen Vorderfront mit vier einfachen Rundbogenfenstern an jedem der
Seitenflügel und bogenförmig aufsteigendem, kupfergedecktem Walmdach tritt die
Vorhalle kräftig hervor. Vor dieser erhebt sich ein Portikus mit vier jonischen
Säulen und Pilastern, die Kapitale mit den Reichsinsignien geschmückt, bedeckt

Dei Kuppelraum der Ruhmeshalle in Barmen.
Nach einer Photographie von Pet. Luhn, Barmen.

„Gehen die Herrschaften nur voran", bat die Generalin, „ich habe noch ein
Billet zu vollenden, die Post geht um drei Uhr ab."

Sie fanden beide von der neuen Wendung hingenommen, in den nächsten
Minuten keine Worte. Als sie das Haus erreicht hatten, wandte sich Ruthard
seiner Begleiterin mit einem beinahe flehenden Aufblick zu. „Ich darf mir diesen
plötzlichen Abschied noch gar nicht vorstellen.“

„Sie wollen glauben, dass auch mir der Gedanke nahe geht, ich danke
Ihrem Verkehr so Unvergessliches“, sagte Edith dankbar
verpflichtet, um ihre Haltlosigkeit von vorhin vor Ruthard
und sich selbst zu entschuldigen. „Aber nicht wahr, wir
bleiben uns Freunde, und Sie werden mir schreiben?“

„Schreiben? Ihr Freund bleiben? Ich weiss nicht, ob ich
das können sollte“, antwortete er abweisend. Sie waren in
den halb düsteren Vorraum getreten. Er ergriff jetzt heftig
Ediths Hand und führte sie an seine brennenden Lippen.

Dann öffnete er die Thür zum Saal und liess sie eintreten.

Sie schritt wie trunken durch die Tischreihen zu ihrem Platz.

Während der Mahlzeit wurden sie beide durch ihre
Nachbarn völlig in Anspruch genommen, und diese Ab-
lenkunger schien ihnen nicht unerwünscht. Edith zog sich bald
nach dem Essen in ihr Zimmer zurück. Dringende Vorbe-
reitungen für die beschleunigte Abreise nahmen sie ganz in
Anspruch, auch hatte sie noch Briefe nach der Heimat zu
schreiben. Ruthard streifte ruhelos auf einsamen Waldpfaden
in der Umgebung umher. Jeder seiner Gedanken war auf
die Stunde des kommenden Tages gerichtet, in der sich
sein Lebensschicksal, wie er erwartete, entscheiden sollte.

Als er gegen Abend heimkehrte, bemerkte er auf der
Terrasse unter den vor dem Hotel spazierenden und um-
her sitzenden Fremden eine ungewohnte Bewegung. Ein
Zeitungsblatt ging von Hand zu Hand, das mit Bestürzung
gelesen und aufgeregt besprochen wurde. Als er die Plan-
tanenlauben betrat und die nächste Gruppe streifte, war es
ihm, als verstumme plötzlich die erregte Unterhaltung um
ihn her, und die Blicke aller richteten sich ihm scheu und
fragend zu. Einige seiner Hotelbekanntschaften, auch sein
sonst so artiger Tischnachbar wichen ihm, wie er meinte,
mit einem scheuen Erschrecken, aus. Etwas Bestürztes,

Angstvolles lag auf allen Gesichtern. [Fortsetzung folgt].

Die Ruhmeshalle in Barmen.

Nach einer Photographie von Pet. Luhn, Barmen
 
Annotationen