An unsere Leser!
a
^Ö^eiten Kreisen ist es längst bekannt, dass sich die Sommer-Nummern der „Modernen Kunst“ durch ihre Reichhaltigkeit und Farbenfreudigkeit
auszeichnen; auch die diesjährige
Ommer-Summer
wird diesen wohlbegründeten Ruf aufs neue befestigen und vertiefen. Das mit höchster Sorgfältigkeit vorbereitete Heft soll ferner aufs neue den Beweis
liefern, dass wir auf dem mit steigendem Erfolge betretenen Wege, in allen Kreisen des Volkes Sinn für Kunst und Litteratur zu wecken und zu fördern,
rastlos fortschreiten. Ausser zahlreichen vortrefflichen Kunstblättern nach den Originalen erster Meister wird das Heft eine Fülle ausgezeichneter, mit höchster
Vollendung ausgeführter Text- und Vollbilder enthalten, welche das sommerliche Leben und Treiben anmutig und in künstlerischer Weise feiern. Als
besonders wertvoller Schmuck der Sommer-Nummer sei besonders das hervorragend schöne
doppelseitige farbige Kunstblatt: „Blumenzauber“ von <p. Innocent
angeführt. Allen Abonnenten der „Modernen Kunst“ wird auch dieses prachtvoll ausgestattete Extra-Heft ohne Preiserhöhung geliefert.
Berlin W., Potsdamer Strasse 88. Die Redaktion der „Modernen Kunst“.
^ahnoperation mit jMusik.
Einem Pariser Zahnarzt Drossner gebührt das Ver-
dienst, die Musik als ein die Betäubung förderndes
Mittel in die Zahnheilkunde eingeführt zu haben.
Drossner hat bei seinen Narkosen mit Lachgas die
Beobachtung gemacht, dass die Wahnideen in dieser
Narkose meist schreckhafter Natur sind und an die
Gehörswahrnehmungen anknüpfen, die beim Ueber-
gang vom wachen in den Schlafzustand zum Hirn des
Patienten gelangen. Diese Gehörswahrnehmungen waren
in den mitten in den belebtesten Stadtteilen liegenden
Drossnerschen Kliniken die intensiven Geräusche der
vor den Fenstern vorbeitrabenden Lastwagen und
Omnibus, und die Patienten hatten so in der Narkose
häufig die Vorstellung, von diesen Fahrzeugen über-
fahren zu werden oder ihre Kinder unter diese geraten
zu sehen und wachten dann mit der peinlichen Er-
innerung an diese Schreckensscenen auf. Nun kam
Drossner auf die Idee, diese unangenehmen Geräusche
von aussen durch harmonische musikalische Töne, die
durch einen mit einem Phonographen verbundenen
Schlauch in das Innere des Ohres getragen wurden, zu
ersetzen, und der Erfolg war, wie Dr. Schober in der
„Deutsch. Med. Wochenschrift“ berichtet, ein ganz über-
raschender. Laborde, der bekannte Pariser Physiologe,
hat selbst zahlreichen Narkosen im Drossnerschen
Institut beigewohnt und berichtet darüber in einer
Sitzung der Academie de medecine, dass gewöhnlich
diese Narkose unter Musikbegleitung schon nach einer
Minute zur Anästhesie führt, während welcher man die
Musik weiter auf das Ohr wirken lässt. Die zahn-
ärztlichen Operationen dauern gewöhnlich nur einige
Sekunden bis 1*/s Minuten, nach dem Aufwachen gaben
die Patienten an, keinen Schmerz empfunden, sondern
lediglich Musik gehört zu haben. Gelegentlich kommt
es sogar vor, besonders bei impressionablen Frauen,
dass sie mit Lachen aufwachen und erzählen, sich
soeben ausgezeichnet amüsiert nnd lustig getanzt zu
haben. Die schreckhaften Vorstellungen, mit denen
früher die Patienten aufwachten, sind nunmehr, dank
dem Phonographen, ganz verschwunden. Die Narkose
verläuft rasch, glatt und ohne jede unangenehme Neben-
wirkung. An die Beschreibung dieser merkwürdigen
und praktischen Nutzanwendung der Musik reihte La-
borde die Aufzählung der Versuche über die Ein-
wirkung der Musik auf die menschliche Seele an, die
der Psychiater Moreau gemeinsam mit ihm selbst einst
im Hospice Bicötre bei Paris gemacht hatte. Moreau
war hervorragender Musikliebhaber gewesen, und es
hatte sich so die Ueberzeugung bei ihm gebildet, dass
man durch musikalische Vorträge einen günstigen und
heilsamen Einfluss auf die Entwickelung verschiedener
psychischer Affektionen, besonders der Erregungszu-
stände, ausüben könne. Moreau liess daher regelmässig
wöchentliche Orchester- und Chorkonzerte im Asyl
Bicötre geben und die geeigneten Kranken ihnen bei-
wohnen. Diese „musikalischen Douchen“, wie Moreau
sie nannte, hatten aber nicht immer den gewünschten
Effekt und steigersten sogar bisweilen die Erregung
der Patienten, so dass oft die wohlgemeinte Harmonie
in die schrecklichste Kakophonie sich auflöste. Laborde
versuchte daraufhin, die Quelle der Musik gewisser-
massen in den Patienten selbst hineinzuverlegen, da er
glaubte, dass bei Moreaus „musikalischen Douchen“ der
Misserfolg in der grossen Distanz zwischen dem Ort
der Schallerzeugung und dem Ohr des Patienten liege.
Er suchte sich einen maniakalischen, aber trotzdem für
das Experiment hinreichend dozilen Patienten aus,
brachte ihm eine Geige unter das Kinn, und hinter dem
Patienten stehend, spielte er auf diesem Instrument.
Der Erfolg war ein unmittelbarer, der Patient beruhigte
sich nicht nur während des Spielens, sondern die
Wirkung dauerte nach, so dass der Patient selbst
dringend um Wiederholung dieses Experimentes bat.
Auch noch bei anderen ähnlichen Patienten hat Laborde
diesen Versuch gemacht und fast immer den gleichen
Erfolg erzielt. Trotz dieses ermutigenden Experiments
war es natürlich unmöglich, diese Behandlung in die
Praxis zu übertragen. Heutzutage besitzt man nun
einen musikalischen Automaten, den Phonographen,
der das früher Erstrebte ersetzen kann und dem nun-
mehr das Bürgerrecht im ärztlichen Instrumentarium
zu verleihen ist. Mit der Aufforderung an seine chirur-
gischen Kollegen von der Acadömie de medicine, bei
ihren Operationen die Beihilfe der musikalischen Sen-
sation zur Narkose zu studieren, schloss Laborde seinen
merkwürdigen Vortrag.
Das Geheimnis der peaergaukleF.
Von Leuten, die den Orient bereist haben, hört man
oft die wunderbaren Leistungen und Produktionen der
Gaukler rühmen, die thatsächlich mitunter ans Wunder-
Einbanddecken
zu den
Jahrgängen I—XV der „Modernen Kunst“.
Wir machen darauf aufmerksam, dass verschiedene
minderwertige Einbanddecken für die „Moderne Kunst“
von anderer Seite angeboten werden, für deren Haltbar-
keit wir nicht bürgen können. Im Gegensätze zu diesen
minderwertigen Deckeü sind unsere Einbanddecken mit
nur echtem Golde hergestellt und innen mit dem Aufdruck
Original-Einbanddecke
der Verlagshandlung
versehen. Sie sind Muster einer vornehmen und soliden
Ausstattung und Technik. Wir bitten ausdrücklich,
unsere Original-
Einbanddecken,
deren Preis 4 M.
beträgt, bei der
Buchhandlung
zu bestellen,
durch welche
der Bezug un-
serer Zeitschrift
erfolgt. Bei di-
rektem Bezüge
von der Unter-
zeichneten Ver-
lagshandlung
sind dem Be-
trage von 4 Mark
noch 30 Pfennig
für Porto beizu-
fügen.
Original-Einbanddecke der „Modernen Ivunst in
Meister-Holzschnitten“ nach einem preisgekrönten
Entwürfe von Prof. L. Xheyer.
Verlag Von
Rieh. Bong.
bare grenzen und den Eindruck hervorrufen, als habe
die Natur den armen Söhnen Asiens allerlei Privilegien
erteilt. Ganz besonders staunt man wohl über die
Leistungen der Feuergaukler, die die Hand in einen
Tiegel siedenden Bleies stecken, oder eine weissglühende
Eisenstange in die Hand nehmen und mit der Zunge
berühren, ohne sich im geringsten zu schaden. Diese
Kunststückchen, die auf den Unbefangenen einen grossen
Eindruck machen, erklärt der Physiker ziemlich einfach
durch das „Leidenfrostsche Phänomen“. Erhitzt man
eine Metallplatte, die von unten durch eine Flamme er-
wärmt wird bis zur Weissglut, und lässt dann einen
Tropfen Wasser auf die Platte niederfallen, so wird
dieser nicht — wie man glauben sollte — im Augenblick
in Dampf verwandelt, sondern ballt sich zu einem
Kügelchen zusammen. Man kann leicht bemerken, dass
das Tröpfchen, das sich eine ganze Zeit lang auf der
hellglühenden Platte hält, diese nicht berührt, sondern
in geringem Abstande über dieselbe schwebt, so dass
die Strahlen eines Lichtes zwischen Platte und Tropfen
in unser Auge dringen können. Man sieht ferner, dass
das Tröpfchen sich sehr schnell um sich selbst dreht
und wie ein winziger Gummiball ein wenig auf- und
niederwippt. Der Physiker Leidenfrost beobachtete
diese Erscheinung zuerst und erklärte sie wie folgt. Im
Moment der Berührung des Wassers mit der heissen
Platte bildet sich zwischen beiden ein kleiner Damplraum,
der den Tropfen trägt und so vor Berührung mit der
Platte bewahrt, und damit gleichzeitig vor dem Ver-
dampfen, da der Tropfen nur auf einige 90 Grad erhitzt
wird, also nicht sieden kann. Nimmt man die Flamme
unter der Platte fort, so dass sich diese abkühlt, so
verschwindet der kleine Dampfraum, der den Tropfen
trug, und dieser verdampft augenblicklich. — Wie hier
zwischen Platte und Tropfen ein Dampfraum ent-
stand, der beide trennte, so entsteht beim Eintauchen
der Hand in ein glühendflüssiges Metall, durch die
eigene Feuchtigkeit der Hand, eine dünne Dampfschicht
um dieselbe, die für einige Augenblicke die Hand
vor den* Wirkungen des glühenden Metalles schützt.
Taucht man die Hand in Alkohol oder Aether und
dann in einen Tiegel mit flüssigem Eisen, so ist man
ebenso wie die Feuergaukler im stände, einige Sekunden
den „Unverwundbaren“ zu spielen.
Der Hunnenkönig im Fremdenbuche.
Wie König Friedrich Wilhelm III. nach dem Tode
der Königin Luise zum erstenmale wieder zum Lachen
kam, erzählt die Regimentsgeschichte der „Maikäfer“:
Als im Jahre 1810 der königliche Hof in Potsdam weilte,
war der König durch den Tod der Königin noch ganz
gebrochen. Niemals erheiterte ein Lächeln sein Gesicht.
Eines Tages war Leutnant von Knobelsdorff, der spätere
Oberst, auf Wache und vertrieb sich die Zeit wie ge-
wöhnlich durch geschichtliche Studien, indem er sich
kurze Auszüge aus dem Gelesenen machte. An diesem
Tage beschäftigte er sich mit Attilas Kriegszügen, abends
um 9 Uhr eilte er zum König, um die Wachtmeldung
zu übergeben, in der Abends alle ankommenden Fremden
aufgeführt werden mussten. Der König nahm die
Meldung, ohne sie zu lesen, in Gegenwart der Prinzen
und Minister entgegen. Als von Knobelsdorff fort war,
sagte er: Ich möchte doch sehen, was für Fremde an-
gekommen sind, schlug die Liste auf und las darin:
„Attila, König der Hunnen“. Der König schlug ein
helles Lachen auf, zum erstenmale nach dem Tode
seiner Gemahlin. Bei Knobelsdorff erschienen nachher
die Prinzen und Minister und dankten ihm für die un-
beabsichtigte Erheiterung des Königs.
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^Ö^eiten Kreisen ist es längst bekannt, dass sich die Sommer-Nummern der „Modernen Kunst“ durch ihre Reichhaltigkeit und Farbenfreudigkeit
auszeichnen; auch die diesjährige
Ommer-Summer
wird diesen wohlbegründeten Ruf aufs neue befestigen und vertiefen. Das mit höchster Sorgfältigkeit vorbereitete Heft soll ferner aufs neue den Beweis
liefern, dass wir auf dem mit steigendem Erfolge betretenen Wege, in allen Kreisen des Volkes Sinn für Kunst und Litteratur zu wecken und zu fördern,
rastlos fortschreiten. Ausser zahlreichen vortrefflichen Kunstblättern nach den Originalen erster Meister wird das Heft eine Fülle ausgezeichneter, mit höchster
Vollendung ausgeführter Text- und Vollbilder enthalten, welche das sommerliche Leben und Treiben anmutig und in künstlerischer Weise feiern. Als
besonders wertvoller Schmuck der Sommer-Nummer sei besonders das hervorragend schöne
doppelseitige farbige Kunstblatt: „Blumenzauber“ von <p. Innocent
angeführt. Allen Abonnenten der „Modernen Kunst“ wird auch dieses prachtvoll ausgestattete Extra-Heft ohne Preiserhöhung geliefert.
Berlin W., Potsdamer Strasse 88. Die Redaktion der „Modernen Kunst“.
^ahnoperation mit jMusik.
Einem Pariser Zahnarzt Drossner gebührt das Ver-
dienst, die Musik als ein die Betäubung förderndes
Mittel in die Zahnheilkunde eingeführt zu haben.
Drossner hat bei seinen Narkosen mit Lachgas die
Beobachtung gemacht, dass die Wahnideen in dieser
Narkose meist schreckhafter Natur sind und an die
Gehörswahrnehmungen anknüpfen, die beim Ueber-
gang vom wachen in den Schlafzustand zum Hirn des
Patienten gelangen. Diese Gehörswahrnehmungen waren
in den mitten in den belebtesten Stadtteilen liegenden
Drossnerschen Kliniken die intensiven Geräusche der
vor den Fenstern vorbeitrabenden Lastwagen und
Omnibus, und die Patienten hatten so in der Narkose
häufig die Vorstellung, von diesen Fahrzeugen über-
fahren zu werden oder ihre Kinder unter diese geraten
zu sehen und wachten dann mit der peinlichen Er-
innerung an diese Schreckensscenen auf. Nun kam
Drossner auf die Idee, diese unangenehmen Geräusche
von aussen durch harmonische musikalische Töne, die
durch einen mit einem Phonographen verbundenen
Schlauch in das Innere des Ohres getragen wurden, zu
ersetzen, und der Erfolg war, wie Dr. Schober in der
„Deutsch. Med. Wochenschrift“ berichtet, ein ganz über-
raschender. Laborde, der bekannte Pariser Physiologe,
hat selbst zahlreichen Narkosen im Drossnerschen
Institut beigewohnt und berichtet darüber in einer
Sitzung der Academie de medecine, dass gewöhnlich
diese Narkose unter Musikbegleitung schon nach einer
Minute zur Anästhesie führt, während welcher man die
Musik weiter auf das Ohr wirken lässt. Die zahn-
ärztlichen Operationen dauern gewöhnlich nur einige
Sekunden bis 1*/s Minuten, nach dem Aufwachen gaben
die Patienten an, keinen Schmerz empfunden, sondern
lediglich Musik gehört zu haben. Gelegentlich kommt
es sogar vor, besonders bei impressionablen Frauen,
dass sie mit Lachen aufwachen und erzählen, sich
soeben ausgezeichnet amüsiert nnd lustig getanzt zu
haben. Die schreckhaften Vorstellungen, mit denen
früher die Patienten aufwachten, sind nunmehr, dank
dem Phonographen, ganz verschwunden. Die Narkose
verläuft rasch, glatt und ohne jede unangenehme Neben-
wirkung. An die Beschreibung dieser merkwürdigen
und praktischen Nutzanwendung der Musik reihte La-
borde die Aufzählung der Versuche über die Ein-
wirkung der Musik auf die menschliche Seele an, die
der Psychiater Moreau gemeinsam mit ihm selbst einst
im Hospice Bicötre bei Paris gemacht hatte. Moreau
war hervorragender Musikliebhaber gewesen, und es
hatte sich so die Ueberzeugung bei ihm gebildet, dass
man durch musikalische Vorträge einen günstigen und
heilsamen Einfluss auf die Entwickelung verschiedener
psychischer Affektionen, besonders der Erregungszu-
stände, ausüben könne. Moreau liess daher regelmässig
wöchentliche Orchester- und Chorkonzerte im Asyl
Bicötre geben und die geeigneten Kranken ihnen bei-
wohnen. Diese „musikalischen Douchen“, wie Moreau
sie nannte, hatten aber nicht immer den gewünschten
Effekt und steigersten sogar bisweilen die Erregung
der Patienten, so dass oft die wohlgemeinte Harmonie
in die schrecklichste Kakophonie sich auflöste. Laborde
versuchte daraufhin, die Quelle der Musik gewisser-
massen in den Patienten selbst hineinzuverlegen, da er
glaubte, dass bei Moreaus „musikalischen Douchen“ der
Misserfolg in der grossen Distanz zwischen dem Ort
der Schallerzeugung und dem Ohr des Patienten liege.
Er suchte sich einen maniakalischen, aber trotzdem für
das Experiment hinreichend dozilen Patienten aus,
brachte ihm eine Geige unter das Kinn, und hinter dem
Patienten stehend, spielte er auf diesem Instrument.
Der Erfolg war ein unmittelbarer, der Patient beruhigte
sich nicht nur während des Spielens, sondern die
Wirkung dauerte nach, so dass der Patient selbst
dringend um Wiederholung dieses Experimentes bat.
Auch noch bei anderen ähnlichen Patienten hat Laborde
diesen Versuch gemacht und fast immer den gleichen
Erfolg erzielt. Trotz dieses ermutigenden Experiments
war es natürlich unmöglich, diese Behandlung in die
Praxis zu übertragen. Heutzutage besitzt man nun
einen musikalischen Automaten, den Phonographen,
der das früher Erstrebte ersetzen kann und dem nun-
mehr das Bürgerrecht im ärztlichen Instrumentarium
zu verleihen ist. Mit der Aufforderung an seine chirur-
gischen Kollegen von der Acadömie de medicine, bei
ihren Operationen die Beihilfe der musikalischen Sen-
sation zur Narkose zu studieren, schloss Laborde seinen
merkwürdigen Vortrag.
Das Geheimnis der peaergaukleF.
Von Leuten, die den Orient bereist haben, hört man
oft die wunderbaren Leistungen und Produktionen der
Gaukler rühmen, die thatsächlich mitunter ans Wunder-
Einbanddecken
zu den
Jahrgängen I—XV der „Modernen Kunst“.
Wir machen darauf aufmerksam, dass verschiedene
minderwertige Einbanddecken für die „Moderne Kunst“
von anderer Seite angeboten werden, für deren Haltbar-
keit wir nicht bürgen können. Im Gegensätze zu diesen
minderwertigen Deckeü sind unsere Einbanddecken mit
nur echtem Golde hergestellt und innen mit dem Aufdruck
Original-Einbanddecke
der Verlagshandlung
versehen. Sie sind Muster einer vornehmen und soliden
Ausstattung und Technik. Wir bitten ausdrücklich,
unsere Original-
Einbanddecken,
deren Preis 4 M.
beträgt, bei der
Buchhandlung
zu bestellen,
durch welche
der Bezug un-
serer Zeitschrift
erfolgt. Bei di-
rektem Bezüge
von der Unter-
zeichneten Ver-
lagshandlung
sind dem Be-
trage von 4 Mark
noch 30 Pfennig
für Porto beizu-
fügen.
Original-Einbanddecke der „Modernen Ivunst in
Meister-Holzschnitten“ nach einem preisgekrönten
Entwürfe von Prof. L. Xheyer.
Verlag Von
Rieh. Bong.
bare grenzen und den Eindruck hervorrufen, als habe
die Natur den armen Söhnen Asiens allerlei Privilegien
erteilt. Ganz besonders staunt man wohl über die
Leistungen der Feuergaukler, die die Hand in einen
Tiegel siedenden Bleies stecken, oder eine weissglühende
Eisenstange in die Hand nehmen und mit der Zunge
berühren, ohne sich im geringsten zu schaden. Diese
Kunststückchen, die auf den Unbefangenen einen grossen
Eindruck machen, erklärt der Physiker ziemlich einfach
durch das „Leidenfrostsche Phänomen“. Erhitzt man
eine Metallplatte, die von unten durch eine Flamme er-
wärmt wird bis zur Weissglut, und lässt dann einen
Tropfen Wasser auf die Platte niederfallen, so wird
dieser nicht — wie man glauben sollte — im Augenblick
in Dampf verwandelt, sondern ballt sich zu einem
Kügelchen zusammen. Man kann leicht bemerken, dass
das Tröpfchen, das sich eine ganze Zeit lang auf der
hellglühenden Platte hält, diese nicht berührt, sondern
in geringem Abstande über dieselbe schwebt, so dass
die Strahlen eines Lichtes zwischen Platte und Tropfen
in unser Auge dringen können. Man sieht ferner, dass
das Tröpfchen sich sehr schnell um sich selbst dreht
und wie ein winziger Gummiball ein wenig auf- und
niederwippt. Der Physiker Leidenfrost beobachtete
diese Erscheinung zuerst und erklärte sie wie folgt. Im
Moment der Berührung des Wassers mit der heissen
Platte bildet sich zwischen beiden ein kleiner Damplraum,
der den Tropfen trägt und so vor Berührung mit der
Platte bewahrt, und damit gleichzeitig vor dem Ver-
dampfen, da der Tropfen nur auf einige 90 Grad erhitzt
wird, also nicht sieden kann. Nimmt man die Flamme
unter der Platte fort, so dass sich diese abkühlt, so
verschwindet der kleine Dampfraum, der den Tropfen
trug, und dieser verdampft augenblicklich. — Wie hier
zwischen Platte und Tropfen ein Dampfraum ent-
stand, der beide trennte, so entsteht beim Eintauchen
der Hand in ein glühendflüssiges Metall, durch die
eigene Feuchtigkeit der Hand, eine dünne Dampfschicht
um dieselbe, die für einige Augenblicke die Hand
vor den* Wirkungen des glühenden Metalles schützt.
Taucht man die Hand in Alkohol oder Aether und
dann in einen Tiegel mit flüssigem Eisen, so ist man
ebenso wie die Feuergaukler im stände, einige Sekunden
den „Unverwundbaren“ zu spielen.
Der Hunnenkönig im Fremdenbuche.
Wie König Friedrich Wilhelm III. nach dem Tode
der Königin Luise zum erstenmale wieder zum Lachen
kam, erzählt die Regimentsgeschichte der „Maikäfer“:
Als im Jahre 1810 der königliche Hof in Potsdam weilte,
war der König durch den Tod der Königin noch ganz
gebrochen. Niemals erheiterte ein Lächeln sein Gesicht.
Eines Tages war Leutnant von Knobelsdorff, der spätere
Oberst, auf Wache und vertrieb sich die Zeit wie ge-
wöhnlich durch geschichtliche Studien, indem er sich
kurze Auszüge aus dem Gelesenen machte. An diesem
Tage beschäftigte er sich mit Attilas Kriegszügen, abends
um 9 Uhr eilte er zum König, um die Wachtmeldung
zu übergeben, in der Abends alle ankommenden Fremden
aufgeführt werden mussten. Der König nahm die
Meldung, ohne sie zu lesen, in Gegenwart der Prinzen
und Minister entgegen. Als von Knobelsdorff fort war,
sagte er: Ich möchte doch sehen, was für Fremde an-
gekommen sind, schlug die Liste auf und las darin:
„Attila, König der Hunnen“. Der König schlug ein
helles Lachen auf, zum erstenmale nach dem Tode
seiner Gemahlin. Bei Knobelsdorff erschienen nachher
die Prinzen und Minister und dankten ihm für die un-
beabsichtigte Erheiterung des Königs.